Der Schnitzel-König hat der Sportgemeinschaft West den Rücken gekehrt und ein paar Ecken weiter ein neues Lokal eröffnet: Steffen Geistbeck lädt nun in das historische Restaurant Graf Moltke im Stuttgarter Westen ein.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Stuttgart - Manche Leute aus der Nachbarschaft sagen, das ist mutig: ausgerechnet im ökologisch korrekten Stuttgarter Westen Schnitzel zu verkaufen. Dabei kocht Steffen Geistbeck seit 15 Jahren in dieser Ecke der Stadt, bislang nur in der Vereinsgaststätte der Sportgemeinschaft. „Es war Zeit für eine Veränderung“, sagt der 48-Jährige. Er hat sein Reich ins historische Lokal Graf Moltke verlagert, das es seit mindestens 100 Jahren an der spitzen Ecke zwischen Bebel- und Forststraße gibt. Zuvor hatte ein Chinese das Restaurant gepachtet – ohne es in den vergangenen drei Jahren zu öffnen.

 

Eine Schnitzel-Reise um die Welt

Seine Spezialität zieht Steffen Geistbeck konsequent durch. Stammgäste im Vereinsheim hatten ihm einst den Titel „Schnitzel-König“ verliehen. Diese Krone lässt er sich nicht nehmen. Eine Welt der Schnitzel umfasst seine Karte, eines aus Hawaii etwa mit Schinken, Ananas und Curry-Fritten. Ein ungarisches Schnitzel „mit feuriger Zigeunersoße“, das klassische aus Österreich vom Kalb (mit 16,50 Euro das teuerste) oder ein italienisches samt Spaghetti bietet er an. Mit viel Kreativität geht Steffen Geistbeck das Thema also an und holt aus dem Fleisch einiges heraus.

Rustikale Hausmannskost zu günstigen Preisen

Wie der Koch das Fleisch mit dem Hammer in der Küche bearbeitet, ist gut zu hören. In der bayerischen Variante mit einer Hülle aus Ei, süßem Senf und Meerrettich behält es seine Saftigkeit. Deftiges wie Biersoße und Brezenrösti gibt es dazu und alles für 13,90 Euro. Die polnische Variante ist einen Euro billiger, nur in saurer Sahne gebraten und mit Tomatenwürfeln, Majoran, Käse sowie Kartoffeln etwas leichter. Der Schnitzel-König serviert rustikale Hausmannskost zu günstigen Preisen. Wenn es etwas zu monieren gibt, dann die großen Portionen, die höchstens ein hungriger Handwerker völlig verdrücken kann. „Es soll jeder satt vom Tisch gehen“, sagt er. Wer so viel Schwein nicht mag, kann sich an Bratkartoffeln mit Spiegeleiern (6,80 Euro), Kutteln (10,50 Euro) oder dem mit 19,80 Euro am höchsten auf der Karte veranschlagtem Pfeffersteak vom Rind begnügen.

Die Getränkekarte zeugt von Einfallsreichtum

Mit Himbeer-Pflaumen-Limonade in Einweckgläsern (0,4 Liter für drei Euro) oder griechischem Bergtee zeigt Steffen Geistbeck auch bei den Getränken seinen Einfallsreichtum. Generell hat er Graf Moltke tatkräftig aufgemöbelt – sogar das Schild mit dessen Namen über dem Eingang, obwohl im Innern der Schnitzel-König regiert. Das Lokal hebt sich angenehm ab vom geschniegelten Schick vieler Restaurants: Der fröhliche Nordisches-Möbelhaus-Look vor unverputzten Backsteinwänden wirkt selbst gemacht gemütlich. „Manche meiner früheren Stammgäste meinten, der Bausparvertrag habe nicht gereicht“, erzählt Steffen Geistbeck und lacht. Aber er will mit seinem Neuanfang auch neue Gäste ansprechen: „Der Westen hat 36 000 Haushalte“, hat er recherchiert – und die sind nicht alle auf dem Biotrip.

Schnitzel-König – Bebelstraße 96, 70193 Stuttgart, 07 11/65 44 76, www.stuttgarter-biergarten-west.de. Geöffnet Dienstag bis Sonntag 11.30 bis 14 Uhr und 18 bis 24 Uhr.

Küche +++

Service ++++

Ambiente ++++

+++++ = herausragend, ++++= überdurchschnittlich, +++ = gut, ++= Luft nach oben, + = viel zu verbessern