Die Stadt will statt der ursprünglich einmal geplanten Einfamilien- und Reihenhäuser im Gebiet Sonnenberg nun Mietwohnungen in mehrgeschossigen Häusern bauen. Die Anwohner protestieren: Sie befürchten massige Wohnsilos.

Ludwigsburg - Am Samstag werden die beiden Parteien erstmals aufeinander treffen: Die Nachbarn des künftigen Neubaugebietes in Sonnenberg haben sich zu einer Bürgerinitiative zusammen geschlossen und eine Anwohnerversammlung einberufen, zu der auch die Stadt eingeladen ist. Denn die Sonnenberger sind gegen die Pläne, Geschosswohnungsbauten auf dem Areal der ehemaligen Offizierswohnungen im Südwesten Sonnenbergs zu errichten. Sie befürchten, dass das Gelände mit massiven Häusern zu dicht bebaut und ihre Wohnqualität damit eingeschränkt wird.

 

Der Baubürgermeister Michael Ilk betont jedoch: „Von Wohnsilos kann keine Rede sein“. Es seien lediglich zwei- bis dreigeschossige Bauten mit insgesamt 63 Wohnungen vorgesehen. Im Vergleich zu den ursprünglich mal geplanten 21 Einfamilien- und Reihenhäusern sei das natürlich schon eine dichtere Bebauung, räumt Ilk ein – insofern könne er die Anwohner durchaus verstehen. Sie hätten vermutlich den Rahmenplan für das Gebiet Grünbühl-Sonnenberg aus dem Jahr 2008 oder das Planungskonzept aus 2011 für beschlossene Sache gehalten. Aber jene großzügigere Planung sei nie rechtskräftig gewesen, sondern stets nur eine „Ideenskizze“. Der derzeit gültige Bebauungsplan sehe sogar fünfgeschossige Gebäude vor, sagt der Baubürgermeister.

Stadt will möglichst viel neuen Wohnraum

Häuser mit fünf Etagen wolle die Stadt zwar auch nicht. Aber inzwischen sei der Wohnungsmarkt in Ludwigsburg so angespannt, dass man es für nötig halte, in einem angemessenen Rahmen möglichst viel neuen Wohnraum zu schaffen – insbesondere für Menschen mit weniger Geld, erklärt Ilk. Ludwigsburg erfreue sich nach wie vor großer Beliebtheit, das wirke sich eben auch auf den Immobilienmarkt aus.

Davon kann auch Andreas Veit, Geschäftsführer der Wohnungsbau Ludwigsburg (WBL) ein Lied singen: Früher seien stets zwischen 600 und 800 Interessenten für Mietwohnungen gemeldet gewesen – jetzt seien es 1400. Etwa 50 Prozent davon seien Menschen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen seien – aber auch die anderen hätten keinen besonders dicken Geldbeutel. Daher sei es wichtig, bezahlbare Wohnungen zu schaffen, wie nun im Gebiet Sonnenberg geplant.

So sollen 25 der insgesamt 63 Wohnungen im Rahmen des Fair-Wohnen-Modells der WBL zu günstigen Konditionen vermietet werden, 19 Einheiten werden als Eigentumswohnungen vermarktet, der Rest sind reguläre Mietwohnungen. Langfristig seien südlich davon noch Einfamilienhäuser geplant, berichtet Andreas Veit – insgesamt ergebe sich also eine gute Mischung verschiedener Wohnformen, findet er.

Auch Gemeinderäte hatten Bedenken gegen Pläne

In der Einladung zur Anwohnerversammlung heißt es unter anderem, die geplante Verdichtung von mehr als 100 Einwohnern pro Hektar sei „extrem hoch und deutlich höher als im regionalen und überregionalen Vergleich“. Angesichts dieser Dimensionen hatte die Bürgerinitiative bereits 334 Unterschriften gegen das Vorhaben im Rathaus eingereicht. Bürgermeister Ilk widerspricht jedoch. Werde das Gebiet so realisiert wie geplant, kämen 94 Einwohner auf den Hektar, das sei im stadtinternen Vergleich nicht besonders viel. So sei in den Neckarterassen beispielsweise eine Dichte von 104 Einwohnern pro Hektar geplant, auf der Hartenecker Höhe seien es 108 Einwohner pro Hektar und im Rotbäumlesfeld in der Oststadt gar 200.

Allerdings hatten auch die Gemeinderäte vor der Sommerpause bereits Bedenken gegen die Pläne angemeldet. Vor allem die CDU und die Freien Wähler liefen Sturm gegen das Projekt, weil sie die Gebäude für zu hoch und die Bebauung für zu dicht hielten. Am Donnerstag, 25. September, wird sich der Bau-Ausschuss noch einmal mit dem Thema beschäftigen, im Oktober soll der Gemeinderat darüber entscheiden.