Nachdem der Versuch, im Pfauen in Schorndorf in die Sphären der Sterneküche vorzustoßen, glücklos blieb, versprechen die neuen Betreiber nun Qualität zum bezahlbaren Preis – schwäbisch, mediterran und fleischlastig.

Schorndorf - Der Pfauen schlägt ein neues Rad – so verkünden es diejenigen, die seit November in der Schorndorfer Höllgasse – mitten in der fachwerkgesegneten Altstadt – angetreten sind, frischen und vor allem wirtschaftlich tragfähigen Wind in die 400 Jahre alte Traditionsgaststätte zu bringen. Dem vormaligen und vom Publikum letztlich zu wenig goutierten Trend zur Sterneküche folgt im ersten Haus in der Daimlerstadt direkt neben dem Geburtshaus des Autopioniers Gottlieb ein Konzept, das unterschiedliche Geschmacksvorlieben bedienen soll. Gut Schwäbisches vom Zwiebelrostbraten bis zum Gaisburger Marsch ist da auf der Karte in der gemütlich gerichteten Pfauenstube und der gediegen-hellen Genießerempore vertreten. Außerdem winken mediterrane Angebote und anspruchsvolle Fischgerichte, Vegetarisches und als Schmankerl die separate Steakkarte, mit trocken gereiftem Edelbeef aus Texas, Australien, Irland und Deutschland. Qualität zum bezahlbaren Preis, so hat es sich die neue Mannschaft um den Küchenchef Tom Schenkowski für den neuen kulinarischen Radschlag ihres Pfauen auf die Fahnen geschrieben.

 

Linsensuppe mit Himbeeren

Wir starten mit einem schön trockenen, aber fruchtig perlenden La Jara Prosecco Spumante (0,1 l, 4,90 Euro). Der Begleiter ist anschließend von der Geschmackskombination seiner Linsensuppe mit Himbeeren (5,50 Euro) sehr angetan, und auch das Tatar von geräuchertem Forellenfilet auf Kaviarcreme mit Auberginenmus (11 Euro) ist frisch und tadellos. Dass wir den auf der Schiefertafel extra angepriesenen, aber nicht mehr verfügbaren Ellwanger-Riesling durch ein Viertele derselben Sorte aus dem Hause Zimmerle in Korb (0,25 l, 6,50 Euro) ersetzen müssen, lässt sich da leicht verschmerzen.

Das Wiener Schnitzel vom Kalb mit handgeschabten Spätzle und lauwarmem Kartoffelsalat (18,50 Euro) ist zartknusprig und behagt dem jungen Schwaben. Das in einer 250-Gramm-Version handliche Rumpsteak vom irischen John-Stone-Rind (22 Euro) ist schön medium mit deutlich rosafarbenem Inneren. Je fünf Euro sind für die Backed Potatoes und die Zuckerschoten zusätzlich fällig, die in der Internet-Preisliste allerdings noch für 4,50 Euro zu haben sein sollen. Der dazu empfohlene kräftige Merlot aus Südfrankreich (0,1 l, 3,50 Euro) passt.

Gehobene Küchenvielfalt ohne Schnickschnack

Mit der großzügigen Herbstfruchtgrütze mit Schokoküchlein und Cassis-Sorbet (8,50 Euro) ist der Begleiter absolut zufrieden, während nach dem kräftigen Steak als Abschluss ein doppelter Espresso (3 Euro) samt dem Alten Pflümli (4 Euro) als Abrundung sehr angenehm ist. Das neue Rad des Schorndorfer Pfauen lässt sich kulinarisch durchaus sehen, ist unser Eindruck aus der schmucken Höllgasse: gehobene Küchenvielfalt ohne zu viel Schnickschnack und zum noch akzeptablen Preis.