Der baden-württembergische Anglerverein will mit einem elektronischen Messgerät die Fischpopulationen bei Ludwigsburg zählen. Wie das funktioniert, hat er beim Neckaraktionstag gezeigt.

Ludwigsburg - Fische zählen ist ein mühsames Geschäft. Aber unverzichtbar für alle, die wissen wollen, ob sich die Renaturierung des Neckars in den Ludwigsburger Zugwiesen für Barbe und Nase gelohnt hat. „Wir könnten da ja auch jemand hinsetzen, der das für uns tut“, sagt Hans-Hermann Schock, der Vorsitzende des Württembergischen Anglervereins. Nun aber hat sich der Club für ein elektronisches Gerät entschieden, das mindestens fünf Jahre lang alles zählen und auf Video bannen soll, was da vorbeigeschwommen kommt. „Uns geht es vor allem darum zu erkennen, welche Fische hier durchwandern“, sagt der Fischereibiologe Ralf Haberbosch. Die Vorstellung des 58 000 Euro teuren Messgeräts für Fischpopulationen war Teil des vom Umweltministerium veranstalteten Aktionstags „Unser Neckar“ am Sonntag. Programm gab es deshalb zwischen Marbach und Remseck reichlich.

 

Strömungsliebende Arten

Im Rahmen des Umbaus am Neckarufer wurde auch ein Fließgewässer angelegt, das nicht nur wie ein kleiner Nebenarm des Flusses an der Schleuse von Poppenweiler vorbeiführt, es soll auch den Fischen helfen, den Höhenunterschied von sieben Metern zu überwinden. Dass die Fischbestände gewachsen sind, seit es diese sogenannte Umgehungsgerinne gibt, ist bekannt. Offen ist indes, wie viele Fische seither tatsächlich auch den Neckar hochschwimmen.

„Die meisten typischen Neckarfische gehören zu den strömungsliebenden Arten“, sagt Haberbosch. Wegen der vielen Schleusen ist ihr Lebensraum aber auf wenige eng begrenzte Flussabschnitte begrenzt. „Unser Ziel ist es, den Neckar zu einem möglichst langen Fließgewässer zu machen“, erklärt der Fischereibiologe, der im Auftrag der Stadt Ludwigsburg das Monitoring des Messgeräts betreut. Ist das Renaturierungsprojekt bei den Zugwiesen erfolgreich, kann es anderer Stelle fortgesetzt werden. Da das Regierungspräsidium Stuttgart per EU-Beschluss dafür sorgen muss, dass die Ufer des Neckars in seinem Bereich bis 2025 ökologisch umgebaut werden, hat die Behörde die 58 000 Euro für das „Riverwatching“-Gerät gezahlt.

Exoten gesichtet

Das Gerät besteht im Wesentlichen aus einer tunnelartigen Vorrichtung, die neben der Schleuse ins Wasser eingelassen wird. Und zwar so, dass die Fische zwangsläufig hier durchschwimmen müssen. Verknüpft ist die Anlage mit verschiedenen Sensoren, die sowohl die Tiere zählen als auch veranlassen, dass Aufnahmen gespeichert werden, die eine Kamera von dem jeweiligen Fisch gemacht hat, erklärt Philipp Thumser von der isländischen Herstellerfirma Vaki. Die so ermittelten Daten und Bilder werden auf einen Computer übertragen und können jederzeit mit bereits vorhandenen Informationen abgeglichen werden. „Manchmal können so auch echte Einzelgänger beobachtet werden“, sagt der Anglerchef Schock. Bei einem ähnlichen Monitoring seien zum Beispiel Meeresforellen gesichtet worden: „Kein Mensch weiß, wie die in den Neckar gekommen sind.“

Das Projekt Zugwiesen sei auf jeden Fall ein Erfolg, sagt Günter Schlecht vom städtischen Fachbereich Tiefbau und Grünflächen. Nicht nur die Fische hätten sich seit dem Jahr 2012 stark vermehrt, auch die am Wasser brütenden Vögel und die Pflanzen. Auch das wird wissenschaftlich begleitet, aber für die Beobachtung dieser Spezies reicht den Mitarbeitern meist ein Fernglas.