Der städtische Fond Jugend, Bildung Zukunft besteht nun seit zehn Jahren – und wird als voller Erfolg gefeiert. Dennoch nimmt die Stadt das Jubiläum zum Anlass, über eine Neuausrichtung der Fördereinrichtung nachzudenken.

Ludwigsburg - Der Ludwigsburger Jugendfonds ist ein voller Erfolg, da sind sich alle einig. In den vergangenen zehn Jahren wurden über ihn 73 Projekte bezuschusst, zudem flossen mehr als 200 000 Euro in die Einrichtung von zwölf Kinder- und Familienzentren. Doch angesichts des zehnjährigen Bestehens dieses Fördertopfes will sich die Stadt nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern überlegen, ob sie künftig einen anderen Schwerpunkt bei der Vergabe der Zuschüsse setzt.

 

Bislang lag der Fokus bei der Förderung vor allem auf kulturellen Projekten, also Aktionen in den Bereichen Musik und Bildende Kunst sowie Tanz und Theater, auch einige Angebote für Bewegung und Sport wurden unterstützt. So gab es Startkapital für Gesangs- oder Instrumentalklassen, für Rhythmikangebote, Kunst- oder Musikprojekte. Ebenso wurden der Aufbau von Theater-AGs oder Tanzworkshops gesponsort, aber auch ungewöhnlichere Angebote wie der Bau einer Holzskulptur, ein Reitkurs oder Zirkusprojekte.

Projekte sollen sich langfristig selbst tragen

Der größte Bereich sei jedoch der Aufbau der Kinder- und Familienzentren gewesen, sagt Renate Schmetz, die Leiterin des Fachbereichs Bildung und Familie. Während alle anderen Projekte mit insgesamt rund 204 000 Euro bezuschusst wurden, flossen in den Aufbau der zwölf Kinder- und Familienzentren in den verschiedenen Stadtteilen in den Jahren 2008 bis 2012 fast 213 000 Euro. Inzwischen können alle diese Einrichtungen ohne Unterstützung aus dem Fonds finanziert werden. Genau das sei das Ideal, sagt Schmetz: Dass Projekte, die durch eine Finanzspritze aus dem Fördertopf angestoßen werden, sich langfristig selbst tragen können.

Die Frage ist nur, welches Engagement in Zukunft unterstützt werden soll. „Wir müssen überlegen, ob wir weiterhin eine breit angelegte Förderung wollen, oder ob wir künftig einen Schwerpunkt setzen“, sagte Schmetz in der Sitzung des Sozialausschusses. Dazu hatten die Stadträte am Dienstag noch keine dezidierte Meinung. Claus-Dieter Meyer, stellvertretender CDU-Fraktionschef, überlegte, ob man über den Fonds künftig verstärkt Aktionen für Asylsuchende finanzieren solle. Zudem konzentriere man sich derzeit vor allem auf Jüngere, vielleicht sollten verstärkt ältere Jugendliche mit Problemen wie etwa Schulabbrecher in den Blick genommen und unterstützt werden? Auch Eberhard Daferner (SPD) kann sich ein verstärktes Engagement in der Flüchtlings- und Migrantenarbeit oder aber die Finanzierung von Sprachkursen vorstellen.

Bewährtes soll aber nicht aus dem Blick geraten

Gabriele Moersch, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, gab allerdings zu bedenken, dass man das Bewährte nicht aus dem Blick verlieren solle: „Der Fonds ist eine Erfolgsgeschichte, wir sollten nicht zu viel daran ändern.“ Schließlich sei der Fördertopf inzwischen bekannt und beliebt bei Schulen, Kindergärten und anderen Einrichtungen: „Das Angebot sollte stabil bleiben“, sagte Moersch. Allerdings spreche nichts dagegen, die Förderung auf zusätzliche Bereiche auszuweiten. So sahen es auch Johann Heer (FDP) und Claudia Dziubas (Linke): „Wir sollten nicht weniger machen, sondern eher mehr – das Geld ist ja da“, kommentierte Dziubas.

Letzteres ist allerdings offenbar kein Selbstläufer. Es sei spürbar, dass in der Ludwigsburger Wirtschaft immer mehr Global Player angesiedelt seien, die sich nicht so stark mit der Stadt identifizierten, sagte der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried. Daher werde es schwieriger, die Spenden, über die sich der Fonds finanziert, zu generieren – zumal viele Unternehmen inzwischen eigene Stiftungen hätten, die in gewisser Weise eine Konkurrenz zu dem städtischen Fonds darstellten.

Entwicklung des Fördertopfes

Anfang
Eine unverhoffte Steuerrückerstattung an die Stadt in Höhe von rund 430 000 Euro bildete im Jahr 2005 den Grundstock für den Fonds Jugend, Bildung, Zukunft. Das Ziel war es, mit diesen Mitteln und regelmäßigen privaten Spenden Musik- und Sportprojekte an Schulen und Kitas zu fördern, die über das reguläre städtische Angebot hinausgehen.

Bilanz
Ende des vorigen Jahres belief sich das Fondsvermögen auf rund 700 000 Euro. Die Stadt versucht stets, die Ausgaben für die Projekte durch Spenden von Privatpersonen und Sponsoren wieder auszugleichen.