Derweil jubeln die Schützen über den Erhalt des Schießgeländes. Im Landratsamt hält sich die Freude darüber in Grenzen. Als ausführende Behörde hat es die 2,3 Millionen teure Sanierung des Schießgeländes beaufsichtigt.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Für die Vereinsmitglieder ist der Vermerk auf der Homepage der Sportschützen Neckarweihingen von besonderer Tragweite: „Es ist amtlich: heute, am 21. Januar, wurde der Kaufvertrag unterschrieben. Der Weiterbestand des Vereins ist damit gesichert. Danke an den Investor!“, ist dort zu lesen. So kommentieren die Schützen den Kauf ihres auf Steuerzahlerkosten sanierten Areals durch den Ludwigsburger Landwirt Paul Stadelmaier. „Selbstverständlich ist die Freude groß“, sagt Jörg Röther, der erste Vorsitzende der Sportschützen. Denn der neue Besitzer, der selbst Mitglied im Verein ist, will ihnen die Anlage zur Benutzung überlassen. Einzige Auflage des Landratsamts: statt mit Bleimunition müssen die Schützen und Jäger mit Eisenmunition schießen. Das tun sie aber ohnehin schon seit einiger Zeit.

 

Haas hält das für eine „bedauerliche Lösung“

In der Kreisbehörde hält sich die Freude über den Verkauf aus der Insolvenzmasse des Vereins hingegen in Grenzen. Der Landrat Rainer Haas hält es für „sehr bedauerlich, dass man aus Sicht des Steuerzahlers keine andere Lösung gefunden hat“. Unter Aufsicht des Landratsamtes hatte die vom Regierungspräsidium angeordnete Bodensanierung auf dem Neckarweihinger Gelände stattgefunden, das sich die Sportschützen mit der Kreisjägervereinigung teilen. Beide Vereine waren unter ihrem alten Namen in die Insolvenz gegangen, weil sie die Sanierung der von ihnen durch Bleimunition verseuchten Böden in Höhe von 2,3 Millionen Euro nicht zahlen konnten. Wenig später haben sie sich unter ihrem heutigen Namen neugegründet. Das Regierungspräsidium wollte den Verkauf am Donnerstag nicht kommentieren.

Der Vereinschef Röther kann den Ärger Außenstehender über das finanzielle Desaster „durchaus verstehen“. Er hält das jedoch nach wie vor für eine einseitige Sicht, da 95 Prozent der Vereinsmitglieder nie auf der für die Bodenverunreinigung ursächlichen Tontaubenschießanlage geschossen hätten. „Sie haben mit dem Stand nichts zu tun.“ Durch Feste und Veranstaltungen würden die Mitglieder desungeachtet weiter versuchen, die Schulden aus der Insolvenz abzutragen.

Insolventverwalter der Jäger führt Verkaufsgespräche

Vielleicht werden die beim Steuerzahler verbleibenden Kosten in den nächsten Wochen noch ein wenig mehr abschmelzen. Denn auch Gerhard Fichter, der Insolvenzverwalter des Kreisjägervereinigung, ist in Verkaufsgesprächen für das Areal der Jäger. Anders als Manfred Rüdisühli, der Insolvenzverwalter der Schützen, kann er aber noch keinen Vollzug melden, hieß es am Donnerstag aus seiner Kanzlei.