Die Stadt will den Bahnhof attraktiver gestalten. Im Rahmen eines Förderprojekts wird nun ein innovatives Gebäude in der Nähe der Schienen angedacht. Ob dieses realisierbar ist, ist allerdings noch unklar.

Ludwigsburg - Am Bahnhof tut sich etwas: Das neue Gepäckfachsystem Yoloma ist fast fertig installiert, die Testphase der elektronischen Anzeigen für die Busse geht bald in den regulären Betrieb über und für die Zukunft des derzeit leer stehenden Kiosks am Busbahnhof gibt es neue Ideen. Nun soll noch ein weiterer Baustein den Bahnhof attraktiver machen und damit weiter in Richtung Wohlfühlbahnhof rücken: Die Stadt prüft derzeit mit Hochdruck, ob der Bau eines Hightech-Parkhauses in der Nähe der Gleise möglich wäre.

 

Hintergrund der Ambitionen für ein solches Gebäude ist das Projekt Regio-Win, für das unter anderem die Region Stuttgart einen Zuschlag erhalten hat. Im Rahmen des Projekts, das mit EU-Geldern gefördert wird, sollen fünf sogenannte Mobilitätspunkte in der Region entstehen, an denen der Übergang vom Auto zum öffentlichen Verkehrsmittel besonders attraktiv gestaltet wird. Neben Esslingen, Fellbach, Schorndorf und Eislingen soll auch in Ludwigsburg ein solcher Mobilitätspunkt eingerichtet werden.

Park-and-Ride-Haus mit Zukunftstechnologien

Noch ist unklar, ob dieser tatsächlich über ein innovatives Parkhaus realisiert werden soll – und wenn ja, wie dieses genau aussehen und wo es entstehen könnte. Angedacht ist ein Park-and-Ride-Haus, das zahlreiche Zukunftstechnologien in sich vereint. So könnte dort die Infrastruktur für Elektromobilität untergebracht werden, also beispielsweise Ladestationen für Elektroautos und -fahrräder. Auch eine Smartphone-App mit Buchungsmöglichkeiten und Informationen rund um das Parkhaus könnte etabliert werden.

Einer der favorisierten Standorte ist das Gelände der bestehenden zwei Parkebenen direkt neben dem Bahnhof. Man sei mit der Eigentümerin – der Dibag Industriebau AG, die zur Münchner Unternehmensgruppe Doblinger gehört – im Gespräch, sagt der Bahnhofsmanager Arne Wintermeier. Allerdings verhandle die Stadt auch mit den Besitzern anderer Flächen über einen möglichen Grunderwerb, entschieden sei noch nichts.

Es könnten hunderte Radstellplätze entstehen

„Es gibt unterschiedliche Szenarien, mit denen wir uns gerade intensiv befassen“, sagt Wintermeier. Ein Parkhaus hätte aus seiner Sicht aber den Vorteil, dass es dem enormen Parkdruck – insbesondere, was die Fahrräder betrifft – entgegenwirken könnte. Denn in diesem könnten unter anderem mehrere hundert Radstellplätze entstehen, derzeit gibt es auf der Innenstadtseite des Bahnhofs gerade einmal 70 sowie zusätzlich 65 Radboxen. Offenbar sollen wesentliche Entscheidungen zum Regio-Win-Projekt im Herbst fallen – dann will man in Ludwigsburg gleich durchstarten. Jürgen Wurmthaler, der Direktor für Wirtschaft und Infrastruktur beim Verband Region Stuttgart, hält die Ideen der Barockstadt für vielversprechend. Er betont allerdings auch: „Man kann nicht nur ein Parkhaus bauen, es muss schon Teil eines städtebaulichen Gesamtkonzeptes sein und eine Wirkung für die gesamte Stadt entfalten“.

Derweil geht es an anderer Stelle beim Bahnhof voran: Die multifunktionalen Gepäckfächer mit Namen Yoloma (Your local market) werden in diesen Tagen in der Zwischenebene zur Bahnhofsunterführung eingebaut. Nach der Sommerpause können sie zunächst sechs bis acht Wochen kostenlos getestet werden, bis der reguläre Betrieb startet. Die Testphase für die elektronischen Anzeigetafeln am Busbahnhof neigt sich indes dem Ende zu. Nächste Woche soll wohl der Normalbetrieb starten.

Im Kiosk am Busbahnhof, der seit Kurzem leer steht, habe man zunächst einen Ticketverkaufsschalter angedacht, so der Bahnhofsmanager. Doch nun sehe es so aus, als werde dort wieder ein Kiosk starten – eventuell mit dem Schwerpunkt auf Zeitschriften und Zeitungen, in dem Bereich gebe es am Bahnhof Nachholbedarf.

Auf dem Weg zum Wohlfühlbahnhof

Regio-Win:
Der Wettbewerb Regio-Win soll dazu beitragen, dass die Verbesserung der Standortfaktoren im Land als regionalpolitische Daueraufgabe systematisch verfolgt wird. Das Projekt ist ein Element des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), einem Strukturfonds der EU. In Baden-Württemberg haben sich elf Regionen für die Teilnahme am Regio-Win-Programm qualifiziert. In der Region Stuttgart liegt der Fokus auf den Mobilitätspunkten.

Wohlfühlbahnhof
: Der verwinkelte Ludwigsburger Bahnhofsbau gilt als architektonische Fehlleistung. Doch vor einigen Jahren hat der Oberbürgermeister Werner Spec den Schmuddelecken den Kampf angesagt und als Ziel einen „Wohlfühlbahnhof“ ausgerufen. Auf dem Weg dorthin wurde unter anderem das Westportal umgestaltet und die Unterführung saniert.