Los Santos sind die Supergroup Stuttgarts und ein wunderbarer Familienbetrieb. Mit „Space Rangers“ wagen sie sich auf gewohnten musikalischen Wegen ins All.
Stuttgart - Da liegt sie auf dem Wohnzimmertisch im Stuttgarter Westen. Eine kleine schwarze Vinyl-Platte. Das Rund in der Mitte ist noch weiß. Es ist die erste Testpressung des Los Santos-Albums „Space Rangers“, das jetzt erscheint. Die Stuttgarter Cowboys reiten nun viel weiter, sie fliegen musikalisch ins All und veröffentlichen ihr Album auf Vinyl. Eine Premiere im Musikerdasein des Akkordeonisten und Sängers Stefan Hiss (50). „Ich wollte schon immer mal ein Album auf Vinyl herausbringen“, sagt er.
Es ist natürlich etwas verrückt, ein Vinylalbum zur veröffentlichen. „Das ist eine Investition, die man sich nicht ständig gönnt“, sagt Hiss. Die Produktion dauert länger als die einer CD und ist teurer. „Space Rangers“ wird in einer Auflage von 500 Stück auf Vinyl erscheinen. „Man wartet jetzt lange auf die fertigen Platten, weil wieder mehr auf Vinyl veröffentlicht wird“, sagt Hiss. „Das leistet man sich mal“, sagt Sängerin Lucia Schlör (45) und freut sich: „Es ist toll, sich auf Vinyl zu hören.“ Natürlich gibt es das Album auch als CD, die übrigens auch der Platte beiliegt.
Los Santos klingen jetzt auf „Space Rangers“ anders. Keine Pedal Steel ist mehr dabei, dafür aber eine Orgel, „eine Philicorda, das Modell, das Hanns-Dieter Hüsch auch gespielt hat“, erklärt Hiss, der Akkordeon und Orgel auch mal gleichzeitig spielt. Die „Space Orgel“, wie sie das Instrument bezeichnen, war auch ein bisschen schuld daran, dass Los Santos thematisch in den Weltraum flüchten.
Die Musik kreist um Country, Surf und Tex-Mex
Nachdem die Cowboys auf dem Vorgängeralbum auf dem Rio Grande gesurft sind, reisen sie jetzt ins All, haben Songs zum Thema geschrieben und einmal mehr ein paar obskure Lieder aufgetan. Musikalisch eingebettet irgendwo zwischen Country, Surf und Tex-Mex. Gitarrist Joscha Brettschneider (26) und Schlagzeuger Bernd Öhlenschläger (44) komplettieren die Besetzung. „Wir sind vier Leute, die das mit der gleichen Leidenschaft machen“, sagt Hiss.
Und Los Santos ist auch ein Familienprojekt. Eine Patchworkband: Lucia und Stefan sind ein Paar, Joscha ist Stefans Sohn. „Die acht richtigen und wichtigen Songs haben es auf das Album geschafft“, sagt Hiss. Darunter sind eigene Lieder, aber auch etwa „Bang Bang“ von Sonny Bono, das unter anderen von Cher und Nancy Sinatra gesungen wurde, „Space Girl“, das bluesige „Radioactive Mama“ von Sheldon Allman, die Rockabilly-Nummer „Tiny Space Man“ von Jumpin‘ Bill Carlisle oder auch Johnny Cashs „Understand Your Man“ – inklusive einem eingeschmuggelten Satz von William Shatner aus „Star Trek“.
Stefan Hiss ist ein Vielspieler, „die Band Hiss ist mein Job, Los Santos mein Hobby“, sagt er. Ab Januar 2017 steht er außerdem in „Das Stuttgarter Hutzelmännlein“ nach Eduard Mörike im Schauspiel Stuttgart auf der Bühne. Musikalischer Leiter ist Max Braun. Noch so ein bekannter Musiker – nicht nur in Stuttgart.
Das Musikerdasein liegt in der Familie
„Der Joschi“, wie ihn Lucia liebevoll nennt, ist inzwischen auch schon seit acht Jahren und von Beginn an in Papas Band. Er gilt derzeit als einer der besten Gitarristen der Stadt, spielt bei den Tremolettes und BRTHR, hat aber noch andere musikalische Projekte wie etwa eines mit der Staatstheater-Schauspielerin Hanna Plaß. Der kleinste gemeinsame musikalische Nenner in seinen Formationen sind womöglich Soul und Blues. Bei all seinen Bands nimmt er jedoch stets eine andere Rolle ein. Joscha Brettschneider hat mit zwölf Jahren angefangen, Gitarre zu spielen, war Fan von Led Zeppelin und interessierte sich dafür, woher die Musik kommt, die er gut findet. Praktisch, dass der Vater so viele Soul- und Blues-Platten, sowie reichlich Sekundärliteratur daheim hatte. Das Musikerdasein liegt in der Familie.
„Künstlersein kann man nicht lernen. Das ist ein innerer Trieb“, sagt Schlör. „Und man hat ja immer das Risiko und lebt mit einer Unsicherheit.“ Sie ist Schauspielerin und Sängerin. Sie wird im Theater der Altstadt in der kommenden Saison in „Dantons Tod“, „Er ist wieder da“, „Außer Kontrolle“ und „Loriots dramatische Werke“ auf der Bühne stehen, sie ist Clown in einem Kinderkrankenhaus und natürlich Sängerin. Als Requisiteurin arbeitet sie derzeit auch an der Stuttgarter Oper. Für alle Beteiligten ist Los Santos „ein Herzensding“. Und Stefan Hiss fügt an: „Diese Herzensangelegenheit darf gern noch mehr Raum einnehmen.“
Los Santos präsentieren die neuen Lieder am 23. September um 20 Uhr im Laboratorium Stuttgart. Das Album „Space Rangers“ erscheint bei Part Records.
www.los-santos.eu