Seit kurzem werden im Europaviertel Cocktails zu Burgern gereicht. Der Hans im Glück Burgergrill in den Pariser Höfen überrascht durch eine ungewöhnliche Optik und Burgern, die nichts mit Fastfood gemeinsam haben.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Das wird Fritz Kuhn trösten. Das Stadtoberhaupt bekennt, dass er beim Gang durchs Europaviertel eher an Kafka als an urbanen Flair denken muss. Doch just dort, wo sich der Oberbürgermeister nicht wohlfühlt, haben wahre Burger-Meister eine Anlaufstelle geschaffen, die sich – allen Unkenrufen vom leblosen Banken- und Büroquartier zum Trotz – quicklebendig zeigt. In den Pariser Höfen hat Ende Januar die erste Stuttgarter Dependance der Hans im Glück Burgergrills eröffnet.

 

Birkenstämme durchziehen den Gastraum

Wer aus der Glas- und Betonwelt des Europaviertels zwischen Hauptbahnhof und Stadtbibliothek in den Laden an der Lissabonner Straße 2 tritt, muss sich gehörig umstellen. An Wand und Boden herrscht grobes Holz vor, ohne dass das Restaurant muffig-rustikal wirkt. Dabei helfen sicherlich die originellen Birkenstämme, die im Gastraum fast schon Waldatmosphäre aufkommen lassen. Von trister Fast-Food-Architektur zum Glück keine Spur. Der Junkfood-Jünger wird auch beim Blick in die Karten Schwierigkeiten haben, sich zurechtzufinden. Denn das typische Vokabular bleibt auch dort außen vor. Brotlose und auch vegane Burger runden das Angebot ab.

Wir entscheiden uns für zwei Abendgedecke, die jeweils aus einem Cocktail nach Wahl plus Fritten (7,50 Euro) und einem frei wählbaren Burger bestehen. Wir testen den Klassik (6,50 Euro) und den Wilden Westen (Heumilchkäse, Grillsoße und Röstzwiebeln für 7,80 Euro). Dazu gibt einen alkoholfreien Cocktail namens Moskito und einen Hofnarr (Wodka, Pfirsich, Cranberry, Zitrone und Ananas). Die Fritten kommen in Gestalt mächtiger Kartoffelstäbchen daher, sind offenbar frisch gemacht und schmecken prima. Der Klassik-Burger hätte etwas mehr Gewürz vertragen, die Zutaten sind aber dem üblichen Burger-Einerlei deutlich überlegen. Der Wilde Westen hat genau die rauchige Note, die Freizeit-Cowboys mit Prärie und Lagerfeuer verbinden. Die Cocktails kommen frisch und spritzig – und gefährlich süffig. Entsprechend schnell leer sind Gläser – ein Umstand, der dem höflichen Serviceteam doch eine ganze Weile verborgen bleibt.

Auch zum Nachtisch passt ein Cocktail

Der Hupf im Hemd (4,50 Euro), ein warmer Gugelhupf mit Vanillesoße und Sahne, den es zum Nachtisch gibt, ist herrlich schokoladig, und die Nussstückchen sorgen für eine knackige Überraschung. Wir lernen: Auch dazu passt ein Cocktail. Wir lassen uns die Dirne (Wodka, Triple Sec, Cranberry, Limette) schmecken.

Der Stuttgarter Burgergrill ist der 14. seiner Art, in dem das Franchisekonzept umgesetzt wird. Im April sollen im Caleido am Österreichischen Platz und im Mai an der Marienstraße weitere eröffnen. Der OB muss also für den Burger nicht ins Europaviertel.