Nach vielen Negativschlagzeilen um die Integrierte Leitstelle will der Kreis aufräumen: Bei einem eigens einberufenen Pressetermin versucht der Landrat, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen – doch es bleiben Unklarheiten.

Ludwigsburg - Offenbar ist der Druck groß. Auch Monate nach der offiziellen Einweihung im Dezember kommt die Integrierte Leitstelle von Rettungsdienst und Feuerwehr (ILS) nicht aus den Schlagzeilen. Immer wieder ist die Rede von fehlerhafter Technik, von Ausfällen und Pannen. Das will der Landkreis nun wohl aus der Welt räumen: Bei einem offiziellen Pressetermin am Mittwoch fand der Landrat Rainer Haas deutliche Worte.

 

Der Landrat sprach von „Heckenschützen“, denen es offenbar nicht gefalle, wie die Integrierte Leitstelle organisiert sei, und die immer wieder negative Gerüchte in die Welt setzten, um der Einrichtung zu schaden. Offenbar, so Haas, gebe es Leute, denen es nach wie vor nicht gefalle, dass die Technik der neuen Leitstelle ausgeschrieben worden sei. Schließlich sei diese Leistung zuvor jahrelang ohne Ausschreibung an den bestehenden Lieferanten, die Firma Weda, vergeben worden. „Aber wir haben entschieden, dass wir den Filz der vergangenen Jahre nicht fortführen wollen“, erklärte Haas. Zumal er irgendwann erfahren habe, dass bei Weda „alles als Chefwissen gehalten“ worden sei. Sprich: kein anderer habe Einblick in die Technik gehabt, daher habe auch kein anderer sich darum kümmern können.

Anonyme Hinweise entsprachen oft der Wahrheit

Peter Weda, der Inhaber der gleichnamigen Firma, ist empört über diese Äußerungen. Von Filz könne keine Rede sein, sagte er. Er habe die Ausschreibung für die Technik der Rettungsleitstelle vor Jahren gewonnen. Anschließend sei sein Vertrag zwar tatsächlich kontinuierlich verlängert worden, aber das sei bei komplexen technischen Systemen üblich – und im Übrigen in den Vergaberichtlinien ausdrücklich erlaubt. Von Herrschaftswissen könne zudem keine Rede sein. Vielmehr habe es beim Landkreis niemanden gegeben, der auch nur ansatzweise Ahnung von der Leitstellentechnik gehabt habe. Deshalb sei er für jede Kleinigkeit gerufen worden – und habe für dieses „Rundum-Sorglos-Paket“ auch nur einen sehr geringen Preis gefordert.

Allerdings: die Hinweise über Pannen bei der neuen Leitstelle, die häufig anonym an die Presse gegeben wurden, stellten sich meistens als richtig heraus. Das räumte gestern auch Ina Jansen, die Leitstellenbeauftragte beim Landratsamt, ein. „Wir haben nie behauptet, es habe keine Probleme gegeben“, sagte sie. Das stimmt zwar, doch die Auskünfte des Amtes an die Presse zum Thema Leitstelle kamen stets nur sehr zögerlich, nur auf intensive Nachfrage – und manchmal unvollständig. So wurde bei der Nachfrage nach einer angeblichen Panne am 11. Juli behauptet, es sei alles in Ordnung. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass das Einsatzleitsystem von 9 bis 20 Uhr versagt hatte und die Disponenten ihre Arbeit mit Zettel und Stift verrichteten statt mit dem Computer.

Datenbank war Auslöser für Probleme

Gestern nun wollte man alles aufklären. Ja, es habe Probleme mit dem System gegeben, so Haas. Diese waren offenbar so gravierend, dass der Landrat nach eigenen Angaben häufiger mit dem Chef von Frequentis, der für die Technik verantwortlichen Firma, gesprochen hat. Der Auslöser für einige Ausfälle sowie eine misslungene Umstellung vom Probe- auf den Regelbetrieb war wohl eine Datenbank, die nicht so schnell reagierte wie nötig, sagte Ina Jansen. Aber man arbeite bereits an der Lösung des Problems, betonte sie.

Das Wichtigste sei doch ohnehin, dass der Notruf funktioniere, sagte Haas. Und das sei die ganze Zeit der Fall gewesen. „Uns ist weder vor noch nach der Umstellung auch nur ein Anruf verloren gegangen“, erklärte er. Dass es kleinere Fehler bei einem so großen Projekt gebe, sei allerdings normal. Auch jetzt laufe noch nicht alles hundertprozentig. Aber der Notruf funktioniere – mit einem dreifach ausfallgesicherten System. Das sei eine Sicherheit, die einzigartig sei in ganz Baden-Württemberg.

Chronik einer wechselvollen Geschichte

Anfänge
: Seit mehr als zwölf Jahren wurde im Kreis Ludwigsburg über eine Integrierte Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst (ILS) diskutiert. Es war immer klar, dass diese kommen soll, doch die Feuerwehr und der Rettungsdienst konnten sich lange nicht einigen, an wessen Standort diese eingerichtet werden soll. Nun befindet sich die ILS in der Feuerwache.

Probleme
: Im Dezember 2013 wurde die ILS offiziell eingeweiht, im Februar sollte vom Probe- auf den Regelbetrieb umgestellt werden. Das wurde jedoch auf April verschoben und misslang dann. Erst seit dem 8. Juli läuft die ILS im Echtbetrieb. Seither sind dort von insgesamt 23 Disponenten rund 20 000 Anrufe bearbeitet worden, davon fast 4200 Notrufe.