Eine Schau im MIK über die Weltkriegsbücherei des Unternehmers Richard Franck zeigt Dokumente, die seine im Feld stehenden Angestellten sammelten. Für den Werbepionier sei Kriegspropaganda eine Form der Werbung gewesen, sagt die Kuratorin Margrit Röder.

Ludwigsburg - Der Erste Weltkrieg war nicht nur hinsichtlich der Waffen eine Materialschlacht, sondern auch, was die Propaganda anbelangt. Der Ludwigsburger Unternehmer Richard Franck nutzte sein Firmengeflecht, um entsprechende Dokumente zu sammeln. Die Kuratorin Margrit Röder zeigt nun eine Auswahl in einer Ausstellung im MIK.

 
Frau Röder, wann hat Richard Franck mit Sammeln begonnen?
Das erste Zeugnis ist ein Sammelaufruf, den er 1915 an seine Mitarbeiter gerichtet hat. Vor allem hat er diejenigen aufgefordert, die im Feld standen und damit schwer zugängliches Material wie Schützengrabenzeitungen, Flugblätter und Maueranschläge in die Finger bekamen.
Die waren zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr bei ihm tätig?
Genau. Der Aufruf stammt vom November 1915. Aber er hatte einigen Vorlauf. Der Aufruf ist in einer Mitarbeiterzeitung veröffentlicht worden, die bereits von Oktober 1914 an erschien.
Die wurde im Feld zugestellt?
Ja, das ist das Spannende. Richard Franck hatte ein großes Interesse an einer starken Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen. Die erste Ausgabe der „Mitteilung von ihrer Firma und ihren Kollegen“ ist acht Wochen nach Kriegsbeginn erschienen. Es wurden Feldpostbriefe und Artikel der Mitarbeiter veröffentlicht. Andersrum hat die Unternehmensleitung aus den Betrieben berichtet. Die Zeitung ist bis Ende 1918 wöchentlich erschienen und wurde mit Liebesgaben-Paketen ins Feld geschickt.
Was ist das?
Sogenannte Liebesgaben waren in der Zeit sehr populär. Die Franck-Mitarbeiterinnen strickten Socken für ihre Kollegen. In die Päckchen wurden zudem Lebensmittel, die Firmenzeitschrift und immer ein Buch gepackt. Der Lesehunger der Soldaten im Feld war enorm.