Zwei Besuche, zwei Endrücke: Im Waldgasthaus Krummbachtal läuft drinnen in gemütlich-moderner Atmosphäre alles rund. Draußen jedoch wird die Wartezeit zur Geduldsprobe.

Gerlingen - Baden nur mit Bademütze“, steht auf einem vergilbten Schild über dem Ausgang zum Biergarten. Es zeugt von der Vergangenheit, als hinter dem Waldgasthaus Krummbachtal noch das idyllische Freibad in Betrieb war. Daran erinnern sich Philipp Honstetter und Dirk Geiger noch aus ihrer Jugendzeit. Mitte März haben die Wirte des Lichtblicks in Stuttgart-West das Traditionslokal zwischen dem Schloss Solitude und der Gerlinger Schillerhöhe wieder eröffnet. Jedoch nicht ohne dem verstaubten Gastraum mit gestreiften Tapeten in Grün und Lila, Kissen, Kerzen, modernen Lampen und lackierten Geweihen einen modernen Touch zu geben.

 

An einem verregneten Tag genießen wir das Interieur und studieren die Karte, die Klassiker aus Omas Küche, Burger und Flammkuchen vereint. Ob Dinner oder Snack beim Ausflug: Jeder Gast soll etwas finden, so der Anspruch der Wirte. Wir wählen als Vorspeise die Maultaschensuppe (4,30 Euro) und einen Flammkuchen mit Ziegenkäse, Äpfeln, Honig und Thymian (9,50 Euro). Die Brühe ist kräftig, der süß-salzige Flammkuchenbelag eine Geschmacksbombe. An den bodenständigen Hauptspeisen – Linsen mit Spätzle und Saiten (9,20 Euro) und ein Cheeseburger mit Pommes (9,90 Euro) – haben wir nichts zu mäkeln: einfach lecker. Beim Beilagensalat (3,80 Euro) überzeugt uns das Dressing.

Kleine Karte wegen großer Gesellschaft

Zweiter Besuch: Bei Sonnenschein nehmen wir sonntags auf der Terrasse im Freien Platz. Für rund 200 Gäste hat der Biergarten Kapazitäten. Die überaus nette Bedienung weist uns gleich darauf hin, dass aufgrund einer großen Gesellschaft nur die kleine Karte zur Verfügung steht und dass die Zubereitung des Essens eine halbe Stunde dauern wird. Das nehmen wir in Kauf und wählen den Zwiebelrostbraten an Trollingersößle (17,50 Euro) und das Jägerschnitzel (12,20 Euro), beide mit Spätzle und Salat. Dazu gönnen wir uns ein Viertel trockenen Grauburgunder (4,20 Euro) aus der Pfalz und einen fruchtigen Sauvignon Blanc aus Südafrika (4,80 Euro). Nach rund eineinhalb Stunden Wartezeit hat der italienische Herr am Nebentisch Mitleid mit uns: „Kriege Sie halbe Ofenkartoffel von mir. Sind Sie auch bissle satt“, sagt er verständnisvoll. Als der Zwiebelrostbraten – medium bestellt – endlich kommt, ist er durchgebraten. Soße und Spätzle lassen keine Wünsche offen, aber das Jägerschnitzel enttäuscht: Es ist zäh.

Weil die Bedienung aber so nett ist und sich tausendmal entschuldigt, geben wir dem Waldgasthaus Krummbachtal noch eine Chance und ordern zum Nachtisch Apfelküchle mit Vanilleeis (5,50 Euro) und Kaiserschmarrn mit selbst gemachtem Apfelkompott (8,50 Euro) im hübschen Einweckglas. Beides kommt dampfend auf den Tisch, ist nett angerichtet – und wir sind wieder ein bisschen versöhnt.

Waldgasthaus Krummbachtal