Baden-Württemberg ist Schlusslicht beim Anteil von Frauen in politischen Gremien. In unser Serie stellen wir Frauen aus Ludwigsburg vor, die dabei sind. Gisela Ewald-Scheunert war selbst Bezirksbeirätin in Stuttgart und versucht Frauen zu ermutigen, es ihr nachzutun.

Für die meisten Frauen scheint ein Mandat in Kreis- oder Gemeinderat in erster Linie eine Zeitfrage zu sein – und so sind sie dort in der Minderheit. Dabei sollten die Gremien doch die Gesellschaft abbilden, sagt Gisela Ewald-Scheunert. Die unermüdliche Aufklärerin berichtet über ihre schwierigen Anfänge mit Kind in der Sitzung und den notwendigen Zusammenhalt von Frauen.
Frau Ewald-Scheunert, warum haben Sie Ja gesagt, als man Sie 1974 gefragt hat, ob Sie Mitglied im Bezirksbeirat Stuttgart-Stammheim werden möchten?
Es gab in unserem Stadtbezirk viele Dinge, die ich gerne anders gehabt hätte. Die Kommunalpolitik ist etwas ganz Direktes. Ich wollte mich beteiligen.

Waren Sie als Frau dort in der Minderheit?
Ich war mit knapp 30 Jahren die einzige Frau und auch die einzige Frau mit einem Kind neben zehn Männern – und brachte das Kind auch noch mit zur Sitzung. Mein Sohn war fünf. Die Sitzungen waren damals auch schon um 17 Uhr. Der Vater hat unseren Sohn dann später abgeholt.

Wie kam das an?
Im Nachhinein denke ich, dass sich die Kollegen schwer getan haben. Es war ein bisschen viel auf einmal. Heute kann ich darüber lachen. Es saßen damals zusammen mit dem Bezirksvorsteher elf gestandene Mannsbilder um einen großen schweren Eichentisch. Aber die Situation hat sich sehr schnell verändert. Ich war ja darauf angewiesen, ein gutes Verhältnis zu den langjährigen Kollegen zu entwickeln.