Die ersten Gläubiger haben ihre Forderungen angemeldet. Der Insolvenzverwalter Stephan Rüdlin will Ende August einen Käufer für die Schlossmanufaktur präsentieren. Solange geht der Betrieb im Sparmodus weiter.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Bei der Rettung der Ludwigsburger Porzellanmanufaktur darf es keine Denkverbote geben, so lautet nach Auskunft des Insolvenzverwalters Stephan Rüdlin die Vorgabe des Landes Baden-Württemberg und der Stadt Ludwigsburg. Beide sind als Gesellschafter des Blühenden Barocks die Lizenzgeber für das Label „Ludwigsburger Porzellan“. Ein Ende der traditionsreichen Porzellanmanufaktur mag sich folglich keiner vorstellen. Für alle gelte es, ein Kulturgut zu retten, sagt Stephan Rüdlin.

 

Im Jahr 2008 musste die Porzellanmanufaktur schon einmal Insolvenz anmelden. Damals hatten sich Stadt und Land aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Faule Kompromisse will der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec in Sachen Qualität bei der Suche nach einem Käufer nicht eingehen. „Wir kontrollieren, dass die Qualitätskriterien, die mit der Lizenz verbunden sind, eingehalten werden.“ Sollten die sich nicht erfüllen lassen, könne er auch akzeptieren, dass es vorübergehend keine Produktion geben.

Gläubiger melden Forderungen an

Gläubiger stellen ihre Forderungen

Ein Schritt auf dem Weg zur Klärung der Verhältnisse zumindest in finanzieller Hinsicht war die jüngste Gläubigerversammlung vor dem Amtsgericht Ludwigsburg. „Einige Gläubiger sind dort erschienen und haben ihre Forderungen vorgetragen“, sagt Rüdlin, der auf die Vertraulichkeit der Sitzung verweist. Auskunft über die Höhe der vorgetragenen Forderungen gibt er deshalb auch nicht. Nach außen sickerten Zahlen in einer Größenordnung von 150 000 Euro. Forderungen seien in der Regel immer etwas höher, bis die genaue Höhe feststehe, da Erhöhungen im Nachgang eine Gebühr kosten, erklärt Rüdlin, ohne die Zahlen zu bestätigen.

Bislang haben dem Vernehmen nach das Finanzamt für noch ausstehende Steuererklärungen, das Arbeitsamt als auch das Blühende Barock als Vermieter und Lizenzgeber ihre Forderungen angemeldet. All das ist ein normaler Schritt in einem Insolvenzverfahren. Über den Termin für den Abschluss des Verfahrens kann Rüdlin nur spekulieren. Er rechnet jedoch mit einer Dauer von zwei Jahren.

Ein bisschen konkreter wird er, wenn er von den Kaufinteressenten für die Porzellanmanufaktur spricht. Noch immer gibt es drei Interessenten, die allesamt aus der Branche kommen. „Alle machen einen guten Eindruck“, sagt Rüdlin, der für die Übergangszeit auch die Geschäfte in der Porzellanmanufaktur führt. Für Ende August rechnet Rüdlin nun mit einer Einigung mit einem der drei Kaufinteressenten.

Der Betrieb läuft weiter, die Löhne werden gezahlt

Im Moment reduziert sich das laufende Geschäft auf den Abverkauf der schon produzierten Waren im Museumsshop. „Wir haben ja momentan keinen Weißwarenproduzenten“, erklärt Rüdlin. Der bisherige Geschäftsführer Maxim Gennel, der im März Insolvenz anmelden musste, hatte im thüringischen Lichte produziert. Er unterstütze Rüdlin nun bei der Abwicklung. Da zu dieser Tätigkeit auch der Transport von Waren gehöre, fahre er seinen Dienstwagen, ein Leasingfahrzeug, weiter. Diese Tatsache hatte im Umfeld der Manufaktur zu Irritationen geführt.

Die Einnahmen decken die Kosten

Nach außen hin habe sich gar nicht viel geändert. „Wir führen den Betrieb in der bisherigen Form weiter“, sagt Rüdlin. Sechs Mitarbeiter halten die Porzellanmanufaktur am Laufen. „Wir zahlen die Löhne pünktlich“, sagt Rüdlin. Die Gehälter, die Stromkosten und das benötigte Material würden aus den laufenden Einnahmen aus dem Verkauf bestritten. „Wir schreiben eine schwarze Null.“ Man habe mit Stadt und Land einen Weg gefunden, mit reduzierten Kosten durch die Situation zu kommen. Das sei außergewöhnlich.