Südostasien statt Chile: Im ehemaligen Tierra del Fuego wird jetzt authentisch-scharf thailändisch gekocht. Freunde einer puristischen Länderküche kommen im Lek’s auf ihre Kosten.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Das Gebiet zwischen Neckartor und Stöckach hat kulinarisch unheimlich aufgeholt: Im Restaurant Dilgelay (Neckarstraße 156) gibt es einen hervorragenden veganen Saitan-Döner. Im Tasting Room Mezcal hoch zwei (Nikolausstraße 2) wird nicht nur dem Agavenschnaps gehuldigt, es wird auch mexikanisch aufgetischt – und zwar nicht im Sinne der schrecklichen Tex-Mex-Ketten, sondern nahe dran am Original.

 

Eine ebenfalls authentische Länderküche wird seit kurzem im Lek’s am Neckartor geboten. Wo bisher das chilenische Restaurant Tierra del Fuego beheimatet war, tischt jetzt Pensri Laonakhorn-Haßlmeyer auf. Die Wirtin, von Stammgästen schlicht Lek gerufen, kocht die Hausmannskost ihrer Heimatregion Isan im Nordosten Thailands. Seit bereits neun Jahren betreibt sie das bei Thai-Insidern sehr beliebte Bistro Lek’s im Gerberviertel.

Solide Kost trifft auf phänomenalen Service

An der Neckarstraße knüpft sie an das dort bewährte Konzept an. Helle Stoffbahnen an der Decke, ein typischer Thai-Street-Food-Wagen direkt am Eingang, im Nebenraum eine kleine Bühne für heitere Karaoke-Momente: Auch die Inneneinrichtung des neuen Lokals macht da weiter, wo das Stammhaus aufhört, ist aber ein wenig heller geraten. Auf den Biergarten hinter dem Haus darf man gespannt sein. Positiv sei an dieser Stelle der Service erwähnt: Bei der Reservierung hatten wir um einen Kinderstuhl gebeten. Der wird schließlich extra für uns angeschafft und kurz vor unserem Besuch zusammengeschraubt.

Wenig Überraschendes bieten die Speisen im neuen Lek’s – und das ist in diesem Fall positiv gemeint. Wir bestellen ganz bewusst lauter Klassiker der Thai-Küche, weil man an diesen am besten sieht, ob die Küche ihr Handwerk versteht. Das Sate Gai, die Satay-Hühner-Spieße zur Vorspeise, sind für 3,80 Euro so günstig wie gut. Der scharfe Papayasalat (Som Tam) mit Krabbenfleisch für 11,80 Euro ist eine feurig-fruchtige Wucht, die ihre ganze Schärfe – drei Chili-Schoten warnen in der Speisekarte – erst auf den zweiten Biss entfaltet. So viel Schärfe muss mittels eines Singha Biers (3,50 Euro) gelöscht werden. Wo bleibt hier eigentlich der Brandschutz?

Die Basilikum-Noten kommen wunderbar zur Geltung

Die Hauptgerichte sind ebenfalls solide im positiven Sinne. Das Gaeng Paed Mu, roter Thai Curry mit Hühnchen, Bambussprossen, Bohnen, Thai-Basilikum sowie der obligatorischen Kokosmilch (13,80 Euro), ist wie für Puristen gemacht: kein Firlefanz, trotz Schärfe kommen die Basilikum-Noten herrlich zur Geltung. Das Panaeng Pak, frisches Gemüse in Kokosmilch und Currypaste für 8,80 Euro, ist knackig, frisch – und nicht ganz so scharf.

Freunde ausgefallener kulinarischer Trips kommen im Leks ebenfalls auf ihre Kosten. So klingt die Flasche Mehkong Thailand Whiskey für 75 Euro verlockend. Wir beruhigen die angefeuerten Geschmacksnerven stattdessen lieber mit einer weiteren Runde Singha.

Die Bewertung

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.