Einst ein Vorzeigeprojekt der Sportstadt Ludwigsburg, ist das Bildungszentrum West heute eines der Sorgenkinder: Einzelne Räume sind schadstoffbelastet und die gesamte Architektur ist in die Jahre gekommen.

Ludwigsburg - War das Bildungszentrum West einst ein Vorzeigeprojekt für die Sportstadt Ludwigsburg, ist es heute eines ihrer größten Sorgenkinder: Einzelne Räume sind schadstoffbelastet, und die gesamte Architektur ist in die Jahre gekommen. Dass etwas geschehen muss, wissen die Verantwortlichen seit Jahren. Doch trotz der Dringlichkeit wurde das Projekt immer wieder auf die lange Bank geschoben. Jetzt soll endlich etwas passieren: Die Verwaltung hat vorgeschlagen, das Schulzentrum abzureißen.

 

Der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried kalkuliert mit bis zu 70 Millionen Euro und schränkt sogleich ein: „Das wären die Kosten, wenn wir sofort anfangen könnten. Aber niemand weiß, wie sich die Baukosten in den nächsten Jahren entwickeln werden.“ Und selbstverständlich könne angesichts dieser Riesensumme nur in Etappen gebaut werden – falls der Gemeinderat, dem das Konzept zunächst in einer nichtöffentlichen Sitzung präsentiert wurde, überhaupt zustimmt.

Wohin mit der Bibliothek?

Bisher stand noch immer die Alternative einer Sanierung im Raum. Die Verwaltung könne das jedoch aus mehreren Gründen nicht empfehlen, sagt Seigfried. Zum einen sei es schwierig, auf diesem Weg die Schadstoffe aus den Wänden herauszubekommen, zum anderen erfülle weder der Bau des Otto-Hahn-Gymnasiums noch der der Gottlieb-Daimler-Realschule die Anforderungen an eine moderne Schule. „Es fehlen Räume für eine stärkere Ausdifferenzierung des Unterrichts“, sagt der Bürgermeister. Außerdem könne die Stadt auf staatliche Fördergelder von bis zu einem Viertel der Baukosten hoffen, wenn sie komplett neu baue.

Sofern der Gemeinderat einem Neubau zustimmt, möchte die Verwaltung einen Architekturwettbewerb ausloben. Zuvor müsse jedoch das Gremium auch noch sagen, wie viele Klassenzimmer entstehen sollen und wie groß sie sein dürfen. Außerdem müsse die Frage nach der Zukunft der im Gymnasium einquartierten Außenstelle der Stadtbibliothek beantwortet werden. Bisher kann sich diese auf 530 Quadratmeter ausdehnen. Man hätte nun die Chance, sie zu einem Stadtteiltreff auszubauen.

Zeitweise war auch diskutiert worden, ob es nicht besser sei, statt einer Realschule in der Weststadt eine weitere Gemeinschaftsschule zu bauen. Das sei mittlerweile aber wieder vom Tisch, sagt Seigfried. In Gesprächen mit den Schulleitern vor Ort, Experten der Schulbehörde und Landespolitikern habe sich gezeigt, dass die Realschulen erhalten werden sollten.

Logistische Herausforderung

Dass die Bauarbeiten nur abschnittweise realisiert werden können, ist nicht nur den hohen Kosten, sondern auch der Tatsache geschuldet, dass die Stadt nicht jahrelang Ausweichquartiere anbieten kann. Der Schulbetrieb müsse aufrecht erhalten werden, sagt Seigfried. So sei erst dann, wenn ein neues Gebäude stehe, an einen teilweisen Umzug sowie einen Abriss des alten Mauerwerks zu denken. „Das wird eine besondere Herausforderung für die Architekten in diesem Wettbewerb sein“, sagt der Bürgermeister. Eine gewisse Flexibilität sei dadurch gegeben, dass noch Freiflächen im Umfeld der Schule vorhanden sind.

Die Sportanlagen sollen vorerst nicht angetastet werden, obwohl sich die Schulleiter neue Turnhallen wünschten. Im Frühjahr wird das Konzept erstmals öffentlich im Gemeinderat diskutiert.

Schadstoffe –
Im Jahr 2014 hatten wiederholt Lehrer und Schüler im Bildungszentrum West über Übelkeit und Reizungen der Schleimhäute geklagt. Im November 2014 ist daraufhin in 111 Räumen die Schadstoffkonzentration in der Luft gemessen worden. Gesucht wurde vor allem nach dem Umweltgift PCB (Polychlorierte Biphenyle) und Formaldehyd. Das Ergebnis: die Grenzwerte waren nirgends überschritten, aber zum Teil die sogenannten Eingreifswerte erreicht. Etwa in einem Werkraum des Otto-Hahn-Gymnasiums und in drei Räumen der Gottlieb-Daimler-Realschule.

Notlösung –
Nach einer vorübergehenden Schließung der belasteten Räume ist eine mechanische Lüftung installiert worden. Diese muss regelmäßig zugeschaltet werden. Außerdem sind seither die Hausmeister angehalten, täglich durch die Schulgebäude zu laufen und die Fenster zu öffnen.