Im Ludwigsburger Kulturzentrum drehte sich am Sonntag alles ums Buch. Ein ehemaliger Student der Fachakademie gewann den Schreibwettbewerb „Gelebtes Schreiben – schreibendes Leben“.

Ludwigsburg - In der TV-Serie „Soko Leipzig“ spielt Daniel Steiner einen Forensiker, zuletzt war er in Wes Andersons Kinofilm „Grand Budapest Hotel“ als Page Anatol besetzt. Am Sonntag hatte der ehemalige Student der Filmakademie einen gänzlich anderen Auftritt beim Ludwigsburger Literaturfest: als preisgekrönter Autor. Der in Berlin lebende Werbefilmer und Schauspieler wurde mit dem ersten Preis im Schreibwettbewerb „Gelebtes Schreiben – schreibendes Leben“ ausgezeichnet. Für die Kurzgeschichte „Die Mandelkrawatte“. Orte der Handlung: die Filmakademie und eine Bäckerei in der Seestraße.

 

Platz schaffen in der Stadtbibliothek

Mehr als für Lesungen in der dafür umgebauten Kantine im Kulturzentrum interessierten sich die ersten Besucher nach der Eröffnung des Festes durch Bürgermeister Michael Ilk für den großen Bücherflohmarkt. Die Stadtbibliothek hat die Bestände um viel genutzte oder inzwischen aus der Mode gekommene Bände erleichtert und diese im kleinen Saal für 50 Cent oder einen Euro angeboten, und viele waren extra früh gekommen, um noch aus dem Vollen schöpfen zu können. „Eine Bibliothek muss atmen“, hatte deren Leiter Thomas Stierle gesagt. Ab sofort ist wieder Platz für Neuanschaffungen.

Den ganzen Sonntag über wurde gelesen – und das oft noch zur gleichen Zeit: in der Kantine, im Pavillon des Ratskellers oder in der Kinderbücherei. „Die Besucher sollen möglichst viele Eindrücke bekommen“, hatte Nicolai Köppel, der Koordinator des Literaturfestes, gemeint und darum einen Halbstundentakt für die Lesungen und Rezitationen organisiert.

Auf den Podien nahmen sowohl arrivierte Autorinnen als auch Nachwuchstalente Platz. So las Marc-Oliver Bischoff, der gerade dabei ist, sich einen Namen als Krimiautor zu erschreiben, ausgewählte Abschnitte aus seinem neuesten, noch unveröffentlichten Roman. Mark Stichler überraschte mit einem Krimi, der im Märchengarten des Blüba angesiedelt ist: Er heißt „Rapunzelturm“ – und tatsächlich hängt in dieser Erzählung eine Leiche an dem langen Haarzopf von Rapunzel. Neben all dem Mord und Totschlag gab es natürlich auch Märchenlesungen, heitere Anekdoten oder für die Kleinen ein Puppenspiel.

Kleiner Branchentreff

Im großen Saal der Kulturzentrums hatten Verlage und Buchhändler ihre Stände aufgebaut. Dazu wurde die Ausstellung „Autoren in Baden-Württemberg“ gezeigt; zusammengestellt hat sie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Die Hauptstelle der Stadtbibliothek war den ganzen Tag über geöffnet, und auf dem Rathausplatz stand der Bücherbus.

Zu den Höhepunkten gehörten die Preisverleihung im Rahmens des im Sommer ausgelobten Schreibwettbewerbs sowie die Vorstellung des Buches mit 44 gesammelten Erzählungen. Der Band ist im Buchhandel für sieben Euro erhältlich. Neben Daniel Steiner sind Julius Rabe und Jochen Faber ausgezeichnet worden. Beide hatten sich in ihren Storys mit der Ludwigsburger Nazi-Vergangenheit auseinandergesetzt.

Das Literaturfest habe sich auch in diesem Jahr wieder als Eintagesfest bewährt, meinte Wiebke Richert, die Leiterin des Fachbereichs Kunst und Kultur: „Es ist zugleich ein Fest der Bürger wie auch ein kleiner Branchentreff.“ In einem vorläufigen Resümee schätzte sie die Zahl der Besucher beim Lesemarathon auf knapp 2000.