LSU Schäberle stellt mit einer Umschaltanlage sicher, dass der Energiekreislauf der Firma nie unterbrochen wird.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Weilimdorf - Auf dem Großteil der Waren, welche die Firma LSU Schäberle lagert oder transportiert, prangen Etiketten mit der Warnung: Achtung, gefährlich. Eine offene Flamme, ein toter Baum mit totem Fisch oder eine Flüssigkeit, die eine Hand verletzt – die Piktogramme sollen all jene warnen, die mit den Gefahrgütern hantieren. Die Mitarbeiter des Weilimdorfer Logistik- und Speditionsunternehmens sind speziell für den Umgang mit riskanten Stoffen geschult. „Das Lagern und Transportieren von Gefahrgut ist unser Kerngeschäft“, sagt Lagerleiter Steffen Lobert. „Das schließt alle Stoffe ein, die Mensch, Umwelt oder Tiere gefährden könnten. Also alles, was nicht frei gelagert werden darf.“ Dies seien zum Beispiel Lösungsmittel oder spezielle Kunststoffe für die Bauindustrie. Meistens seien die Stoffe sehr leicht entzündlich oder ätzend, nur selten wirklich hochtoxisch.

 

Die Firma, die 1973 von Heinz Schäberle in Weilimdorf gegründet wurde und heute von seinem Sohn Thomas geführt wird, organisiert den Transport von normalen und gefährlichen Waren in 38 europäische Länder. Etwa 10 000 Fahrten fallen pro Jahr an. Im Weilimdorfer Gewerbegebiet an der Motorstraße werden drei Hallen betrieben, eine angrenzende, 2013 errichtete Halle steht auf Korntaler Gemarkung. Insgesamt können mehr als 85 000 Paletten gelagert werden.

Wenig Sauerstoff, geringere Brandgefahr

Für die Gefahrgüter sind dabei ganz spezielle Bedingungen erforderlich. In manchen Bereichen darf eine bestimmte Temperatur nicht überschritten, in anderen nicht unterschritten werden. „In einem der Lager haben wir ein Klima wie auf dem Matterhorn“, sagt Lobert. Der Sauerstoffgehalt ist dort stark reduziert, um die Brandgefahr zu minimieren. Personen dürfen sich dort nicht länger als 15 Minuten aufhalten, weshalb die Lagerhalle vollautomatisch betrieben wird. In einer anderen Halle gibt es spezielle Brandschutztore, die innerhalb einer Minute, nachdem ein Alarm eintritt, geschlossen werden. Zusätzlich lagert auf dem Dach ein riesiger Tank mit Kohlendioxid, das dann versprüht wird und das Feuer erstickt. „Mit den Mitarbeitern machen wir regelmäßig Fluchttrainings“, sagt der Lagerleiter. Gefahrgutlagerung setze außerdem voraus, dass der Boden aller Hallen speziell versiegelt sei. Auffangwannen würden verhindern, dass gefährliche Stoffe auslaufen können.

Ein wesentliches Element für das sichere Lagern der Gefahrgüter ist eine konstante Energieversorgung. „Ohne Strom kommen wir sehr schnell in einen gefährlichen Bereich“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Schäberle. Dies sei im Winter 2012 „bitterlich aufgezeigt“ worden, als der Strom für mehrere Stunden ausfiel. Aber auch kürzere Energieschwankungen würden bereits den Anlagen schädigen. Außerdem sei eine konstante Stromzufuhr unverzichtbar, um jederzeit jene speziellen Bedingungen aufrechterhalten zu können, die Gefahrgüter erfordern. „Für die Betriebssicherheit unserer Mitarbeiter, unserer Kunden und der Umwelt können wir es uns nicht leisten, ohne Strom zu sein“, betont Schäberle.

Umschalten zwischen zwei Stromnetzen

Um Energieausfälle oder -schwankungen in Zukunft zu verhindern, hat Thomas Schäberle die EnBW-Tochter Netze BW damit beauftragt, eine Lösung zu erarbeiten. Michael Schober, der Leiter der Netzkundenbetreuung, präsentierte das Ergebnis vor kurzem. Demnach sollen die vier Werkhallen im Notfall vom Stuttgarter Stromnetz zum Ludwigsburger Stromnetz umgeschaltet werden oder umgekehrt. Möglich ist dies, da die Spedition genau an der Gemarkungsgrenze von Weilimdorf zu Korntal liegt. „Dies bot die Möglichkeit, die Stromversorgung über beide Netzsysteme einzurichten“, erklärt Michael Schober. Da beide Netze durch eigene Umspannwerke versorgt würden, sei es äußert unwahrscheinlich, dass beide gleichzeitig ausfallen würden. Da die Gemeinden Stuttgart und Ludwigsburg jedoch unterschiedlich starke Mittelspannungsnetze aufweisen, musste LSU eine spezielle Umschaltanlage bauen lassen, die auf eine einheitliche Niederspannung herunter regelt.

Schober betont, dass die gefundene Lösung höchst innovativ sei. „Es wäre mir nicht bekannt, dass dasselbe Prinzip schon einmal woanders in Deutschland umgesetzt worden wäre.“ Andere Firmen, die ebenfalls an der Nahtstelle zweier Umspannwerke angesiedelt seien, könnten das Prinzip in Zukunft ebenfalls umsetzen.

LSU Schäberle investierte rund 100 000 Euro für die Maßnahme. „Die Sorge eines Stromausfalls sind wir jetzt los“, sagt Thomas Schäberle.