90 Ehrenamtliche kümmern sich bei der Notfallseelsorge im Kreis Ludwigsburg um seelische Wunden. Nun hat eine Koordinierungsstelle ihre Arbeit aufgenommen, die bei großen Einsätzen die Helfer besser lenken kann.

Ludwigsburg - Manchmal schrillt der Alarm mitten in der Nacht. Dann macht sich Jürgen Reiling aus Freiberg auf den Weg zu einem schweren Autounfall oder zu Angehörigen, denen er eine Todesnachricht überbringen muss. Während sich Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte um die Sicherheit, die Täter und die körperlichen Verletzungen kümmern, geht es bei einem Notfallseelsorger um seelische Wunden. Alarmiert werden auch sie von der Integrierten Leitstelle in Ludwigsburg.

 

Für solch kleinere Einsätze sind die Abläufe eingespielt, für größere indes fehlte bisher eine Koordinierungsstelle. Nach einer Vorarbeit von zweieinhalb Jahren gibt es seit Dienstag diese Stelle nun. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten der Vorsitzende des DRK-Kreisverbands, Utz Remlinger, der Kreisbrandmeister Andy Dorroch, der Kreisbereitschaftsleiter des DRK, Dietmar Müller, und der evangelische Pfarrer Ulrich Gratz, der Leiter der Notfallseelsorge.

Drei Notfallseelsorger koordinieren im Ernstfall

Die neue Koordinierungsstelle besteht aus drei Notfallseelsorgern, die eine Führungsausbildung gemacht haben: Jürgen Reiling, Michael Müller und Hanns Jörg Froehlich. Alle drei haben für ihre neue Aufgabe einen Rollkoffer mit je einem Laptop und einem Drucker bekommen. Im Ernstfall können sie damit die Arbeit der Notfallseelsorger lenken – in einem Schulungsraum beim DRK-Kreisverband in Ludwigsburg oder aber von einem näher am Geschehen liegenden Ort aus.

„Das Ziel ist es, die Chaosphase, die es bei größeren Einsätzen gibt, zu verringern“, erklärt der Kreisbrandmeister Andy Dorroch. Dass die Notfallseelsorger nun bei großen Einsätzen über eine zentrale Stelle als Ansprechpartner verfügen, trage mit dazu bei. „Das ist ein absolut vorbildliches Angebot, das es im Land sonst nur noch in Sigmaringen gibt“, sagt Dorroch.

Pfarrer haben die Aktion mit ins Leben gerufen

90 Ehrenamtliche kümmern sich im Kreis um die Betreuung von Menschen in Notsituationen. Was vor 15 Jahren vornehmlich Pfarrer ins Leben riefen, wird heute vom Landkreis, den Kommunen, vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) und von den beiden christlichen Kirchen getragen. Die Ausbildung läuft über die Kirchen oder über das DRK. Im Kreis Ludwigsburg haben immer zwei Seelsorger Dienst: einer im westlichen, einer im östlichen Teil des Kreises. Die Bereitschaft dauert eine Woche lang, 24 Stunden pro Tag.

Diese Woche hat Jürgen Reiling für den westlichen Teil des Kreises Dienst. Sein Rucksack für kleinere Einsätze steht bereit – ebenso wie der Rollkoffer für große.