Vietnam erobert Stuttgart, Sommerrollen konkurrieren mit Sushi. Ganz in der Nähe des Hans-im-Glück-Brunnens haben Van Anh Pham und ihre Schwester zusammen mit zwei Freunden das vietnamesische Lokal Sen eröffnet.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - Vietnam erobert Stuttgart, Sommerrollen konkurrieren mit Sushi. Ganz in der Nähe des Hans-im-Glück-Brunnens haben Van Anh Pham und ihre Schwester zusammen mit zwei Freunden ein weiteres vietnamesisches Lokal eröffnet. Das Sen befindet sich in den ehemaligen Räumen des Bekleidungsgeschäftes Azar, das in dieser gefragten Innenstadtlage ungewöhnlich lange leer stand. Übersetzt bedeutet Sen Lotusblüte. Das Lokal ist eine Oase inmitten der Ausgehzone, hier bedienen nette Menschen sehr aufmerksam ein relativ junges Publikum. Keine lauten Farben, keine grelle Werbung, nichts stört den Genuss. Die schlichten Bambusmöbel sind allesamt selbst geschreinert. Über den Tischen hängen bunte Lampen, durch die riesigen Fenster lässt sich der Trubel draußen entspannt beobachten.

 

„Der Umbau hat acht Monate gedauert“, berichtet Van Anh Pham, eine gebürtige Vietnamesin, die im Alter von neun Jahren nach Deutschland kam. Und zurzeit wird noch weiter gewerkelt: „Die Gäste empfanden die gelblich-grüne Farbe in der zweiten Etage als zu kühl“, berichtet sie, deshalb werde neu gestrichen. Schade sei nur, dass sie keine Genehmigung für eine Außenbestuhlung bekommen habe: „Wegen der Feuergasse wurde der Antrag abgelehnt.“

Wir starten mit einem Klassiker – den vietnamesischen Sommerrollen Nem Song (5,50 Euro). Salat, Minze und Koriander sind frisch, die Garnelen von guter Qualität. Und dann erst der Dip dazu! Intensiv im Geschmack, aber äußerst fein in den Nuancen. Dass der Koch ein Händchen für Soßen, Kräuter und Gewürze hat, zeigt sich auch bei der thailändischen Tom Kha Suppe mit Champignons und Hähnchen (4,90 Euro). Sie enthält traditionell Fischsoße, nicht jedermanns Sache. Doch dem Koch gelingt es, die salzige Flüssigkeit herauszuarbeiten, ohne dass sie aufdringlich wirkt. Dazu passt die selbstgemachte Limonade (2,60 Euro für 0,2 l).

Kaeng Ped Bed Yang (13,90 Euro), ein Kokosmilchgericht mit knusprigem Entenfleisch, ist leicht scharf und fruchtig zugleich, ein Geschmacksfeuerwerk, das keine Curry-Fertigpaste bieten kann. „Wir verzichten ganz auf Glutamat“, versichert Van Anh Pham, die Lebensmittelchemie studiert hat und Erfahrungen in der Gastronomie mitbringt.

Sehr ordentlich, aber nicht ganz so spektakulär wie die Ente, fällt das zweite Hauptgericht aus: Hai San Xao Cay (14,50 Euro), Meeresfrüchte mit Gemüse. Die Muscheln sind etwas zu weich, dafür ist das Gemüse auf den Punkt gegart. Zu mäkeln gibt es am Essen wenig, nur die Auswahl für Vegetarier könnte größer sein. Eine Kostprobe wert ist das Sizzling Vegan – gebratene WanTans in Zitronengrasmarinade mit Gemüse (13,80 Euro). Davon gerne mehr! Aber wie sagt Van Anh Pham: „Am Anfang ist niemand perfekt, wir versuchen, täglich besser zu werden.“

Sen Nadlerstraße 4, Tel. 50 46 78 99, www.senrestaurant.de. Geöffnet montags bis freitags 11.30 bis 14.30 und 17.30 bis 23 Uhr, samstags 11.30 bis 23, sonntags 12 bis 21 Uhr.

Die Bewertung:

Küche ****

Service ****

Ambiente ***

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.