So Ausscheiden tut weh: Ludwigsburgs Basketballer hatten in der Champions League gegen Banvit BK aus der Türkei alle Trümpfe in der Hand. Doch 0,7 Sekunden vor Schluss war der Traum vom Finale Four dahin.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Der Traum vom Final Four in der Champions League ist geplatzt – aber nicht einfach wie ein Luftballon, sondern eher wie ein Heißluftballon. Was so selten vorkommt wie im Basketball eine Niederlage mit einem Punkt, die 0,7 Sekunden vor Schluss besiegelt wird. Doch für Ludwigsburg lief es so. Bitter, aber wahr. Zum Spiel „Natürlich sind wir wahnsinnig enttäuscht“, sagte Ludwigsburgs Trainer John Patrick, nachdem sein Team 57 Sekunden vor Schluss bei einer Sechs-Punkte-Führung (in Addition von Hin- und Rückspiel) wie der Sieger aussah, sich dann aber von Banvit BK abkochen ließ. Vielleicht auch, weil bei den Riesen in der entscheidenden Phase mit D.J. Kennedy (nicht spielberechtigt), Tekele Cotton (verletzt), Kelvin Martin (nach vier Minuten humpelnd vom Feld) und Johannes Thiemann (fünftes Foul) die Alternativen fehlten. Der türkische Jungstar Furkan Korkmaz mit einem Dreier und der überragende Jordan Theodore mit einem Solo führten die Gäste zum Erfolg. „Da sieht man, warum Vereine viel Geld für solche Spieler zahlen“, sagte der zweite Vorsitzende Marko Beens.

 

Sportliche Bilanz Trotz des bitteren Ausscheidens ziehen die Verantwortlichen ein positives Fazit: „Man darf nicht vergessen, dass wir ein kleiner Fisch in diesem Haifischbecken sind“, sagt John Patrick. Trotzdem hat der Bundesligist mit seinem Vier-Millionen-Etat internationale Top-Teams wie AEK Athen oder Besiktas Istanbul und letztendlich auch Banvit besiegt. Nur als kleiner Quervergleich: der türkische Pokalsieger liegt in der aktuellen Europa-Rangliste (basierend auf den vergangenen drei Jahren) auf Rang 23 – und damit noch vor der deutschen Spitzenmannschaft Brose Bamberg. „Darauf kann man stolz sein“, so der Trainer. Doch in der Liga kann man sich davon zunächst einmal nichts kaufen, oder doch? „Wir müssen aus diesem Spielen das Selbstvertrauen für den Rest der Saison nehmen“, sagt Patrick.

Ein Plus im unteren sechsstelligen Bereich

Finanzielles Fazit Die Teilnahme an der neu gegründeten Champions League war von vorneherein finanziell weitgehend abgesichert – und hat sich letztendlich rentiert. Allein die Prämien beliefen sich durch das Erreichen des Viertelfinales auf 160 000 Euro, dazu kommen die Zuschauereinnahmen, sodass Ludwigsburgs Vorsitzender Alexander Reil zufrieden feststellen kann: „Unterm Strich bleibt schon ein Plus im unteren sechsstelligen Bereich.“ Weshalb der Verein nächste Saison wieder international antreten will – sofern er sich qualifiziert. Und dafür ist das Erreichen der Play-offs in der Liga Pflicht, aber keine Garantie, weil im internationalen Basketball-Dschungel aktuell unklar ist, wie viele deutsche Starter es geben wird.

Die Liga Durch das Ausscheiden kann sich Ludwigsburg nun voll auf den Kampf um die Play-off-Plätze konzentrieren, der hart genug wird. Im Falle des Erreichens des Final Four hätten die beiden letzten Spieltage gegen Ulm und in Berlin verlegt werden müssen, was eine organisatorische Herkulesaufgabe geworden wäre. Dennoch sagt Reil: „Diese Herausforderung hätte ich liebend gerne auf mich genommen.“

Die Champions League Im Wettstreit mit der Euroleague hatte der Weltverband Fiba die Champions League ins Leben gerufen, als Konkurrenz zum Euroleague-Unterbau Eurocup. Auch wenn dieser schwelende Konflikt dem Basketball generell nicht förderlich ist, hat das neue Format seine Feuertaufe durchaus bestanden. „Es ist schwer zu sagen, welcher Wettbewerb besser ist“, sagt Patrick, dessen Team vergangene Saison noch am Eurocup teilnahm. „Aber ich glaube schon, dass dieses Jahr die Champions League etwas stärker war.“ Mit 40 Teams allerdings auch aufgebläht, wobei das Feld nächste Saison auf 32 Mannschaften reduziert werden soll.

Final Four Das Endturnier ist auch der Höhepunkt des Wettbewerbs, allein schon wenn man bedenkt, dass der Sieger nochmals 340 000 Euro Prämie kassiert – das ist schon eine Hausnummer (zum Vergleich: im Handball gibt es 250 000 Euro). Der Ausrichter steht noch nicht fest, da es der Fiba ein wenig geht wie dem IOC: die Teilnehmer reißen sich nicht darum. Ludwigsburg hatte von vornherein kein Interesse angesichts hoher Fixkosten (550 000 Euro für die Austragungs- und Marketingrechte) plus weiterer Zusagen wie 220 kostenlose Hotelbetten. Spricht also doch viel für Teneriffa, dessen Hauptsponsor Iberostar ja eine große Hotelkette ist. Sollten die Spanier den Zuschlag erhalten, werden sich einige Ludwigsburger Spieler vielleicht doch noch mal ärgern, angesichts der Urlaubsidylle dort.