Der Gestaltungsbeirat soll Ludwigsburg vor architektonischem Wildwuchs schützen. Ein Landschaftsgärtner und ein Stadtplaner werden das Gremium verstärken.

Ludwigsburg - Seit Anfang 2013 trifft sich viermal im Jahr eine Gestaltungskommission, um über Neu- oder Umbauten in Ludwigsburg zu beraten. Der Stadtplaner Martin Kurt ist von den Ergebnissen des Probelaufes so begeistert, dass die Kommission zur Dauereinrichtung werden soll. Bei der Gelegenheit soll das Gremium um zwei Personen wachsen und den Namen Gestaltungsbeirat bekommen. Der Bauausschuss entscheidet am Donnerstag darüber. Stimmt er zu, werden die Treffen der Experten, die bisher hinter verschlossenen Türen stattfanden, öffentlich sein.

 

Wertvolle Anregungen von außerhalb

„Teurer wird es nicht“, betont Kurt. Und angesichts von 36 000 Euro für die regelmäßigen Expertisen von fünf Fachleuten aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Landschaftarchitektur sei das fast ein Schnäppchen für die Stadt. „Diese Experten beraten ja nicht nur die Verwaltung, die beraten auch Bauherren“, sagt der Ludwigsburger Stadtplaner. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass so mancher Konflikt mühelos entschärft werden konnte, weil die Expertenmeinung von außen komme. „Wer als Architekt oder Landschaftsgärtner im Gestaltungsbeirat sitzt, darf nicht hier bei uns planen oder bauen“, erklärt Kurt. „Das ist eine eherne Regel.“ Die Fachleute kommen stattdessen aus München, Stuttgart, Berlin und Nürnberg. „Und sie können uns auch immer wieder wertvolle Anregungen geben.“

Der Beirat besteht aus neun Stadträten und bisher drei, künftig fünf Experten. Die beiden neuen sind zuständig für Landschaftarchitektur (Martin Rein-Cano, Berlin) und Stadtplanung (Johannes Kappler, Nürnberg). Für die Verwaltung leistet das Gremium auch Schützenhilfe bei der Umsetzung der neuen Erhaltungssatzung. Dabei geht es darum, die historische Bausubstanz in der Innenstadt (etwa in der Unteren Stadt) und den Stadtteilen zu erhalten. Wiederholt waren Gebäude von der vorletzten Jahrhundertwende, die nicht unter Denkmalschutz standen, von den Eigentümern abgerissen oder brachial umgebaut worden. Um der Willkür von Bauherren und Investoren einen Riegel vorzuschieben, wurde die Erhaltungssatzung erlassen. „Es geht uns nicht immer darum, historisierend zu bauen“, betont Kurt. „Es darf auch neu gebaut werden, aber das sollte verträglich sein.“ Die Architekten sollten das Umfeld beachten und „die Stadt in ihrem Grundriss erhalten“.

Diskussionen in die Stadt tragen

Erhaltungssatzung und Gestaltungsbeirat dürften nicht als Instrumente der Verhinderung von Bauvorhaben aufgefasst werden. „Im Gegenteil, manchmal führt das sogar zur Beschleunigung von Baumaßnahmen“, betont Kurt. Wenn Details schon im Vorfeld einer Planung geklärt würden, könne das weitere Verfahren zum Selbstläufer werden. Wichtig sei es auch, dass Stadträte zum Beirat gehörten. „So bekomme sie auch mal die Seite der Bauherrschaft oder der Architekten mit“, meint Kurt.

Der Stadtplaner möchte die Bürger verstärkt in die Debatte über Baukultur und Qualität einbinden. Darum soll der Gestaltungsbeirat künftig öffentlich tagen. „Eigentlich ist ja jedes Bauvorhaben öffentlich, spätestens wenn ein Haus mal dasteht“, sagt Kurt. Da es alle Stadtbewohner etwas angehe, sollten sie auch bei den vorausgehenden Beratungen dabei sein und die Diskussion in die Stadt tragen.