Die evangelische Kirche in Ludwigsburg bündelt ihre Verwaltung und ihre diakonischen Einrichtungen am Marktplatz. Jetzt hat das große Kistenpacken begonnen.

Ludwigsburg - Ist die Zeit für den Bau des neuen Hauses der evangelischen Kirche am Marktplatz schon knapp bemessen gewesen, ist die Sanierung des Altbaus erst recht eng getaktet: Maler und Fußbodenleger müssen innerhalb von einer Woche fertig werden. Am neuen Gebäude hinter dem Dekanat ist ein Jahr lang gearbeitet worden. Vom 1. Januar an arbeiten knapp 50 kirchliche Mitarbeiter im Alt- sowie im Neubau. Das Haus der Diakonie an der Gartenstraße 17 – 21, in dem auch der Gemeindesaal der Stadtkirchengemeinde untergebracht ist, wurde verkauft. Es muss bis Jahresende geräumt sein.

 

„Ich muss unseren Mitarbeitern ein besonderes Lob zollen“, sagt der Kirchenpfleger Siegfried Schmid. „Ein Jahr lang haben sie es ertragen, hier bei Krach und Staub zu arbeiten – ohne zu klagen.“ Das Projekt war nicht nur ambitioniert in der zeitlichen Planung, es war auch äußerst schwierig und kompliziert in der Umsetzung. Gebaut wurde im ehemaligen Dekanatsgarten, die einzige Zu- und Abfahrt für Lastwagen bestand in der doch reichlich engen Hofeinfahrt von der Unteren Marktstraße her.

Der Grund für die Rochade ist der große Sanierungsbedarf

Auslöser für die Rochade der Ludwigsburger Gesamtkirche sowie Gruppen und Kirchengemeinden war der große Sanierungsbedarf im Haus der Diakonie. Die Räume an der Gartenstraße sind in einem sehr schlechten Zustand, und sie sind längst zu groß geworden. „Das alte Gebäude ist eine Energieschleuder“, sagt Schmid. So wurde die Idee einer Konzentration der verschiedenen Einrichtungen in der Stadtmitte geboren. An der Stelle des alten Diakoniegebäudes werden Wohnungen gebaut. Die Firma Layher hat das Grundstück erworben und kürzlich im Gemeinderat die Pläne für die Neubauten vorgestellt.

Da die Gesamtkirchengemeinde das lukrative Areal an der Gartenstraße für einen guten Preis verkaufen konnte, kann sie mit diesem Geld einen Großteil der Baukosten am Marktplatz begleichen. Diese waren ursprünglich auf 4 Millionen Euro geschätzt worden, inzwischen sind daraus 4,4 Millionen geworden. „Das hat zum Teil mit der Kostensteigerung im Bausektor zu tun“, sagt der Kirchenpfleger. „Aber auch damit, dass die Gebäude hier alle ohne Fundamente sind.“ Zusätzliche Stützen waren nötig, um die aus dem frühen 18. Jahrhundert stammenden Anwesen rundum statisch zu sichern. Dazu kamen Auflagen in Sachen Brandschutz und Denkmalschutz: „Wir mussten einen Laubengang erhalten, der ohne Nutzen ist“, sagt Schmid.

300 000 Euro von der Landeskirche

Der landeskirchliche Ausgleichsstock fördert den Neubau mit 300 000 Euro, der Kirchenbezirk mit weiteren 100 000 Euro. Außerdem kann die Kirche auf Mieteinnahmen hoffen: Neben einem Laden im Erdgeschoss werden die diakonische Bezirksstelle und der Hospizdienst als Mieter aufgenommen. Insgesamt werden von Januar an knapp 50 Mitarbeiter dort tätig sein. Allein die Gesamtkirchengemeinde zählt 20 und die diakonische Bezirksstelle 18 Beschäftigte. Der größte Raum im Neubau ist ein Gemeindesaal für die Stadtkirchenpfarrei, er fasst 120 Personen. Schmid erwartet ein lebendiges Treiben im neuen Zentrum der evangelischen Kirche. Denn an den Abenden werden auch Vereine, Chöre und sonstige Nutzer dort ein und aus gehen. „Künftig hat jeder seine Heimat hier“, sagt Siegfried Schmid.