Der Frost und Umweltgifte haben den Sockel und den Putz beschädigt. Restauratoren und Steinmetze werden dem barocken Bauwerk neuen Glanz geben.

Ludwigsburg - Den Ludwigsburger Favoritepark lässt das staatliche Vermögensamt absichtlich verwildern, dass aber das 300 Jahre alte Jagdschloss verfällt, lässt es nicht zu. Die Fassade zeigt große Risse, und der Putz bröckelt ab. Darum soll das an der Schwelle vom Barock zum Klassizismus erbaut Kleinod restauriert werden. Mit einem neuen Farbanstrich ist es nicht getan, weshalb das Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg 800 000 Euro für die Sanierung bereitstellen will.

 

„Dass die Fassade saniert werden muss, erschließt sich inzwischen auch dem Laien“, sagt Frank Berkenhoff. „Der Putz bröckelt ab und auch Teile der skulpturalen Elemente müssen neu gefestigt werden.“ Kein Besucher müsse deshalb jedoch Angst haben, dass ihm ein Stein auf den Kopf falle. „Diese Gefahr besteht nicht“, sagt der Baudirektor im Vermögensamt. Auch die Gäste des Nachtcafés mit Wieland Backes könnten weiterhin unbeschadet ins Schloss gelangen. Sie müssen sich lediglich – wie die Touristen auch – an den Anblick des Favoriteschlosses mit einem Baugerüst gewöhnen. Denn die Handwerker werden etwa zwei Jahre lang beschäftigt sein. „Wir werden darauf achten, das die Arbeiten nicht mit den Aufzeichnungen der SWR-Talkrunde Nachtcafé kollidieren.“

Der Farbton bleibt

Geplant sei nur eine Außensanierung, sagt Berkenhoff. Allerdings wird man bei dieser Gelegenheit weitere Untersuchungen anstellen. Da ohnehin ein Gerüst aufgestellt wird, nimmt man auch den Dachstuhl unter die Lupe. „Wir werden natürlich parallel auch überprüfen, ob es zu einer Rissbildung im Innern gekommen ist“, sagt der Baudirektor. Auch wenn das Schloss schon im nächsten Jahr eingerüstet wird, beginnen die eigentlichen Sanierungen erst im Frühjahr 2014. „Wir wollen dem Steinmetzen Gelegenheit geben, Zeichnungen anzufertigen“, sagt Berkenhoff. Ziel ist es, das volle Ausmaß der Schäden zu erfassen und mehr über die Struktur und Bauweise des Favoriteschlosses herauszufinden. Auch wenn die Handwerker bei der Restaurierung des Ludwigsburger Residenzschlosses im Jahr 2004 viel Erfahrungen gesammelt haben, nicht alle um 1700 eingesetzten Techniken und Materialien sind bekannt – schon gar nicht deren Reaktionen auf die Witterung und moderne Umweltgifte. Außerdem werden Steinrestauratoren einige Musterflächen bearbeiten, bevor die komplette Fassade erneuert wird.

Die Farbe werde zwar erneuert, der Farbton aber bleibe derselbe, sagt Berkenhoff. Das heißt, Orange und Gelb werden auch künftig dominieren. Es sind die typischen Farben des Barock. Erbaut in der Blütezeit des Barock, wurde das Schloss schon um 1800 erstmals umgebaut. Seither gibt es auch klassizistische Elemente. Aber das Barocke überwiege, sagt der Experte aus der Vermögensverwaltung.

Frost und Salze schaden dem Sockel

Der Hauptschuldige am Verfall ist für ihn „der Zahn der Zeit“. Wo es erste Risse gebe, setze sich die Feuchtigkeit fest. Bei der letzten großen Sanierung des Favoriteschlosses vor 30 Jahren hatten die Fachleute die Putzteile mit Kalkfarbe und Sandsteinelemente mit Mineralfarbe gestrichen. Außerdem hatten sie den Sandstein am Sockel besonders verfestigt. Das hat sich nicht bewährt, weil neben dem Frost vor allem Salze dem Sandstein zugesetzt haben. Von einem Fehler möchte Berkenhoff nicht sprechen: „Nach dem damaligen Wissensstand ist alles richtig gemacht worden“, sagt er. Aber klar sei auch, dass man es diesmal anders mache.

Auch wenn 800 000 Euro den üblichen Rahmen für die Erhaltung von historischen Gebäuden überstiegen, sei der Betrag doch „angemessen für ein Gebäude dieser Art“, sagt Berkenhoff.