Weil bezahlbare Unterkünfte in Ludwigsburg fehlen, müssen Studenten mit allem vorliebnehmen, was sie kriegen können. Aber viele Apartments sind nicht nur überteuert, sie sind auch in einem miserablen Zustand.

Ludwigsburg - An der Verwaltungshochschule (FH) hat in dieser Woche das neue Semester begonnen – und das hat einen neuen Ansturm auf die Studentenwohnheime ausgelöst. Die Betreiber melden quasi volle Auslastung, und die Wartelisten sind lang. Wenn im April die PH-Studenten hinzukommen, wird sich die Situation verschärfen. Die Studentenvertreter kritisieren, dass die Stadt nicht genug bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellt – und dass sich die Situation vor allem in den privat betriebenen Apartmenthäusern verschlechtert habe. „Die Situation in Ludwigsburg ist nicht studentenfreundlich“, sagt Tobias Gruner vom Asta-Vorstand der Pädagogischen Hochschule (PH).

 

Abgehängt vom Internet

Mieten von mehr als 300 Euro könne ein Student kaum aufbringen, sagt er. Zumal in vielen Fällen die Zustände prekär seien. Bewohner des Hauses Athena (Peter-Eichert-Straße 4), das als das teuerste Wohnheim der Stadt gilt, klagen über Schimmel an den Fenstern, nicht funktionierende Heizungen und eine unzureichende Ausstattung mit Waschmaschinen und Küchen. „Ich habe das Gefühl, dass sich da nur jemand bereichern will“, sagt ein 23-jähriger Student. Die Kritik komme von den Immergleichen, meint hingegen Jürgen Kiefer, der Eigentümer des Wohnheims Athena. Der Marbacher Unternehmer räumt ein, dass er das Haus 2010 als völlig heruntergekommene Immobilie erstanden habe. Seither aber habe er bereits 1,5 Millionen Euro in die Sanierung der Apartments investiert. Demnächst werde er weitere 2,7 Millionen Euro in die Fassaden-, Fenster- und energetische Sanierung stecken. Außerdem will Kiefer aufstocken: auf zwei weiteren Geschossen sollen 30 Einzelzimmer entstehen. Bis jetzt gibt es im Haus Athena nur Zweierapartments.

Die Sanierung sei nicht nur ein Segen, meint der Asta-Mitarbeiter Gruner. Für manche Studenten sei schon die erste Sanierungsphase ein Desaster gewesen: Das Internet sei über längere Zeiträume praktisch lahmgelegt gewesen – ohne jegliche Vorwarnung: „Für jeden, der in der Prüfung steckt, ist das fatal“, findet Gruner. Auch über die geplante Außensanierung habe der Eigentümer nicht informiert, sagen Bewohner. Bekannt sei nur, dass die Miete von September an steigen werde.

Er liege mit seinen Mietpreisen zehn bis zwanzig Euro pro Unterkunft über denen des Studentenwerks, das das Wohnhaus der Finanzen nebenan (Peter-Eichert-Straße 8) und das Studentendorf betreibt, sagt Kiefer: „Aber als Privatunternehmer kriege ich nichts vom Staat geschenkt, ich muss sehen, wo ich bleibe.“ Tatsächlich aber hätten die Vorbesitzer nur Geld aus der Immobilie herausgezogen. „Die haben da seit den siebziger Jahren nichts gemacht“, sagt er.

Sanieren in Etappen

Unzufrieden sind viele Studenten auch mit dem sogenannten Tower an der Eduard-Spranger-Straße 7 – dem einstigen Adolf-Reichwein-Haus. Wurde 2013 noch befürchtet, das elfgeschossige Gebäude werde geschlossen, wird nun bemängelt, dass es mit der Sanierung nicht vorangehe. Der gemeinnützige Verein Weiße Rose, der das Haus 2007 erworben hatte, hat es Anfang 2014 an die Freiburger Gesellschaft Consell wieder verkauft. Sichtbares sei seither nicht geschehen, sagt Asta-Mann Gruner.

„Es geht eben alles Stück für Stück“, widerspricht Steven Klippstein von der Consell GmbH. Die Sanierer könnten immer nur da anpacken, wo ein Apartment leer stünde. Augenblicklich seien das 20. „Bis Ende des Monats werden die wieder fertig sein, und dann geht es an anderer Stelle weiter“, sagt Klippstein. Insgesamt seien damit etwa 15 Prozent der 237 Apartments saniert. Außerdem werde im Sommer die alte Heizung im Tower ausgebaut. „Wir bekommen einen Anschluss an die Fernwärme“, sagt Steven Klippstein.