Der städtische Pflegestützpunkt erweitert sein Angebot für die Unterstützung von Hochbetagten. Die Einrichtung übernimmt ein Projekt vom Landkreis – und sucht dafür noch weitere Ehrenamtliche.

Ludwigsburg - Oft sind es Kleinigkeiten, die den Alltag von älteren Menschen vereinfachen können. Nur muss erst einmal erkannt werden, was hilfreich wäre. Das können Außenstehende oft besser als die Betroffenen selbst. Deshalb setzt man beim Pflegestützpunkt der Stadt Ludwigsburg verstärkt auf die Unterstützung von Hochbetagten durch Ehrenamtliche. Neben dem Anfang des Jahres eingerichteten Hilfsprogramm „Vital“ wird dort nun ein weiteres Angebot zur Förderung der Selbstständigkeit älterer Menschen angesiedelt: Die Stadt übernimmt das Projekt „Aktivierender Hausbesuch“ vom Landkreis.

 

Dieses richtet sich an Ludwigsburger Senioren über 70. Bei regelmäßigen Hausbesuchen von Ehrenamtlichen sollen sie vor allem zu Bewegungsübungen motiviert werden, die helfen sollen, fit zu bleiben. Der Landkreis hat dieses Projekt 2011 initiiert, seither wurden bei insgesamt 2260 Besuchen rund 100 Senioren von 52 Ehrenamtlichen aufgesucht. Doch die Finanzierung des Projekts gestaltete sich schwierig, zudem sei es üblich, dass solche Angebote nur eine gewisse Zeit liefen, um Hilfen nicht einseitig zu verteilen, heißt es vom Kreis. Deshalb habe man dieses Projekt nun aufgegeben, der Pflegestützpunkt wird es nur für Ludwigsburg weiterführen.

Körperliche Aktivierung und praktische Alltagshilfen

Dabei hat dieser erst Anfang des Jahres ein ähnliches Angebot ins Leben gerufen, das Projekt „Vital“. Das ist allerdings etwas breiter aufgestellt: Neben der körperlichen Aktivierung geht es hierbei auch um ganz praktische Alltagshilfen wie etwa die Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen an die Pflegekasse oder die Information über mögliche Hilfsangebote wie Essen auf Rädern, eine Haushaltshilfe oder den Aufenthalt in der Tagespflege.

Manchmal reichten auch kleine Hinweise, um den Alltag der Hochbetagten zu erleichtern, berichtet Ingeborg Pietsch, die seit einem halben Jahr ehrenamtlich für „Vital“ arbeitet. So habe sie zum Beispiel eine 90-Jährige dazu gebracht, ihren Rollator auch in der Wohnung zu nutzen. Zuvor hatte sie diesen nur draußen zur Hilfe genommen – und sich drinnen mühsam von einem Haltepunkt zum nächsten gehangelt. Einer anderen Dame habe sie die Augen dafür geöffnet, dass ihr Teppich eine gefährliche Stolperfalle war.

Auseinandersetzung mit Hilfebedarf ist schwierig

In vielen Fällen gehe es um Dinge, die die Älteren einfach nicht wahrhaben wollten, sagt Mariele Kerkhoff, die Leiterin des Pflegestützpunkts: „Sich mit dem eigenen Hilfebedarf zu befassen, ist sehr schwierig.“ Oft werde dieser so lange verdrängt, bis die Senioren direkt darauf aufmerksam gemacht würden. Es brauche Zeit, eine solche Situation zu akzeptieren, dafür reiche eine Beratung oft nicht. Die Unterstützung durch Ehrenamtliche über einen längeren Zeitraum sei aus ihrer Sicht hingegen sehr hilfreich, sagt Kerkhoff. Das Projekt „Vital“ jedenfalls sei gut angelaufen: Die bislang zehn Ehrenamtlichen seien insgesamt rund 180 Mal im Einsatz gewesen.

Allerdings gebe es noch mehr Hilfebedarf, so Kerkhoff. Deshalb sucht der Pflegestützpunkt weitere Ehrenamtliche, sowohl für die „Aktivierenden Hausbesuche“ als auch für das Projekt „Vital“. Interessierte können sich direkt an den Pflegestützpunkt wenden – allerdings sollten sie bereits Erfahrungen in der Pflege, im medizinischen Bereich oder in der Anleitung sportlicher Übungen haben. Auch wer Unterstützung für sich selbst oder einen älteren Angehörigen braucht, kann sich melden unter 0 71 41/ 9 10  31 23.