Der Architekt hat die Spannung zwischen Alt und Neu ausgereizt – und die Fassade der ehemaligen Vogtei an der Eberhardstraße weißeln lassen.

Ludwigsburg - Wo barockes Gelb vorherrscht, sorgt Weiß für Aufsehen. Die Maler haben dem neuen Stadtmuseum in der Eberhardstraße 1 einen neuen Anstrich verpasst und als das Gerüst abgebaut wurde, war das „erhellend“, meint Baubürgermeister Hans Schmid: „Wir wollten, dass sich das Mik vom Umfeld absetzt, darum haben wir uns für ein edles Weiß entschieden.“ Auch im Innern herrscht die Farbe Weiß vor – zumindest an den Wänden des künftigen Domizils der Tourist-Information, des Kunstvereins, des Stadtmuseums und eines Cafés. Der Boden wurde schwarz asphaltiert, er wird noch abgeschliffen, so dass er am Tag der Eröffnung am 12. Mai 2013 glänzen wird.

 

Es gebe nur einen kleinen Verzug bei der Bauausführung, sagt Mathias Weißer vom Fachbereich Hochbau und Gebäudewirtschaft. Aber nichts, was die Fertigstellung bis zum Frühjahr ernsthaft gefährden könne. In Bezug auf die Kosten läge man bei 8,3 Millionen Euro – also um knapp 100 000 Euro über dem Planansatz. Dieser Mehraufwand könne vermutlich durch Zuschüsse wettgemacht werden, sagt Schmid. „Wir bekommen etwas mehr Förderung als angenommen.“

Barocke Formen in Beton gegossen

Im Innern des Stadtmuseums ist inzwischen sehr gut die künftige Wirkung des alle Stockwerke überschreitenden freien Raums zu erahnen. Dabei hat der Architekt Arno Lederer aus der Not eine Tugend gemacht. Die Auflagen des Denkmalschutzes und der schlechte Zustand des Holzes unter dem Dach und in den tragenden Wänden hatten ihm viele Fesseln auferlegt. Am Ende aber war es möglich, das Treppenhaus zu verlegen und dadurch einen Licht- und Luftschacht zu schaffen, in dem sich noch einmal real und symbolisch die verschiedenen Nutzungen kreuzen.

Erkennbar ist außerdem, dass die Auseinandersetzung mit dem alten Bestand zu einer interessanten Formensprache geführt hat. Auch wenn Betonteile neu eingefügt wurden, spielen sie mit den Formen des Barock – seien es runde Torbögen, notwendige Stützen im einstigen Gewölbekeller oder vermeintliche Wasserspeier am Giebel der ganz neu erbauten Galerie. Allein die Ausführung der Betonarbeiten begeistert den Baubürgermeister. „Meist wird ja mit Beton viele geschludert“, sagt Schmid, „aber hier wurde wirklich eine sehr gute Arbeit abgeliefert.“

Jeder Raum ein eigenes Thema

Bei aller Raffinesse in der Ausführung: die Planung von Museen und Galerien ist immer ein Spagat zwischen der Notwendigkeit, wichtige Impulse geben zu müssen und sich zugleich zurückhaltend zu gebärden. Die Architektur soll nicht langweilen, aber sie darf auch nicht auftrumpfen. Jede Ausstellung, die künftig im Stadtmuseum sein wird, muss viel Spielraum haben. Eine zu wuchtige Architektur würde sie gängeln. Im Fall des MIK (Museum, Information und Kunst) gilt das für die Galerie und den Raum für Wechselausstellungen im Stadtmuseum, weniger für die Dauerschau.

Um diese wird sich das Büro HG Merz vermutlich von Weihnachten an kümmern. Dann steht die Gestaltung der Themenräume an. Unter anderem sollen Ludwigsburger Literaten und Erfinder sowie das Barockzeitalter und das gegenwärtige Leben in der Stadt vorgestellt werden. Wo der Tresen der Touristinformation in die Theke des künftigen Cafés übergeben wird, lässt sich von einem bereits ausgeführten Deckensegel ablesen. Die Formen sollen sich am Boden spiegeln. Zugleich sollen sie den Weg in Richtung Historie und Moderne Kunst weisen. Das Café wird seine Gäste auch im Innenhof bewirten, wo die vorhandene Schräge in Terrassen gegliedert wird.

Bauzeit:
Vor zwei Jahren ist mit dem Umbau der einstigen Vogtei und dem Galerienneubau an der Eberhardstraße begonnen worden. Am 22. September 2011 wurde Richtfest gefeiert. Seither ist bekannt, dass das Mehrzweckhaus anlässlich des Internationalen Tags der Museen am 12. Mai 2013 öffnen soll.

Namenskürzel:
Da in das Gebäude nicht nur das Museum, sondern auch der Kunstverein, die Tourist-Information und ein Café einziehen, wurde ein Name gesucht. Als das Kürzel MIK (Museum, Information, Kultur) als neuer Name präsentiert wurde, gab es heftige Kritik. Viele hätten sich etwas Klangvolleres gewünscht.

Zuschüsse:
Das gesamte Bauprojekt ist mit 8,2 Millionen Euro veranschlagt. Bund und Land steuern 4,92 Millionen Euro bei, 4,17 Millionen davon sind für die Baukosten vorgesehen. Die Wüstenrot-Stiftung spendet 750 000 Euro. Dieser Beitrag darf aber nur für die Inneneinrichtung ausgegeben werden.