Eine Mehrheit ist für den Bau einer Asylunterkunft in Ludwigsburg-Eglosheim. Die Kritiker aber befürchten, dass Probleme klein geredet werden.

Ludwigsburg - In einer in der Ludwigsburger Reute geplanten Asylunterkunft sollen nur 120 und nicht wie vom Landratsamt angekündigt 150 Menschen einquartiert werden. Auf diesen Kompromiss haben sich der Erste Bürgermeister der Stadt und die für Flüchtlingsfragen zuständigen Kreismitarbeiter geeinigt. Es war das einzige Zugeständnis, das Konrad Seigfried bei einer Informationsveranstaltung am Dienstag den kritischen Anwohnern gemacht hat. Die Mehrheit der Bürger im voll besetzten Musiksaal der Waldorfschule erklärte, sie werde die Flüchtlinge willkommen heißen. Strikte Ablehnung kam dagegen von den unmittelbaren Nachbarn in der Reuteallee. Sie befürchten, Frauen und Kinder könnten sich nicht mehr auf die Straße trauen.

 

Die Unterkunft wird vom Landratsamt gebaut. Und zwar auf einem Grundstück, das dem Land gehört. Für anhaltende Verwirrung sorgt dabei die von der Stadtverwaltung aufgebrachte Markungsbezeichnung Ludwigsburg-Nord. Eglosheimer wie der Stadtrat Wilfried Link (CDU) halten das für Etikettenschwindel: Tatsächlich handle es sich um Eglosheimer Gelände. Die Verwaltung wolle damit verschleiern, dass der Stadtteil über Gebühr mit sozialen Problemen belastet werde, während zum Beispiel Poppenweiler oder Pflugfelden nicht in die Pflicht genommen würden.

In der Diskussion waren kaum Zwischentöne zu hören: Überzeugte Befürworter standen ebenso überzeugten Neinsagern gegenüber. Während die einen die Aufnahme von Flüchtlingen zum sittlichen Gebot der Stunde erklären, befürchten die anderen, die Politiker und Beamten redeten nur alles schön, um ihre Probleme gelöst zu bekommen. Schließlich machen der Bund und das Land viel Druck: Der Kreis Ludwigsburg muss jeden Monat bis zu 250 Asylbewerber aufnehmen; die Mitarbeiter suchen darum händeringend nach leer stehenden Mietwohnungen, Turnhallen oder schnell bebaubaren Grundstücken.

Was in der Reute geplant werde, sei „das absolute Ideal“, sagte Nithart Grützmacher vom ökumenischen Arbeitskreis Asyl. Die Pfarrerin Andrea Mattioli wollte wissen, ob ein Unterstützernetzwerk geplant sei. In der Stadt werde eine Koordinationsstelle eingerichtet, versicherte Seigfried. Es gebe allerdings noch genügend Vorlauf, das Haus sei frühestens 2016 bezugsfertig.

Einige Studenten wünschten sich, dass auf dem Gelände auch ein Wohnheim für sie gebaut werde. Tatsächlich gibt es dafür Pläne, aber die Umsetzung wird wohl noch dauern. „Der Gesetzgeber bevorzugt den Bau von Asylunterkünften“, sagte Seigfried. Zwar gebe es auch eine studentische Wohnungsnot, räumte der Bürgermeister ein, die aber sei „nicht existenziell“.

Anwohnerinnen aus der Reuteallee empfinden die Ansiedlung von Flüchtlingen als „Zumutung“. Sie haben ausgerechnet, dass damit auf einen Bewohner fünf Asylbewerber kommen. Das sei ein klares Missverhältnis. Zudem brächten die Fremden „eine gewisse Kriminalität mit“. Seigfried warf ihnen vor, sie bedienten sich „einer menschenverachtenden Sprache“.