Ob Schweineohren oder Sichuanpfeffer: Wer Authentisch-Chinesisches schätzt, wird in Sillenbuch fündig. Es gibt aber auch Europäisch-Chinesisches – und Gerichte für Vegetarier.

Stuttgart - CQ Flavour. Das ist mal ein ungewöhnlicher Name für ein chinesisches Restaurant. Neugierig fahren wir zum Sillenbucher Markt. Die Umgebung des Einkaufszentrums und der Innenraum verheißen wenig Ungewöhnliches. Gefliester Boden, roter Lack, dunkles Holz, Schnitzereien – so sehen chinesische Restaurants halt aus. „Zweimal Büfett, ja?“, fragt die Bedienung, aber wir verneinen. Auf warm gehaltene Pommes, gebackene Banane und Huhn Gung Bao verzichten wir gerne. Zügig überblättern wir auch, was die Bedienung als „europäische Karte“ bezeichnet.

 

Danach folgt ein Wunderland unbekannter Gerichte – das muss die „originalgetreue Chongqinger Küche“ sein, die uns hergelockt hat. Authentische chinesische Küche ist in Stuttgart und Umgebung noch rar. Jedes Gericht ist zunächst in chinesischen Schriftzeichen genannt: an etlichen Tischen sitzen Chinesen. Für Langnasen gibt es auch deutsche Namen, wenn auch mitunter etwas rätselhafte. Geschäftsführer Pei Wu findet selbst amüsiert, dass die Übersetzung nicht immer gelungen ist. Peis Frau Ruixue Zhang, die in Stuttgart Druck- und Medientechnologie studiert hat, verwirklicht mit dem CQ ihren Traum vom eigenen Lokal. Von ihr stammen die Rezepte. Beide kommen aus der südchinesischen Megacity Chongqing, die Teil der Provinz Sichuan war, bis sie selbstständig wurde.

Auch Dickdarm steht auf der Karte

Die Karte ist – regionaltypisch – schweinefleischlastig, serviert werden auch Körperteile wie Dickdarm, die uns zögern lassen. Aber es gibt Alternativen, auch für Vegetarier. Wir bestellen beherzt „C.Q.F. Ehepaar-Lungenstückchen (aus Schweinezungen, Rindfleisch und Schweineohren)“ (6,90 Euro) und Rotöl-Yuba (4,90 Euro), getrocknete Sojamilchhaut mit Gewürzen in Öl gekocht. Beides sind kalte Vorspeisen, irritierenderweise werden die warmen Hauptgerichte nebst Reis gleich dazu serviert: Schweinefleisch in scharfem Öl CQF-Art (11,90 Euro) und Lammfleisch gebraten mit Kreuzkümmel und Koriander (6,99 Euro).

Bis auf das Lamm, das in hauchfeinen Stückchen, vermengt mit Koriandergrün und Frühlingszwiebeln, kommt und ausgezeichnet schmeckt, haben alle Speisen Ähnlichkeit mit einer Suppe und sind mit einer dicken Schicht Öl bedeckt. Letzteres ist für hiesige Mägen gewöhnungsbedürftig, geschmacklich aber sind die Gerichte außergewöhnlich und munden uns vorzüglich. Selbst die Schweineohren, in schmale Streifen geschnitten, überzeugen uns. Die scharfen Gerichte bereitet die Küche uns gerne zahmer zu. Einzig von den zahlreichen Sichuanpfefferkörnern, die den Mundraum betäuben, sortieren wir etliche aus. Die Körner einer Zitrusverwandten sind ein Muss in der Sichuanküche. Nun wäre noch etwas Süßes willkommen. „Gebackene Banane?“, bietet die freundliche, handfeste Chinesin an. Danke. Wenn, dann wären wir auch beim Dessert gerne in China geblieben.

CQ Flavour Kirchheimer Straße 126, Stuttgart, www.cqflavour.de, Tel. 01 75 / 6 28 78 07. Montag bis Samstag 10.30 bis 15 Uhr, 17.30 bis 22.30 Uhr, sonn-/feiertags 10.30 bis 22 Uhr.

Die Bewertung

Küche ****

Service ***

Ambiente ***

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.