Stillstand am Busbahnhof: rund 300 Fahrer aus zwei Landkreisen protestieren lautstark für höhere Löhne. Sie ärgern sich, dass ein Kompromiss vom 11. Juli geplatzt ist. Die Arbeitgeber halten die Forderungen der Mitarbeiter für überzogen.

Ludwigsburg - Wir sind es wert“, ruft die versammelte Menge streikender Fahrer des privaten Omnibusgewerbes am Montagmorgen vor dem Ludwigsburger Bahnhof. Einen Euro mehr pro Stunde und eine Nahverkehrszulage in Höhe von 70 Euro pro Monat – das fordert die Gewerkschaft Verdi für die landesweit mehr als 5000 Beschäftigten in rund 400 Unternehmen.

 

Nachdem bereits vergangene Woche ein Großteil des Busverkehrs in Göppingen, Schwäbisch Gmünd, Heidenheim, Tuttlingen, Tübingen, Reutlingen und im Markgräfler Land stillgelegt wurde, geht der Arbeitskampf in der Region weiter. Rund 300 Busfahrer aus Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen und Hemmingen sowie Waiblingen und Backnang (Rems-Murr-Kreis), mit Fahnen und Trillerpfeifen ausgestattet, haben bereits zur Frühschicht die Arbeit niedergelegt, um zu protestierten. Lange genug hätten sich die Verhandlungen hingezogen, Ende März seien die alten Tarife ausgelaufen. Ein Sondierungsgespräch zwischen Verdi und Arbeitgebern habe zwar am 11. Juli zu einem Kompromiss geführt, berichtet der Verdi-Verhandlungsführer Rudolf Hausmann. Doch dieser sei eine Woche später aufgrund einer fehlenden Mehrheit auf Arbeitgeberseite wie aus heiterem Himmel geplatzt.

Arbeitnehmer halten an ihren Forderungen fest

Dass die Beschäftigten darüber immer noch sehr verärgert sind, wird unter lautstarken Rufen und ohrenbetäubendem Pfeifen mehr als deutlich. „Wir kämpfen für anständige Arbeitsbedingungen, wir wollen keine Privilegien“, erklärt Hausmann, der seit April mit den Verhandlungen betraut ist. Der Verband baden-württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) wertet die Forderungen der Arbeitnehmer als überzogen und hält an seinem Angebot von 4,6 Prozent Lohnerhöhung fest. Die Tarifauseinandersetzungen dürften nicht auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen werden, kritisiert der Verband in seiner Stellungnahme. Hausmann dazu: „Zum einen wurden an uns lediglich 4,3 Prozent als Angebot herangetragen und nicht 4,6, wie es in der offiziellen Mitteilung heißt. Zum anderen halten wir den Rückzieher der Arbeitgeber vom 18. Juli und seine Schuldzuweisungen für schlichtweg unanständig.“ Deshalb werde seit zwei Wochen im gesamten Land gestreikt. Mehr als 1200 Mitarbeiter hätten sich an den Aktionen beteiligt.

Die Urabstimmung läuft

Parallel zu den Warnstreiks führt Verdi eine Urabstimmung in den Betrieben durch. Sollten im Ergebnis, das am Mittwoch bekannt gegeben wird, mehr als 75 Prozent zugestimmt haben – wovon die Gewerkschaft ausgeht – seien unbefristete Streiks von Herbst an der nächste logische Schritt. „Die Fahrerinnen und Fahrer erwarten einen Tarifabschluss, der sie nicht abhängt von ihren Kollegen im öffentlichen Dienst. Zu so einem Abschluss waren und sind wir bereit. Jetzt müssen die Arbeitgeber im eigenen Lager endlich die noch nötige Überzeugungsarbeit leisten“, fasst Hausmann zusammen.