Weil die Süwag und die EnBW bei der Vergabe der Stromkonzession in Ludwigsburg nicht zum Zuge gekommen sind, räumen jetzt beide Konzerne ihre Standorte in der Stadt. Entlassungen soll es keine geben.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die Entscheidung hat sich angedeutet, jetzt ist sie gefallen: die Süwag wird sich Ende 2015 aus Ludwigsburg zurückziehen und ihr Verwaltungsgebäude an der Bismarckstraße räumen – in der Stadt gehen damit 120 Arbeitsplätze verloren. Ein Großteil dieser Mitarbeiter wird künftig in Ilsfeld im Kreis Heilbronn arbeiten, wo der Energiekonzern einen Neubau errichtet. Die übrigen Angestellten, die bislang in Ludwigsburg beschäftigt sind, sollen auf andere Süwag-Standorte in Pleidelsheim, Backnang oder Murrhardt verteilt werden, der Hauptsitz des Unternehmens ist in Frankfurt am Main. Es werde keine Entlassungen geben, versichert der Süwag-Sprecher Helmut Brümmer.

 

Der Konzern zieht damit die Konsequenzen aus den gescheiterten Verhandlungen über den Betrieb des Stromnetzes in Ludwigsburg. Bis heute ist die Süwag im Besitz von rund 20 Prozent dieses Netzes, der Großteil gehörte lange die EnBW. Doch seit der Gemeinderat im Sommer 2011 entschieden hat, die im Jahr 2012 auslaufende Stromkonzession an die eigenen Stadtwerke (SWLB) zu vergeben, sind die alten Konzessionäre in der Barockstadt auf dem Rückzug. Weil ein Stromnetz ohne Konzession wertlos ist, verkaufte die EnBW ihre Masten, Leitungen und Stationen an die Stadtwerke – nach zähen und teils aggressiv geführten Verhandlungen.

Die Süwag verlagert den Standort in den Kreis Heilbronn

Die Süwag hingegen wollte wenigstens einen Fuß in der Tür behalten. Die Strom-Infrastruktur des Unternehmens umspannt die Stadtteile Hoheneck, Oßweil und Neckarweihingen. Der Plan sah vor, diese Teile des Netzes an die Stadtwerke zu veräußern, danach zu pachten und weiter zu betreiben. Doch die Verhandlungen scheiterten Ende des Jahres 2013.

Drastisch ausgedrückt: die Süwag wird in Ludwigsburg seither nicht mehr gebraucht, und braucht deshalb auch die Stadt nicht mehr. „Wir können nur dort Standorte aufrecht erhalten, wo wir auch etwas zu tun haben“, sagt Brümmer. Die Entscheidung sei nach „langen und intensiven Überlegungen“ getroffen worden. „Wir wären gerne geblieben, denn Ludwigsburg war für uns ein traditionsreicher Standort, aber die Rahmenbedingungen haben sich verändert.“

Das vierstöckige Gebäude an der Bismarckstraße dient der Süwag vor allem als Verwaltungszentrale für den süddeutschen Raum, von dort aus werden Servicetätigkeiten, kaufmännische Angelegenheiten und der Vertrieb gesteuert. Was mit dem Gebäude geschehe, sei noch unklar, sagt Brümmer. Der Umzug nach Ilsfeld sei für Ende des Jahres 2015 vorgesehen.

Der Konzern muss sein Stromnetz an die Stadtwerke verkaufen

Wesentlich früher werden die Süwag und die Stadtwerke an den Verhandlungstisch zurückkehren müssen. Weil sich beide Seiten 2013 nicht auf eine Kooperation einigen konnten, beginnen die Verhandlungen über den Verkauf des Süwag-Netzes quasi von vorne. Es geht um viel Geld. Zum Vergleich: für den – allerdings wesentlich größeren – EnBW-Anteil mussten die Ludwigsburger rund 38 Millionen Euro hinblättern.

Aus den gleichen Gründen wie die Süwag wird auch die EnBW der Barockstadt bald den Rücken kehren. Der Karlsruher Konzern hat seine Entscheidung, das Ludwigsburger Regionalzentrum zu schließen, bereits vor Monaten verkündet. Noch in diesem Jahr werde man das Gebäude an der Hoferstraße verlassen, um es dann zu vermieten oder zu verkaufen, erklärt die EnBW Regional AG jetzt.

Anders als die Süwag hat die EnBW noch keinen Ersatzstandort gefunden. Man suche noch nach einem geeigneten Ort im Umfeld von Ludwigsburg, heißt es.