Der Ableger des Münchner Restaurantkonzepts H’ugo’s, den es nun auch in Stuttgart gibt, steht für ein Lebensgefühl, das an die Yuppie-Generation der 80er erinnert: hedonistisch, ein bisschen protzig, niemals cool.

Stuttgart - Es gibt sie wieder, die Moschino-Gürtel aus schwarzem Leder mit den fetten goldenen Buchstaben. Man sieht sie zum Beispiel im H‘ugo’s und da passen sie auch unbedingt hin. Warum? Weil der Ableger des Münchner Restaurantkonzepts unter Stuttgarts Italienern wie der Designergürtel für ein Lebensgefühl stehen, das an die Yuppie-Generation der 80er erinnert: hedonistisch, ein bisschen protzig, niemals cool.

 

Der Pizzabäcker hat eine gläserne Kanzel

Wer das H’ugo’s betritt, blickt auf Kronleuchter und Champagnerregal, im Restaurant selbst trifft die unvermeidliche Reliefsteinwand auf dunkles Mobiliar und die interessante Deckenkonstruktion: Soll es eine stilisierte Echse sein, in deren Beinen Lüftung und indirektes Licht (pink!) versteckt sind? Durchs Aquarium schaut man in die Küche, der Pizzabäcker hat eine gläserne Kanzel, die Barmänner ordentlich Platz, und die Tische lassen sich zu langen Tafeln zusammenschieben. All das signalisiert: Hier kann man Spaß haben.

Essen kann man hier auch, und das gar nicht mal schlecht. Die Karte ist übersichtlich, die Preise am oberen Ende der Skala (München lässt grüßen). Außerdem gibt es ein wechselndes wöchentliches Angebot und einen Mittagstisch. Der gemischte Vorspeisenteller – „Sinfonia Mista“ genannt – vereint Klassiker wie Vitello Tonnato und Caprese und lässt ahnen: In der Küche wird Wert auf beste Zutaten gelegt.

Kein asiatisches Ikebana, sondern üppiges Italien

Bei H’ugo’s am Starnberger See essen alle die Pizza Thunfisch II, die uns auch an der Friedrichstraße gefällt: dünner Teig belegt mit Thunfisch-Sashimi, Koriander und Rucola. Das ist kein asiatisches Ikebana, sondern üppiges Italien (16,90 Euro). Das gilt ebenfalls für die Tagliolini, wie wir sie aus dem Piemont kennen, feine Bandnudeln mit ordentlich gehobelten Trüffeln in einer mächtig leckeren Soße (16,90 Euro). Das Kalbskarree ist butterzart und harmoniert aufs Feinste mit dem samtigen Kartoffelkürbispüree (34,50 Euro).

Das Essen vertreibt die trüben Gedanken

Bei vollem Haus, immerhin 180 Plätze, gerät der Service bisweilen arg ins Schwimmen. Am frühen Samstagabend werden wir freundlich bedient, auf den sehr anständigen Tocco Rosso und den Pimms No One mit viel Gurke und der typischen Ingwernote (je 7.90 Euro) müssen wir trotzdem eine Weile warten. Zur Ablenkung hängen überall an den Wänden und vor den Fenstern Flachbildfernseher. Wir knabbern an den hausgemachten Pizzabrotstangen und leiden mit dem mal wieder glücklosen VfB. Im Sommer werden wir wohl besser draußen in der abgeschirmten Lounge sitzen. Zum Glück vertreibt das Essen die trüben Gedanken. Der offene Hauswein, ein unkomplizierter Chardonnay (7,40 Euro), tut sein Übriges. Wir stoßen noch mal auf Romulo Kuranyi an, Kevin Kuranyis Bruder, der den Partyitaliener nach Stuttgart geholt hat. Auf Dessert-Klassiker wie Tiramisu oder Profiteroles verzichten wir heute. Sonst zwickt der Moschino-Gürtel.

Die Bewertung

Küche ****

Service ***

Ambiente ***

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.