Die Zweigstelle der Ludwigsburger Wohnungslosenhilfe in der Gänsfußallee muss geräumt werden, weil die Stadtwerke expandieren. Sie übernehmen 2014 das Stromnetz und stellen darum neue Mitarbeiter ein.

Ludwigsburg - Seit 2009 kann die Stadt Ludwigsburg Obdachlose in zwei Unterkünften sowie in Wohnungen der Wohnungsbau GmbH unterbringen. Damit war auch die Basis für ein dreistufiges Konzept gelegt, das zum Ziel hat, den Betroffenen wieder eigenen Wohnraum zu beschaffen. Jetzt aber könnte das Konzept aus der Balance geraten. Die Obdachlosenhilfe muss bis zum Oktober 2014 die Unterkunft in der Gänsfußallee räumen, ein neues Domizil ist noch nicht in Sicht. „Wir brauchen dringend Ersatz“, sagt Gerald Winkler vom Fachbereich Sicherheit und Ordnung im Sozialausschuss des Gemeinderates. Unmittelbar betroffen sind 33 Personen, die zurzeit in der Unterkunft leben. Sie müssen weichen, weil die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) expandieren. Nach dem Erwerb der Konzession für das Ludwigsburger Stromnetz vergrößert sich deren Arbeitsfeld. Offiziell beginnt die neue Ära im Januar nächsten Jahres. Geplant sei die Verpflichtung von 30 neuen Mitarbeitern, sagt der SWLB-Chef Bodo Skaletz. Die Herausforderung für die Stadtwerke sei groß und darum auch räumliche Nähe sehr wichtig. Mit anderen Worten: die Mitarbeiter sollen Büros in der Gansfußallee 33 bekommen.

 

Keine einfache Suche

Während es im zweiten Obdachlosenwohnheim Riedle öfter mal Schwierigkeiten gegeben habe, funktioniere das Miteinander in der Unterkunft an der Gänsfußallee gut, sagt Gerald Winkler. Auch Ärger mit Nachbarn habe es nicht gegeben. Umso bedauerlicher sei es, dass das Domizil nun geräumt werden müsse, meint der SPD-Stadtrat Eckart Bohn.

„Die Suche nach einem Ersatz wird sicher nicht einfach“, sagt Rosina Kopf (CDU). Roland Glasbrenner (FW) schlägt vor, ein ehemaliges Kasernengebäude in der Weststadt auf seine Tauglichkeit hin zu untersuchen, während Anita Klett-Heuchert (Grüne) betont: „Die Unterkunft darf nicht aufgegeben werden, bevor kein neuer Standort gefunden ist.“ Mietverhältnisse seien nun einmal befristet, sagt Johann Heer (FDP). Da sei nichts auszusetzen, auch wenn „es schade ist, dass dieser Personenkreis betroffen ist“.

„Wir wollen Unruhe haben“

Während die Stadträte befürchten, ein möglicher Engpass bei der Wohnungslosenhilfe bringe viel Unsicherheit, widerspricht der Erste Bürgermeister: „Wir wollen Unruhe haben.“ Es sei überhaupt nicht im Sinne der Stadt, dass auf diese Weise Zustände festgeschrieben würden, die niemand so wünsche. Die in Not geratenen Menschen sollten zwar aufgefangen werden, um ihnen wieder eine Rückkehr in ein geregeltes Leben zu ermöglichen. „Aber die Verweildauer in den Unterkünften ist mir zu lang“, sagte Konrad Seigfried.

Heinrich Knodel, der Geschäftsführer der Wohnungslosenhilfe, hatte darauf hingewiesen: Zurzeit dauere es bis zu anderthalb Jahren, bis jemand wieder in eigenen vier Wänden wohnen könne. „Selbst die Fitten haben Schwierigkeiten, zum Zug zu kommen.“ Im Übrigen solle sich niemand täuschen lassen: „Unsere Klientel, das sind nicht nur die von der Parkbank. 20 Prozent davon sind Frauen, und 50 Prozent sind jünger als 29 Jahre.“ Gerald Winkler geht davon aus, dass die Belastung größer wird, weil mit einem Zustrom von Flüchtlingen aus Syrien zu rechnen sei.