800 Laiensänger sollen beim Musicalprojekt „Amazing Grace“ mitmachen. In der Produktion wird die Geschichte von John Newton erzählt, der sich für die Abschaffung der Sklaverei stark machte und den Text zu Amazing Grace schrieb.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Gospel liegt in der Luft. „Das kann man spüren“, sagt Georg Schützler, der geschäftsführende Pfarrer der Ludwigsburger Friedenskirchengemeinde. Schützler war gerade dabei, ein großes Gospelprojekt zu initiieren, als er vor zwei Monaten von der Idee der Initiative „Gospel für eine bessere Welt“ hörte, in der Ludwigsburger MHP-Arena ein abendfüllendes Gospel-Musical aufzuführen. Alle, die davon hörten, waren begeistert. Schützler legte sein Gospelprojekt erst einmal auf Eis, der Gesamtkirchengemeinderat stimmte für die Unterstützung des Musicalprojekts, die Stadt Ludwigsburg ist auch mit dabei. Nun werden am 9. November 800 Sänger aus Ludwigsburger Chören zusammen mit einem Stamm hochkarätiger Musicalsänger „Amazing Grace“ aufführen. Veranstalter ist die Stiftung Creative Kirche, die das Musical noch in anderen deutschen Städten mit lokalen Sängern aufführt.

 

Gemeinsam Singen als Möglichkeit der Teilhabe

Es ist nicht das erste Mal, dass Hobbysänger in Ludwigsburg im Rahmen eines Großprojektes zusammenarbeiten. Siegfried Bauers „Bürgertheater“ etwa hat Tradition. Wiebke Richert vom Fachbereich Kultur der Stadt spricht von „einer sehr schönen Möglichkeit, der Teilhabe von Laien an einem anspruchsvollen Projekt“. Mit einer Musicalproduktion betrete die Stadt Neuland. Der OB Werner Spec ist Schirmherr.

Erzählt wird in „Amazing Grace“ die Entstehung einer der bekanntesten Gospelsongs und eine der Hymnen der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, wie der Librettist des Musicals Andreas Malessa am Dienstag bei der Vorstellung der Produktion erklärte. Die Musik stammt von Tore W. Aas. Im Mittelpunkt steht der spätere Pfarrer und vormalige Sklavenkapitän John Newton. In der Neujahrsnacht 1773 versah er die Melodie eines unbekannten schwarzen Farmarbeiters mit einem Text. „Es wundert mich“, so Malessa, „dass Hollywood den Stoff noch nicht entdeckt hat.“ Newton, der zuvor ein echter Menschenschinder war, wurde nicht zuletzt durch seine Liebe zu der vornehmen Polly zum Kämpfer gegen die Sklaverei und beeinflusste auch seinen Freund William Wilberforce, der die Abschaffung 1807 im Parlament mit durchsetzte. Der Kampf für Gerechtigkeit, eine dramatische Liebesgeschichte, getragen von Melodien, die einen nicht auf den Sitzen halten, das soll das Erfolgsrezept der Produktion sein.

Die MHP-Arena wird Musicalbühne

Zuvor aber müssen in Ludwigsburg etwa 800 Sänger gefunden werden, die dem Unternehmen ihre Stimme geben. Einstudiert wird der große Projektchor von Hans-Martin Sauter. Er ist in Ludwigsburg kein Unbekannter. Er leitet die Nachteulencombo und hat schon verschiedene Gospelprojekte begleitet. Die Musicalteilnehmer werden mit Noten und Übungs-CD in ihrer Stimmlage ausgestattet.

Am 6. Juli findet dann von 13 bis 19 Uhr eine Kick-Off-Probe in der Friedenskirche statt, am 11. Oktober eine Einzelsängerprobe, am 2. November eine gemeinsame Probe. Generalprobe ist am 9. November tagsüber in der MHP-Arena, um 18 Uhr wird die Aufführung sein. Ist die Nachfrage groß, wird die Produktion am 9. November zweimal aufgeführt.