Kulturkneipe oder Wohnzimmer mit Musik? Der Ludwigsburger KulturkellerLuke ist ein Sammelsurium von vielem. Auf jeden Fall aber ein Ort, an dem man sofort merkt, dass man sich wohlfühlen wird.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Eine lange Treppe führt hinab ins Innere der Luke, den Ludwigsburger Kulturkeller. Als Erstes sieht man im schummrigen Gegenlicht eine Bar, dahinter eine Bühne. Die ist nicht eben groß. Gerade mal so, dass Platz für ein Klavier ist und ein bisschen Drumherum. Ein Klavier übrigens mit 88 Tasten, dessen höchster Ton das fünfgestrichene C ist, wie Michael Schlierf, der Gast des Abends, immer wieder betonen wird. Dahinter verbirgt sich eine Neckerei mit Eliane Prangenberg, die zusammen mit ihrem Mann Andreas die Luke seit fünf Jahren nahezu subventionslos betreibt. Vorher stand hier ein anderes Klavier – ohne das besagte C. Das neue Instrument hat Eliane Prangenberg von ihrer Mutter geerbt. Die Luke ist ein Ort, wo man zu pragmatischen Lösungen neigt. Und das sind nicht immer die schlechtesten.

 

Kulturbeutel als Gage

Michael Schlierf ist hier aber auch schon vor dem Klavieraustausch aufgetreten. Der Pianist aus Eberdingen kommt nach Ludwigsburg, weil er an die Idee glaubt, hier ohne Gage zu spielen und dann zu schauen, wie viel Geld die Gäste in den Kulturbeutel stecken, der am Ende des Abends herumgereicht wird. Denn der Eintritt ist frei. Da stellen sich natürlich gleich zwei Fragen: Kann das für einen Künstler überhaupt attraktiv sein? Und kommen die Veranstalter mit diesem Modell über die Runden?

Beides ist offenbar auch dank vieler ehrenamtlicher Helfer der Fall, wie Eliane Prangenberg sagt. Drei bis vier Veranstaltungen gibt es in der Luke in der Maxstraße 1 pro Woche. Immer von Donnerstag bis Sonntag. Musik, Kino, Tanzkurs, Open-Stage-Abende, Kinderprogramm. Das ist eine hohe Schlagzahl. „Wir haben 2000 Bewerbungen von Künstlern, die bei uns auftreten wollen“, berichtet Prangenberg. „Sie merken, dass sie hier geliebt werden“, sagt sie, ohne damit kokettieren zu wollen. Manche Künstler kommen nur für ein Konzert von Hamburg nach Ludwigsburg, der Schlagzeuger von Sting war hier. Andere haben es, wie Michael Schlierf, nicht so weit. „Hier bin ich nicht so aufgeregt wie vor anderen Konzerten“, sagt er. Hier sitzt er mit Sandalenschlappen auf einem wackeligen Klavierhocker und erzählt zwischen den Stücken von sich, seiner Musik und der Welt. In der Luke den Bob Dylan zu geben, ginge gar nicht. Sich mit dem Rücken zum Publikum zu setzen und nicht mit ihm zu reden, ist in der Luke unmöglich. Das Publikum rückt den Künstlern ganz schön auf die Pelle. „Hier muss man keine Show abziehen“, sagt Schlierf.