Kleine Bauernhöfe im Kreis Ludwigsburg verkaufen ihre Produkte in Maschinen – nur so können sie sich die Direktvermarktung leisten.

Ludwigsburg - Automat, das klingt nach Industrie und Massenproduktion. Doch genau für das Gegenteil steht die Maschine vom Hof Hirschmann an der Markgröninger Straße. Hier werden nämlich die Eier von den Hühnern verkauft, die 20 Meter weiter auf einer grünen Wiese leben und nur in den Stall gehen, wenn sie Lust dazu haben. Auch Äpfel, Kartoffeln und Marmelade aus eigener Produktion sowie Wurst von einem nahen Metzger gibt es hier per Knopfdruck zu kaufen – rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Ein Konzept, das kleinen Höfen die Direktvermarktung ihrer Produkte ermöglicht, wenn für einen Hofladen das Kapital fehlt.

 

Florian Hirschmann ist zufrieden. Der 25-Jährige, der den Hof im Ludwigsburger Stadtteil Eglosheim vor zwei Jahren von seinen Eltern übernommen hat, hat den Automaten im Februar aufgestellt – und kann nicht klagen. „Reich wird man damit nicht, aber es lohnt sich“, sagt er. Hirschmann wollte die Produkte seines Hofes direkt vermarkten, ohne Zwischenhändler. Doch für einen Hofladen fehlte dem Vollerwerbs-Landwirt die Zeit und für Personal das Geld. Da er ohnehin gerade dabei war, einen Hühnerstall zu bauen, kam er auf die Idee mit dem Automaten in direkter Nähe dazu. „Den Kunden gefällt es zu sehen, dass die Hühner frei über die Wiese laufen und es ihnen gut geht“, sagt Hirschmann. Schließlich werde gerade über Hühnerhaltung oft sehr negativ berichtet.

Nähe zu Nachbarn als Vorteil genutzt

Zudem sei die Lage in der Stadt bislang immer ein Nachteil für den Hof gewesen, nicht zuletzt, weil man stets durch die ganze Stadt fahren müsse, um die Felder zu erreichen. Nun wollte der junge Bauer den Spieß umdrehen: Mit dem Automaten nutzt er die Nähe zu den Nachbarn als Vorteil. Allerdings sei ein solcher Automat auch kein völliger Selbstläufer, betont Hirschmann. Dieser müsse schließlich täglich neu bestückt werden, am Wochenende fülle er bis zu sechs Mal am Tag auf – allein an einem Samstag würden oftmals bis zu 1000 Eier gekauft.

Jörg Eppinger ging es ähnlich wie Hirschmann. Der Landwirt aus Remseck wollte seine Produkte direkt auf dem Hof verkaufen, doch Personal und Zeit waren knapp. Einige Zeit lang hat er Milch, Eier und Joghurt zur Selbstbedienung angeboten, die Bezahlung wurde nicht kontrolliert. „Aber da ist extrem viel geklaut worden“, erzählt Eppinger. Er und seine Frau standen vor der Entscheidung, ganz mit der Direktvermarktung aufzuhören oder eine alternative Form zu finden. Seit etwa drei Jahren setzt man auf dem Hof Eppinger nun auf die Verkaufsmaschinen. Inzwischen reicht die Palette der Produkte von Eiern, Käse und Nudeln über Wurst und Mehl bis hin zu Honig und Kartoffeln. Zudem kann Milch an einem speziellen Automaten, der direkt an den hofeigenen Milchtank angeschlossen ist, gezapft werden.

Verkaufsautomaten füllen eine Lücke

Von einem großen Trend will Eberhard Zucker, Kreisvorsitzender des Bauernverbandes Heilbronn-Ludwigsburg, bei den Automaten nicht sprechen. Diese seien sicher eine gute Lösung für kleine Bauernhöfe, eine Konkurrenz für Hofläden seien sie aber sicher nicht – nicht zuletzt, weil viele Kunden den persönlichen Kontakt schätzten. Der große Hofladen-Boom sei aber ohnehin vorbei: „Die Leute haben gemerkt, dass so etwas doch sehr aufwändig ist“, so Zucker. Es reiche nicht, ein paar Kartoffeln nebenher zu verkaufen: Ein zu kleines Angebot mit sporadischen Öffnungszeiten funktioniere nicht – erst recht nicht auf abgelegenen Höfen. In der Hinsicht füllten die Verkaufsautomaten sicher eine Lücke.

Die Vielfalt der Automaten

Kombination
: Die Familie Grill hat im Besigheimer Teilort Husarenhof eine Kombination aus Hofladen und Verkaufsautomat: Im Laden wird tagsüber eine breite Palette an Produkten verkauft. Doch auch wer abends kommt, soll nicht enttäuscht werden. Deshalb steht ein Automat mit verschiedenen Produkten rund um die Uhr zur Selbstbedienung zur Verfügung.

Eierhäusle
: Zum Bauernhof Gutscher im Hardt- und Schönbühlhof (Schwieberdingen) gehört ein Hofladen, in dem donnerstags, freitags und samstags unter anderem Obst, Gemüse, Fleisch und Eier aus eigener Produktion verkauft werden. Außerhalb der Öffnungszeiten sind die Eier auch24 Stunden am Tag am Eierhäusle direkt an der Bundesstraße 10 zu haben.

Tomaten
: Der Hof Hagdorn in Hochdorf/Enz (Teilort von Eberdingen) bietet am Verkaufsautomaten Tomaten aus eigenem Anbau an.