Die Stadt Ludwigsburg hat in puncto Kreisverkehre keine große Tradition – anders als andere Kommunen. Erst jüngst hat der Bauausschuss erneut einen abgelehnt. Doch es ist auch längst nicht jede Kreuzung geeignet: zahlreiche Kriterien müssen passen.

Ludwigsburg - Der große Boom scheint vorbei zu sein. Es gab Zeiten, in denen neue Kreisverkehre gefühlt wie Pilze aus dem Boden schossen. Sie galten als das Mittel schlechthin für mehr Verkehrssicherheit und einen besseren Verkehrsfluss. Doch längst nicht an jeder Kreuzung ist ein Kreisel ein Gewinn. Die Stadt Ludwigsburg kann ein Lied davon singen: Hier ist diese Form der Verkehrsführung nicht besonders verbreitet. Erst im Jahr 2011 wurde der erste Kreisel gebaut, insgesamt gibt es nur drei davon in der Stadt. Vor einigen Tagen erst hat der Bauausschuss die Einrichtung eines neuen Kreisverkehrs abgelehnt: Die Stadt hatte vorgeschlagen, an der Kreuzung Hindenburgstraße/Alt-Württemberg-Allee einen sogenannten Mini-Kreisel einzurichten.

 

Ein solcher ist kleiner als normale Kreisverkehre und in der Mitte flach, so dass man auch darüberfahren kann. Doch die Räte befürchteten eine Verschandelung der denkmalgeschützten Alt-Württemberg-Allee (siehe Text unten) und eine Beeinträchtigung des Busverkehrs durch die neue Straßenführung. Im Übrigen hätten sie extrem schlechte Erfahrungen mit dem Mini-Kreisel an der Kreuzung Friedenstraße/Daimlerstraße gemacht, berichteten zahlreiche Räte. Dieser sei kaum als Kreisverkehr erkennbar, unübersichtlich und behindere die Busse enorm.

Nur wenige Kreuzungen sind geeignet

Das sieht man bei der Stadt zwar anders, doch auch Martin Kurt, der Leiter des Stadtplanungsamtes, betont, dass mitnichten jede Kreuzung für einen Kreisverkehr geeignet sei. In der Tat scheint es schwierig zu sein, diese Verkehrsform in Ludwigsburg zu etablieren. So hat der Gemeinderat im Jahr 2009 ein Kreisverkehrsprogramm samt Prioritätenliste beschlossen, die die Stadt abarbeitet. „Vor jeder größeren Straßenbaumaßnahme wird geprüft, ob die Einrichtung eines Kreisels sinnvoll ist“, sagt Martin Kurt. Bis jetzt war die Ausbeute nicht besonders groß: An die 50 Kreuzungen wurden untersucht, doch die wenigsten seien geeignet. Lediglich zwei Kreisel sind derzeit in Planung: an den Kreuzungen Aldinger/Danziger Straße und Comburg-/Friesen-/Schorndorfer Straße.

Das Ausschlusskriterium sei meist ein zu hohes Verkehrsaufkommen, das zum Rückstau am Kreisel führen würde, erklärt Kurt. Zudem sei es in Ludwigsburg für die Verwaltung oft schwierig, die benötigten Grundstücke zu erwerben. Beim Landratsamt sieht man zudem weitere Faktoren, die gegen die Einrichtung von Kreisverkehren sprechen: eine ungleiche Verkehrsbelastung in den Zufahrten zum Kreisel, die gewünschte Bevorzugung einer bestimmten Straße, Platzmangel sowie viele Fußgänger oder Radfahrer.

Inzwischen gibt es zahlreiche Kreisel im Kreis

Dennoch gibt es inzwischen zahlreiche Kreisel im Kreis: In der Zuständigkeit des Landratsamtes befinden sich 64 Kreisverkehre, hinzu kommen weitere auf Gemeindestraßen, die in Ludwigsburg sowie jene in den anderen großen Städten Bietigheim-Bissingen und Kornwestheim. Allein in Bietigheim-Bissingen gibt es elf Kreisverkehre, Kornwestheim hat fünf – wenn auch zwei davon gemeinsam mit Remseck. Spitzenreiter im Landkreis ist Vaihingen an der Enz mit 15 Kreiseln, auch Ditzingen ist reich an Runden: Hier gibt es acht Exemplare, ein neunter wird derzeit gebaut, weitere sind in Planung. Etwa eine Handvoll kleinere Gemeinden haben gar keinen Kreisverkehr, das überschaubare Kirchheim am Neckar hat hingegen neuerdings zwei: Jüngst wurde vor der Schule ein Mini-Kreisel eingerichtet, um das Verkehrschaos, das die vielen Eltern verursachten, die ihre Kinder mit dem Auto bringen, in geordnete Bahnen zu lenken.

Insgesamt berichten die Kommunen fast durchweg von positiven Erfahrungen mit Kreiseln. An erster Stelle wird der bessere Verkehrsfluss gelobt, zudem gebe es weniger Unfälle und weniger Lärmbelastung, weil der Verkehr generell gebremst werde, heißt es. Fast ein Dutzend Kommunen im Landkreis plant in naher Zukunft weitere Kreisel. Von einem Trend könne dennoch keine Rede sein, sagt Andreas Fritz, Sprecher des Landratsamtes. Denn es gelte nach wie vor: ob ein Kreisel sinnvoll sei, könne nur im Einzelfall unter Abwägung vieler Faktoren entschieden werden.

Das Fenster in die Vergangenheit

Ludwigsburg - Die Alt-Württemberg-Allee zwischen der Hindenburgstraße und der Friedrich-Ebert- Straße ist marode. Sie muss saniert werden. Die Frage ist nur, wie – denn die Allee steht unter Denkmalschutz. Ihr Erscheinungsbild soll daher möglichst wenig verändert werden, gleichzeitig müssen die Fahrbahn, die Gehwege und die Baumbeete jedoch modernisiert werden. Ein Spagat, der als Blaupause für künftige Sanierungen in angrenzenden Alleen fungieren soll.

Die Alt-Württemberg-Allee gilt als „Fenster in die Vergangenheit“, wie es die Stadt formuliert. Denn hier sei das historische Erscheinungsbild noch fast vollständig erhalten. Dazu gehören neben den Klinkerbauten und dem Muschelkalkpflaster insbesondere auch die gut gewachsenen Bäume. Doch deren Schutz ist knifflig, weil ihre Wurzeln inzwischen weit unter Straße und Gehwege gewachsen sind. Um sie nicht zu schädigen, sollen Straße und Gehwege lediglich mit neuem Belag versehen, aber in der Fläche nicht verändert werden.

Intensive Diskussionen um die Sanierung

Allerdings wurde die voraussichtlich rund 1,2 Millionen Euro teure Sanierung im Bauausschuss intensiv diskutiert. Vor allem im Hinblick auf die Wahl der Materialien war man sich uneins. So war insbesondere strittig, ob die Gehwege mit der sogenannten Ludwigsburger Platte versehen werden sollen, die auch in der historischen Innenstadt verlegt ist. Manch einer sah hier Potenzial zum Sparen: „Wenn normaler Asphalt auf die Straße kommt, brauche ich keine teure Ludwigsburger Platte auf dem Gehweg. Das geht günstiger“, befand der CDU-Rat Reinhold Noz. Christine Knoß (Grüne) und Ulrike Faulhaber (SPD) plädierten jedoch dafür, die Allee möglichst originalgetreu herzurichten: „Wenn, dann sollten wir es richtig machen“, sagte Knoß.

Ähnliche Diskussionen gab es im Hinblick auf die Wahl des Materials zur Einfassung der Baumbeete: Soll der teurere, dafür wurzelschonender zu installierende Cortenstahl angebracht werden oder günstigerer Granit, war hier die Frage. Letztlich wurde die von der Stadt vorgeschlagene Lösung beschlossen: Die Ludwigsburger Platte ist gesetzt, bei den Beeten wird der aktuelle Preis über das Material entscheiden.

Nicht durchsetzen konnte sich die Stadt indes mit dem Plan, für 90 000 Euro einen Mini-Kreisel an der Kreuzung von Alt-Württemberg-Allee und Hindenburgstraße einzurichten. Das störe das historische Bild erheblich, zudem sei ein Mini-Kreisel unübersichtlich und störend, wie das Exemplar in der Friedenstraße zeige (siehe Text oben), befanden die Räte einhellig.