Der SKV Eglosheim hat eine Turnhalle für den Symbolbetrag von einem Euro gekauft – und saniert sie nun in Eigenregie.

Ludwigsburg - Die Turnhalle ist essenziell für den Sport- und Kulturverein Eglosheim (SKV). In dem Gebäude neben dem Vereinsheim in der Tammer Straße trainieren rund 800 der 2000 Mitglieder, darunter etwa 500 Kinder. Doch die Halle aus dem Jahr 1928 war bis vor Kurzem völlig marode, ihr drohten Schließung und Abriss. Um das zu verhindern, kaufte der Verein das Gebäude für einen Euro von der Stadt ab und saniert es nun in Eigenregie. Ein ungewöhnliches Modell – und ein Kraftakt für alle Beteiligten.

 

Denn das Zeitfenster für die Arbeiten ist klein und der Aufwand enorm: Acht Wochen habe der Verein insgesamt, um aus dem baufälligen Gebäude eine zukunftsfähige Halle zu machen, sagt Gerhard Uhl, der Vorsitzende des SKV. Bis jetzt ist er sehr zufrieden: Es sehe so aus, als werde alles bis zur Wiedereröffnung am 17. September fertig.

Ehrenamtliche und Handwerker aus dem Verein

Aber das funktioniere nur so gut, weil es viele ehrenamtliche Helfer gebe und die meisten Handwerker aus Eglosheim oder sogar aus dem Verein kommen: „Sie haben teilweise ihren Urlaub verschoben, um hier helfen zu können“, erzählt Uhl. Mehrfach habe er gezittert, weil nicht klar gewesen sei, ob bestimmte Arbeiten zum vorgesehenen Zeitpunkt erledigt werden können. Aber stets sei ihm ein Stein vom Herzen gefallen, weil letztlich doch alles geklappt habe. Allerdings habe der SKV auch großen Wert auf diese Form der Organisation der Sanierung gelegt: „So stimmen die Preise, und die Vereinsmitglieder sehen die Halle als ihr eigenes Objekt“, erklärt der Vorsitzende das Vorgehen.

Insgesamt kostet die Sanierung rund 530 000 Euro. Die Stadt bezuschusst das Projekt mit 250 000 Euro, den Rest muss der Verein selbst zahlen. Aber das könne man stemmen, sagt Uhl: „Wir sind es gewohnt, mit Zahlen in der Größenordnung zu arbeiten“, sagt er. Der SKV sei schließlich ein großer Verein mit seinen zehn Abteilungen und habe auch den Bau des Vereinsheims finanzieren können. Ganz leicht sei die Entscheidung für den Kauf und die Sanierung der Turnhalle dennoch nicht gewesen: „Es wäre auch toll gewesen, ein schuldenfreier Verein zu bleiben“, sagt Uhl. 2011 sei die letzte Rate für das in den 90-ern gebaute Vereinsheim gezahlt worden.

Verein will Halle künftig auch vermieten

Allerdings habe es auch seinen Reiz, nun frei über die Halle verfügen zu können. Früher musste die Belegung mit dem Schulsport koordiniert werden, und für Feste oder Veranstaltungen musste der Raum bislang stets umständlich angemietet werden. Nun werde die Organisation in der Hinsicht viel einfacher, sagt Uhl.

Der Verein will die Halle jedoch nicht nur für eigene Zwecke nutzen, sondern hofft auf Interessenten von außen. Schließlich müssten die Kosten auch wieder reinkommen, sagt der Vorsitzende. Große Sorgen macht er sich jedoch nicht: Immerhin habe man das Gebäude eigens hochwertig saniert, damit es auch für Konzerte, Kleinkunst oder andere Kulturveranstaltungen tauge. Sowohl die Beleuchtung als auch die Akustik würden auf den neuesten Stand gebracht, ebenso die Isolierung und die Heizungstechnik. Zudem sei die integrierte Bühne „Gold wert“, der vereinsinterne Chor „Abendsterne“ freue sich schon riesig darauf, dort aufzutreten.

Bei der Stadt bezeichnet man das Projekt als durchaus ungewöhnlich. Ein vergleichbares Modell habe es in den vergangenen 10 bis 20 Jahren nicht gegeben. Vielmehr habe es oft den umgekehrten Fall gegeben, nämlich, dass die Stadt Vereinsräume übernahm.