Hufschmied, Dachdecker oder Maurer spielen und selbstbewusster werden - das soll der neue Erlebnisparcours in Ludwigsburg bieten, und zwar nur für Jungen.

Ludwigsburg - In den Kindergärten und Grundschulen arbeiten kaum Männer, die Früherziehung und der Lehrplan orientieren sich zuerst an den Fähigkeiten und Neigungen von Mädchen. Mit der Folge, dass den Jungen Vorbilder fehlen. Die Staatlichen Schlösser und Gärten wollen darauf reagieren. Von kommendem Schuljahr an soll es Abenteuertage nur für Jungen geben. Acht- bis Zwölfjährige können beim Fechten, Messerschmieden oder Fährtenlegen erfahren, wie das früher war - und dabei ihr Selbstbewusstsein stärken. Ein Probelauf beginnt im Februar.

 

Erfahrungen mit Kindern in historischen Anlagen gebe es zur Genüge, sagt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der baden-württembergischen Schlösserverwaltung. Bestes Beispiel sei die Ludwigsburger Reihe "Kinderreich", deren Reiz darin besteht, dass sich Kinder feudal kleiden und etwas vom höfischen Zeremoniell nachspielen. Aber damit lassen sich wieder nur Mädchen anlocken. Umfragen unter Besuchern aber hätten ergeben, dass es sehr wohl ein Interesse an "der Erlebniswelt Schloss" auch bei Jungen gebe. Es gelte aber, dafür eine Form zu finden.

Jungen sollen erlebnisreichen Tag haben

Ein zentrale Rolle soll dabei Torsten Fuchs spielen. Der 45-jährige ausgebildete Schauspieler und Theaterpädagoge soll die Jungen an die Hand nehmen. Er möchte, dass die Teilnehmer einen Abenteuerparcours mit verschiedenen Stationen bewältigen. Zum Beispiel soll gezeigt werden, wie ein Hufschmied, ein Dachdecker oder ein Maurer im Barock gearbeitet haben, wie man einen Lederbeutel machen kann oder wie einst Metallwaffen gefertigt wurden. Wichtig sei es, dass die Schüler einen erlebnisreichen Tag hätten: So ein Parcours soll über drei, vier Stunden gehen. "Die Kinder sollen aber nicht gegeneinander antreten. Mir ist wichtig, dass sie während des Spiels miteinander reden", sagt Fuchs. "Ich will keine Konkurrenz, sie sollen immer gemeinsam ins Ziel zu kommen."

Das Geld für die ersten drei Jahre  - insgesamt 60.000 Euro - kommt von der Baden-Württemberg-Stiftung. "Als Vater von fünf Kindern, davon drei Söhne, weiß ich, dass Jungen eine besondere Anleitung brauchen", sagt der Stiftungs-Geschäftsführer Christoph Dahl. Der von der Schlösserverwaltung gewählte Ansatz habe auch darum überzeugt, weil er auf ehrenamtliche Mitarbeiter setzt. Denn die einzelnen Stationen im Parcours werden von Freiwilligen aus Vereinen besetzt. Bisher haben schon der historische Verein, der Verein Sieben Schwerter und die Kinderturnstiftung zugesagt. Für die jungen Teilnehmer sollen die Erlebnistage kostenlos sein. "Wir möchten ein niederschwelliges Angebot und denken vor allem an Kinder mit Migrationshintergrund", sagt Hörrmann.

Zunächst für Schulen

An dem im Februar beginnenden Testlauf sollen zunächst nur Schulen teilnehmen. Erst von September an wird das Programm für alle geöffnet. "Wir brauchen diesen Vorlauf, weil wir nicht wissen, wie es ankommt", sagt Hörrmann. Außerdem sollen in dieser Zeit auch die Ehrenamtlichen ihre Rolle einstudieren und im Idealfall für die Sache werben. Denn bislang reicht die Schar der Freiwilligen zwar für eine Veranstaltung im Monat, soll das Projekt aber ausgebaut werden, müssen auch mehr Helfer rekrutiert werden.

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