Der japanische Maler Shinpei Hamaguchi fasziniert die Besucher im MIK – und verbindet Malerei, Tanz und Percussion. Mit einer Performance reist die erste Kunstschule Japans zwei Monate durch Deutschland. Und macht Station im Kunstverein.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Die Feen sind Shinpeis Begleiter. Als er die Räume im MIK, dem Ludwigsburgmuseum, betreten und sich umgeschaut hat, ist ihm klar: auch heute wird er mit seinen Acrylfarben wieder ein solches Zauberwesen malen. Das tut er auf seiner Reise durch Deutschland oft. Deutschland ist für ihn ein Feenland. Nach Ludwigsburg eingeladen haben ihn der Kunstverein, die Tanz- und Theaterwerkstatt und das Café Zichorie.

 

Shinpei Hamaguchi, wie er mit vollständigen Namen heißt, wenn er nicht als Künstler bei einer Performance auftritt, ist 24 Jahre alt. Er kommt aus einem kleinen Dorf in Japan, das irgendwo zwischen Osaka und Nagano inmitten von Reisfeldern liegt. In einer Dreiviertelstunde hat er am Donnerstagabend ein knallbuntes Wesen auf einer gelbe Leinwand erstehen lassen. Auf Nachfrage verrät er später, es handle sich um eine Art Schutzgöttin des Baseballs. In Japan ist das der Sport schlechthin. Populärer als Fußball. Mugeras heißt die Figur, die Shinpeis Fantasie entstammt.

Der Maler Shinpei malt ganz still vor sich hin

Shinpei ist eher still bei dieser Performance. So still wie sein zahlreich erschienenes Publikum. Er trägt eine bunte japanische Mütze. Sein T-Shirt signalisiert durch die vielen Farbflecken, dass er innigen Umgang mit den Materialien pflegt.

Begleitet wird sein öffentliches Malen von der japanischen Tänzerin Yuko Taniue und dem südafrikanischen Tänzer und Percussionisten Eron Greybe. Wild Art Yese heißt die erste Kunstschule Japans, die die beiden gegründet haben. Sie verfolgt einen für Japan niederschwelligen Ansatz. Ganze Familien mit gleich mehreren Generationen nutzen das Angebot. Shinpei ist einer der ständigen Gäste. Er wohnt ein Dorf weiter in einer der Diakonie vergleichbaren Einrichtung für behinderte Menschen mit Namen „Garten der Hoffnung“. Seine Arbeit dort ist: Malen. Das tut er nun auch auf der zweimonatigen Reise, die das Trio durch verschiedene Städte Deutschlands führt. Für Shinpei ist es eine Reise durch ein imaginäres Feenland. Die Fantasie ist sein Wegweiser.

Tanz und Percussion bilden die Ergänzung

Geräusche von kullernden Holzstäbchen, Gitarrenklänge und ein durchdringendes Trommelgeräusch aus dem Bauch der Gitarre geben dem Malen eine Klangkulisse. Die Tänzerin bewegt sich in der Anmutung einer Stabpuppe durch den Raum. Shinpei lässt sich nicht beirren. Bei der Theater- und Tanzwerkstatt haben sie lange darüber diskutiert, ob es von Bedeutung sei, dass der junge Mann eine geistige Behinderung habe, sagt Hannah Kopietz. Was sagt es über ihn, fragt sie. Schließlich zeigt der Abend die Kompetenzen des jungen und staunenden Deutschlandreisenden – und nicht seine Defizite. Seine Bilder jedenfalls fanden in Ludwigsburg Käufer.