Das Lokal Cibao, der Nachfolger des „Brunnerz“, setzt auf die Küche der Dominikanischen Republik. Bisher noch ohne Erfolg: der Service ist zwar flink und überdurchschnittlich, das Essen indes nicht.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Eine gut gemachte Guacamole kann Leben retten. Der Dip, der meist aus Avocado, Koriander und Zitrone besteht, schickt den Hitzeteufel im Sommer in Richtung Eisschrank. Im Winter vertreibt er die Kälte durch eine Extraportion Chilli. Eine schlecht gemachte Guacamole führt dagegen zu schlechter Laune.

 

Die Guacamole im neu eröffneten Restaurant Cibao am Rotebühlplatz macht schlechte Laune. Wie jedes einfache Produkt steht und fällt der wichtigste Begleiter der mittelamerikanischen und karibischen Küche mit der Qualität seiner Produkte. Werden überreife Avocados benutzt, kippt die Guacamole ins Muffige – wie im Cibao.

Familie Brunner betreibt neben dem Cibao drei weitere Lokale

Im Nachfolger des Lokals Brunnerz wird jetzt ganz auf die Küche der Karibik gesetzt. Das Restaurant der Gastronomie-Familie Brunner, die in Stuttgart außerdem das Paulaner, den Ratskeller und das Hotel Sautter betreibt, ist benannt nach der Region Cibao im Norden der Dominikanischen Republik. Die Köchin im Cibao, Beronika Delgado stammt ebenso von der Insel wie Juana Brunner, die Frau von Thomas Brunner. Schon im Vorgänger Brunnerz waren karibische Elemente auf der Speisekarte zu finden. Da aber vor allem das Mittagsgeschäft im Brunnerz schlecht gelaufen sei, habe man sich zu einer Neukonzeptionierung entschieden.

Die geht leider nur bedingt auf. Der vordere Bereich des Lokals wurde zwar aufgehübscht, der hintere Teil hätte aber etwas mehr Liebe vertragen: Die Fototapete in Hängemattenoptik stünde jedem Teenager-Zimmer gut zu Gesichte, in einem karibischen Restaurant hätte man sich indes mehr Mut zum Detail gewünscht.

Dem Essen fehlt es an Frische und Würze

Das Essen ist zum größten Teil enttäuschend. Der im Serranomantel gebratenen Papaya (3,90 Euro) fehlt wie der Avocado die Frische. Der Tapas-Teller „Plato consiete Tapas“ zum Hauptgang ist zwar reichlich. Von den Hähnchen-Drum-Sticks, den Sweet Potatoes, der gebackenen Kochbanane, den Thunfisch Empanadas und dem Hähnchen in Sherryrahm (16,80 Euro) weiß nur Letzteres restlos zu überzeugen.

Auch die zweite Hauptspeise, das Lachskotelett mit Gemüsebeilage (14,30 Euro), ist maximal Durchschnitt. Die Grätendichte erfordert ein bei der Begleitung nicht vorhandenes Maß an Feinmotorik. Dem Gemüse fehlt es an Würze. Die Nachspeise kann schließlich ebenfalls nicht überzeugen. Der Flan de Leche (6 Euro), eine Art lateinamerikanischer Kumpel der Crème caramel, schmeckt mehr nach Convenience als nach Kurzurlaub in der Karibik. Bleibt zum Trost nur der Griff zum Hartalkohol: Das Cibao hat die Rum-Marke Brugal in allen Facetten im Angebot. Der Cocktail Planter’s Punch (7,90 Euro) sorgt für einen süßen Schlussakkord, der fast so stark ist wie der außergewöhnlich gute Service im Cibao. Unser unkaribisches Fazit: Von der Gastronomie-Familie Brunner hätten wir mehr erwartet.

Cibao

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