Sehr klassisch und sehr gut: Dank eines Wegzugs aus Filderstadt hat die Stadt einen neuen Edelitaliener: Das Nannina in Stuttgart-Ost. Hier steht das Wohl der Gäste an erster Stelle.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Analog zum Werbespruch „Stuttgarts bestes Möbelhaus steht in Esslingen“ sagten einige: „Stuttgarts bester Italiener ist in Bonlanden.“ Da Tonino ist jetzt wirklich in Stuttgart, heißt aber Nannina – und ehe darüber berichtet wurde, ist das Restaurant schon jeden Abend voll (was zu Problemen im Ablauf führen kann), weil viele Stammgäste mitgezogen und wohl auch froh darüber sind, „ihren“ Italiener nicht mehr in einem nüchternen Umfeld besuchen zu müssen. Die komplett neu gestalteten Räume von ehemals Da Peppe in Gablenberg können sich vorzeigen lassen: dunkles Parkett, weiße Wände, edle Holzverkleidung, schwarze Lederstühle, schlichte Tische, dazu eine Terrasse mit Bar im idyllischen Außenbereich. Zweieinhalb Jahre habe man gesucht, sagt der jung eingestiegene Geschäftsführer Fabio Di Tommaso. Er ist der Sohn der Inhaberin und Köchin Giovanna, in ihrer Kindheit in Apulien Nannina genannt; auch ihr Bruder Bartolomeo kümmert sich mit ebenso viel Hingabe wie Selbstbewusstsein um das Wohl der Gäste.

 

Das geht schon los, als wir ihn, weil einmal Pasta sein muss, fragen, welches Zwischengericht sich als leichte Vorspeise besser eignete und eine Arie über die in Butter gebratenen Ravioli, gefüllt mit Burrata-Käse und Parmesan (13 Euro) hören. Beim Anblick unseres Yellowfin-Thunfischs (16,50 Euro) will der aufmerksame Junior fast die Küche tadeln, aber die Begleitung wollte ihn halt etwas mehr als „leicht angebraten“. Er ist trotzdem tadellos, umgarnt von einem feinen Gurken-Ananas-Mix und Wildkräutersalat. Wir schreiben die Gerichte übrigens auf Deutsch, weil wir nicht wie manche der schicken Stammgäste mit italienischen Brocken und Baci um uns werfen, dafür aber trinken wir nach dem Abendessen keinen Cappuccino.

Andocken, aber nicht die Spitze sein

Bei den Preisen für die Hauptgerichte stellen wir den Anspruch: selten so gut bekommen und schon gar nicht selbst hingekriegt. Das gilt nur bedingt: Das Kalbsschnitzel (26 Euro) mit Pfifferlingen, Zucchini und Petersilienwurzel ist erwartbar gut, mehr nicht, zur gebratenen Seezunge (29 Euro) gefallen uns neben Karotten und Kohlrabi die knackigen Passe-Pierre-Algen, weil sie das sind, was wir in dieser Liga auch beim Italiener erhoffen: mal was anderes. Die Panna cotta (8 Euro) zählt zu den besten der Stadt, das Schokoladentörtchen mit selbstverständlich flüssigem Kern (10 Euro) ist top, die Weine sind es ebenso. Wer will, kann seinen Barolo für 400 Euro haben – oder wie wir einen wuchtigen Nero d’Avola (8 Euro das Viertel) und einen frischen Insolia (7 Euro).

Und wie ist das nun mit den besten Italienern Stuttgarts, die in der Küche allesamt Italienerinnen sind? Nannina dockt oben an, die offizielle Nummer eins aber bleibt La Fenice, alljährlich bestätigt mit 14 Punkten im „Gault Millau“, aus unserer Sicht gefolgt von La Scala und Messina.

Nannina,
Gaishämmerstraße 14, Stuttgart, Telefon 7 77 51 72, , Di bis So 12–14.30 und 18–23 Uhr, Sa 18–23 Uhr, Businesslunch für 14,50 Euro.