In Domenico Ruggeris Restaurant im Stuttgarter Westen stehen Pulpo und Sepia statt Pizza und Spaghetti carbonara auf der Karte. Seine Kreativität als Koch ist groß, das hat allerdings auch seinen Preis.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - Zwei Dinge kann Domenico Ruggeri nicht verstehen: die deutsche Sprache und den Hang seiner Landsleute, hierzulande immerzu Pizza zu servieren. Deutsch wird der Italiener sicher noch lernen, aber ein Pizzabäcker will er niemals werden. Er ist Koch, und zwar ein ziemlich ambitionierter. Ruggeri führt im süditalienischen Termoli ein Restaurant direkt am Meer. Mitte Dezember hat er ein zweites in nicht ganz so malerischer Lage eröffnet: an der Ecke Schwab-/Augustenstraße. Ein Jahr habe sie Räumlichkeiten gesucht, berichtet Julia Ruggeri, die seit 15 Jahren in Stuttgart lebt und ihrem jüngeren Bruder beim Neustart hilft. „Als er sieben oder acht war, stand er immer bei mir in der Küche“, erzählt sie. „Ich habe früh gemerkt, dass er talentiert ist.“ Am besten schmecken Julia Ruggeri die mit Schwertfisch gefüllten hausgemachten Ravioli (13,70 Euro) ihres Bruders.

 

Mediterrane Fischspezialitäten haben es Domenico Ruggeri angetan. Weil das Fischangebot in „Stoccardo“ nun mal nicht so üppig ist wie an der Adria, hat der Italiener Neues kreiert. Das gilt freilich nicht für die Inneneinrichtung: So wechselvoll die Geschichte des Lokals ist – zuletzt war hier das indische Restaurant Krishna beheimatet – so bunt ist der Stilmix aus Holzbalken, Wandgemälden und weißen Leinentischtüchern. Die schwäbische Hausfrau hätte vermutlich genauso gehandelt wie Ruggeri: Er konzentriert sich erst einmal aufs Kulinarische. So kommt es, dass die Speisekarte exklusiver ist als das Mobiliar.

Das Ostermenü gibt es für 29 Euro

Tadellos sind die Sepia vom Grill mit Champignons, Rucola und Pecorinosplittern (14,70 Euro). Die Bedienung macht darauf aufmerksam, dass der Pecorino geschmacklich mit dem Tintenfisch kontrastiert, was man mögen müsse. Wir mögen diese Kombination – nur die Sepia dürften wärmer sein, zumal die Champignons roh serviert werden. Interessant ist die Mischung aus Thunfisch in Sesamkruste auf roter Zwiebelmarmelade und Pinienkernen (13,20 Euro). Auch dieses Mal ist der Fisch zu kalt. Vor allem die Marmelade hat aber ein fein-fruchtiges Aroma.

Das gilt auch fürs Hauptgericht: Lachs, mariniert in Orangensoße auf Porree-Julienne und Orangenschalen (17,30 Euro). Dazu wird auf Kosten des Hauses Grillgemüse serviert – das ist freundlich, nur leider sind Auberginen und Zucchini verbrannt. Eine gute, wenn auch teure Wahl sind die Lammrippchen in Pistazienpanade mit Quenelles aus Kartoffeln und einer Sternanisreduktion (22,60 Euro). Die Klöße sind vorzüglich, die Panade hat Pfiff. Nur die Portion ist für den Preis zu klein. Besser ist das Preis-Leistungs-Verhältnis bei den Nachtischen: Für 3,80 Euro gibt es Tiramisu oder eine Eigenkreation des Chefs mit feiner Waffel. Wer im Monti e Mari speist, sollte 50 Euro pro Person einkalkulieren, es sei denn, man bestellt Pasta. Günstiger ist zudem das Ostermenü für 29 Euro.