Das Netzwerk 1. Mittelpunkt ist Anlaufstelle für Führungskräfte in Ausnahmesituationen. Damit ist es ein bundesweit einmaliges Angebot. Demnächst sollen in anderen Zentren weitere Regionalgruppen gegründet werden.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Klar war es immer allen, die Stefan Lob gefragt hat: Es gibt kein Hilfsangebot für Menschen, die als Führungskraft in eine Ausnahmesituation geraten und sich dadurch in einer existenzielle Krise befinden. Nun kann man sagen, das seien Luxusprobleme. Wem aber erzählt man, dass das Kind schwer krank ist, man selbst an Depressionen oder Burn-Out-Symptomen leidet oder ein Suchtproblem hat? Wer als Mensch in Verantwortung von sich erzählt, zeigt Verletzlichkeit. Das gilt für große und kleine Chefs, Ehrenamtliche in Vereinsvorständen, für Ärzte mit eigenen Praxen oder Rechtsanwälte. Weil es kein passendes Hilfsangebot gab, entschied sich Lob, es selbst in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit Wirklichkeit werden zu lassen. Das Netzwerk 1. Mittelpunkt ist bundesweit das einzige seiner Art. Es funktioniert auf Non-Profit-Basis. „Eine Krisensituation stellt sich für Menschen in Verantwortung anders dar als bei normalen Arbeitnehmern“, sagt auch Eberhard Daferner. Als Sozialdemokrat ist er unverdächtig, den „Großkopfeten“ das Wort zu reden. Als Coach berät er die Personalchefs kleiner Unternehmen. Zu den sogenannten Entscheidern gehört laut Lob, wer in seinem Bereich zu Geld oder Menschen Entscheidungen treffen muss.

 

Auch Siegfried Rapp, der unter anderem als Mediator Firmen in Konfliktsituation zur Seite steht, zweifelt nicht daran: Ein Netzwerk, das Führungskräfte in Krisensituationen unterstützt, sei eine gute Sache. Er sagte deshalb seine Mitarbeit ebenso zu wie Herrmann Dengel. Der pensionierte Polizeibeamte war schon zu Zeiten seiner Berufstätigkeit Mobbing- und Stalkingexperte. Auch er weiß aus vielen Beratungsgesprächen, wie sich Menschen in Ausnahmesituationen fühlen. Daferner, Rapp und Dengel sind drei Ludwigsburger, die Stefan Lobs Netzwerk für Führungskräfte in Ausnahmesituationen als Experten unterstützen. Die drei (Ex)-Stadträte kennen Lob aus seiner Zeit bei den Technischen Diensten der Stadt und aus seinem Vereinsengagement etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr und der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft. Den Ausschlag für die Netzwerk-Gründung gab letztlich ein Gespräch mit einem Exkollegen und Freund, der seinen Job verloren hatte. Die beiden führten lange Gespräche – und Lob bekam die Rückmeldung, dass dieser Austausch gut getan habe. Wichtig sei, sagen die Akteure des Netzwerks, dass man in so einer Situation jemanden habe, mit dem man auf Augenhöhe sprechen könne – wertfrei und sachkundig. Mit Kollegen und Chefs wage, so weiß Lob aus seinen Begegnungen, niemand ein allzu offenes Gespräch.In kleinen Gruppen, in denen niemand genau sagen muss, wo er arbeitet, treffen sich die Ratsuchenden. Mit allen Interessenten führt Lob zuvor ein persönliches Gespräch. Der Vertrauensschutz für die Gruppenmitglieder ist ihm wichtig. Er weiß, wie heikel es ist, vor anderen sein Innerstes nach außen zu kehren. Zuhörer, die nicht wirklich betroffen sind, sind unerwünscht. Deshalb erfahren Interessenten den Treffpunkt nicht von der Homepage, sondern direkt von Lob. Die wachsende Zahl der Besucher bestätigt ihn. Geplant sind nun weitere Regionalgruppen in Frankfurt, Chemnitz und Düsseldorf.

/ Informationen zum Netzwerk
www.1-mittelpunkt.de