Die neuen Fahrstühle am Ludwigsburger Bahnhof sind sehr hochwertig und sie gelten als besonders widerstandsfähig gegen Vandalismus. Allein: sie laufen nicht. Zunächst funktionierte der Notruf nicht, dann haben Unbekannte die Drücker zerstört.

Ludwigsburg - Die neuen Fahrstühle am Ludwigsburger Bahnhof sind zwar hochwertig – aber sie fahren nicht. Nach vielen Verzögerungen waren die Arbeiter im Juli endlich mit der Installation der Lifte fertig, doch dann verweigerte der Tüv seinen Segen: Die Notruftaste funktionierte nicht. Es dauerte mehr als vier Wochen, bis die Bahn das Problem gelöst hatte. Am vergangenen Freitag wurden die Lifte in Betrieb genommen – aber nach einem Tag schon wieder abgeschaltet: Unbekannte haben die Druckknöpfe zerstört.

 

Umweg über Aufzüge am Francksteg

Eigentlich sei er von der Initiative der Deutschen Bahn begeistert gewesen, sagt Arne Wintermeier, der sich im Auftrag der Stadt Ludwigsburg um Probleme und mögliche Verbesserungen am Bahnhof kümmert. Vor einem Jahr hatte sich der Konzern bereit erklärt, die zwei vorhandenen, aber sehr störanfälligen Aufzüge zu den Gleisen durch neue zu ersetzen. Immerhin eine Investition von einer halben Million Euro. Dass die neuen Lifte immer noch nicht fahren, hat den Bahnhofsmanager ernüchtert: „Immer, wenn ich bei der DB anrufe, bekomme ich den Bescheid, man gehe davon aus, dass die Probleme innerhalb der nächsten zwei Wochen gelöst seien.“

Auf Wintermeiers Schreibtisch landen derweil die Beschwerden von Reisenden, die mit schwerem Gepäck, Kinderwagen oder Rollstuhl unterwegs waren und am Aufgang zu den Gleisen gescheitert sind – trotz der nagelneuen Aufzüge. Als einzige Alternative gibt es von der Stadt betriebene Aufzüge am Francksteg beim Busbahnhof. Das aber heißt, Umwege in Kauf zu nehmen. Außerdem sind damit die Gleise 4 und 5 nicht zu erreichen.

Die Sanierungsarbeiten an den Liften im Bahnhof hatten Anfang März begonnen. Ursprünglich war die Bahn von etwa vier Wochen Arbeitszeit für jeden der Aufzüge ausgegangen. Doch die Frist war nicht zu halten: Mal wurden als Ursache Verzögerungen auf Seiten des Herstellers genannt, dann Lieferengpässe bei der Beschaffung einzelner Elemente. Mitte Juli wurden dann endlich die Arbeitsgerüste abgebaut, zum Monatsende sollten die Fahrstühle in Betrieb genommen werden. Doch auch daraus wurde nichts: Dieses Mal lag das Problem beim Notschalter. Das könne aber kein großes Problem sein, meinte damals noch der städtische Bahnhofsmanager Wintermeier. Aber es dauerte dann doch länger, bis zum 28. August, bis es die DB in den Griff bekommen hat.

Kein Service-Personal

Auch dass die neuen Lifte als besonders widerstandsfähig gegenüber Attacken von Vandalismus gelten, konnte nicht verhindern, dass sie nach Aussage des Bahnsprecher Roland Kortz „durch mutwillige Zerstörung“ lahmgelegt worden sind. Unbekannte hatten die Türdrücker mit Gewalt zerstört. „Auch wenn man die Aufzüge in gewissem Maß gegen Zerstörung schützen kann, so sind sie doch nicht unzerstörbar“, sagt Kortz. Nun hoffe das Unternehmen, rasch Ersatz zu bekommen. „Unsere Techniker machen Druck, wir hoffen, dass wir die Ersatzteile bald haben werden.“

Für die Dauer der Umbauarbeiten an den Aufzügen hatte die DB Helfer zur Verfügung gestellt, die den Reisenden, wenn nötig, per Muskelkraft bis zum Bahnsteig bringen sollten. Diesen Service gibt es nicht mehr. „So kurzfristig ist da nichts zu machen“, sagt Bahnsprecher Kortz.

Service: mangelhaft!

Kommentar - Schön, dass die Bahn nach dem Dauerärger wegen der anfälligen alten Lifte am Ludwigsburger Bahnhof ein Einsehen hatte und neue einbauen ließ. Schön auch, dass sich der Konzern bereit erklärt hat, die dunkle Unterführung durch Anstriche und neue Beleuchtung aufzuhellen.

Nicht nachvollziehbar ist jedoch, dass das Projekt nicht vorankommt und die neuen Aufzüge genauso stillstehen wie die alten. Wozu gibt ein Unternehmen eine halbe Million Euro aus, wenn sich damit nichts verändert? Ein Fahrstuhl, der nicht fährt, ist überflüssig. Egal ob alt oder neu und egal ob hoch- oder eher minderwertig.

Auch mit der viel gepriesenen Stabilität, die die Geräte so viel besser gegen Gewaltattacken schützen soll, ist es offenbar nicht weit her. Unbekannte Täter haben die Schwachpunkte jedenfalls gefunden.

Mit der Investition in neue Aufzüge hat die Bahn nur den ersten Schritt vollzogen. Für einen echten Erfolg aber wäre ein zweiter nötig: ein funktionierender Service. Es kann nicht sein, dass ein System immer wieder wegen eher kleiner Defekte wochenlang ausfällt. Und dass sich der große Konzern hinter einer ewigen Litanei von Schuldzuweisungen in Richtung Hersteller oder Missetäter versteckt, ist peinlich.