Seit 14 Jahren ersehnen Lehrer und Eltern des Goethe-Gymnasiums in Ludwigsburg eine Sanierung. Jetzt wird der Umbau des Schulgebäudes erneut verschoben.

Ludwigsburg - Die Fenster am Ludwigsburger Goethe-Gymnasium sind marode, die Heizung ist entweder kalt oder überhitzt, und die Akustik in den Klassenräumen des Haupttrakts ist miserabel. Das ehrwürdige Gebäude ist bald 60 Jahre alt und höchst sanierungsbedürftig. Doch daraus wird so schnell nichts, denn die ersten Handwerker werden sicher nicht vor 2015 anrücken. Erneuerung und Umbau des humanistisch ausgerichteten Gymnasiums sind erneut verschoben worden.

 

„Für uns hat das schon ein Geschmäckle“, sagt Regine Stöckle, die Vorsitzende des Elternbeirats. „Man wird das Gefühl nicht los, dass zuerst die anderen kommen und wir immer ganz hinten stehen.“ Die Stimmung in der Schule sei entsprechend – irgendetwas zwischen Frustration und Resignation. Stöckles Tochter hat im Sommer Abitur gemacht, im kommenden Jahr ist ihr Sohn dran. Für sie persönlich wäre damit die unendliche Geschichte Goethe-Sanierung beendet. „Aber mir geht es auch um die Nachfolgenden. Ich möchte nicht, dass die dann irgendwann in Baracken sitzen und es ist kein Geld mehr da für die Schulsanierung.“

Toiletten riechen nicht mehr gar so scheußlich

Der Plan, die große Schule an der Seestraße zu sanieren, besteht sei 1998. Geschehen ist seither nicht viel. Mit Ausnahme einer Erneuerung des Fachklassentrakts im Jahr 2009, sagt der Schulleiter Wolfgang Medinger. „Damals sind die Lehrsäle und Praktikumsräume für Chemie, Biologie und Physik gemacht worden.“

Das Goethe-Gymnasium hatte vom Konjunkturprogramm II profitiert und eine halbe Million Euro erhalten. „Darum stehen wir mit der Naturwissenschaft und der Technik in der Mittelstufe sehr gut da“, sagt Medinger. Als es fast zur gleichen Zeit aber darum ging, auch endlich einmal die veralteten Toilettenanlagen zu sanieren, war die Schulleitung weniger erfolgreich: Jetzt wurde auf den Schulentwicklungsplan verwiesen. Der sieht vor, dass das Goethe-Gymnasium ohnehin umfassend saniert wird – allerdings erst, wenn der Grundschulcampus fertig und zuletzt die Pestalozzischule umgezogen ist. „Immerhin wurden die Leitungen gereinigt“, sagt Medinger. Seither rieche es in der Knabentoilette nicht mehr gar so scheußlich.

„Das Gebäude ist im Innern kerngesund“

Energetisch sei das Goethe „in katastrophalem Zustand“, sagt der Schulleiter. Nachdem es vor einigen Jahren Probleme mit wackligen Fenstern gegeben habe, seien sie kurzerhand festgeschraubt worden, berichtet Stöckle: „Jetzt sind die halt nicht mehr zu öffnen.“ Die Elternbeiratsvorsitzende fürchtet, es werde zugewartet, bis einmal etwas Schlimmes passiere.

Zur neuerlichen Verschiebung kommt es, weil im Vorfeld der Haushaltsberatungen in dieser Woche viele Beschlüsse des Gemeinderats noch einmal unter die Lupe genommen wurden. Da kam es gelegen, dass sich die Arbeiten für die neue Mensa am Grundschulcampus ohnehin verzögern. Da diese nicht wie bisher geplant 2013, sondern wohl erst 2014 fertig wird, könne auch die Sanierung des Goethe nicht wie bisher angenommen 2014 beginnen. Die aktualisierte Planung sehe vor, dass das Gymnasium in einem ersten Abschnitt zwischen Mitte 2015 bis Anfang 2017 saniert werde, erklärt der Este Bürgermeister Konrad Seigfried. Teil zwei sei dann für 2017 bis Mitte des Jahres 2018 vorgesehen.

Auf viele Schüler wirke das ehrwürdige Gebäude wie die Zaubererschule Hogwarts in den Harry-Potter-Romanen, sagt Medinger. Entsprechend groß sei die Identifikation. Immer wieder würden Eltern und Schüler die Flure neu streichen oder farbige Vorhänge für die Klassenzimmer besorgen. „Zum Glück ist das Gebäude im Innern kerngesund“, sagt der Schulleiter.