Fünf mutmaßliche Mitglieder der Stuttgarter Kurden stehen vor Gericht, weil sie zwei Männer einer anderen Straßengang brutal attackiert haben sollen. Nun meldet sich ein ehemaliges Mitglied aus Wuppertal zu Wort.

Ludwigsburg - Die Verhandlung vor dem Stuttgarter Landgericht um die Schlägerei vor dem Klinikum Ludwigsburg hat am Freitag eine überraschende Wende genommen: Ein Aussteiger der Straßenbande Osmanen Germania BC aus Wuppertal hat über einen Lokaljournalisten aus Wuppertal Kontakt mit dem Landgericht aufgenommen und angedeutet, dass er über den verhandelten Fall „etwas wisse“, wie der Vorsitzende Richter zu Beginn des Verhandlungstages erläuterte. Die für diesen Freitag erwarteten Aussagen zweiter mutmaßlicher Täter – bislang hatten alle vier Männer und die Frau auf der Anklagebank geschwiegen – wurden deswegen verschoben.

 

Den fünf Personen wird versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Sie sollen im April des vergangenen Jahres zusammen mit weiteren Personen zwei Mitglieder der Bande Osmanen Germania BC vor dem Klinikum Ludwigsburg überfallen und mit Holzstöcken, Baseballschlägern und Messern verletzt haben. Die Angeklagten sind im Alter zwischen 21 und 31 Jahren und sollen zum Teil ehemalige Mitglieder der 2013 verbotenen Red Legions sein und sich nun den Stuttgarter Kurden zugehörig fühlen. Seit Anfang des Jahres liefern sich die Gruppen immer wieder brutale Auseinandersetzungen in der Region, Hintergrund ist der Kurden-Konflikt in der Türkei.

Die Verteidiger wollen den Aussteiger anhören

Die Nachricht, dass nun ein ehemaliges Mitglied der Osmanen Germania in diesem Fall aussagen möchte, wurde von den Prozessbeteiligten unterscheidlich aufgenommen. Während die neunte Schwurgerichtskammer um den Vorsitzenden Richter der Meinung war, dass man sich von der Aussage „keinen Mehrwert“ für den Prozess verspreche, beantragten die Anwälte der Verteidigung, den Aussteiger anzuhören.

Wie Berichten der „Wuppertaler Rundschau“ zu entnehmen ist, soll der 35-jährige Geschäftsmann zum Zeitpunkt der Tat nicht in Ludwigsburg gewesen sein, aber in seiner Funktion als „rechte Hand“ eines der Opfer eingeweiht gewesen sein. Dieses hatte vor Gericht zu Protokoll gegeben, Präsident des Chapters der Osmanen in Wuppertal zu sein.

Der Aussteiger wiederum, der weitere ehemalige Mitglieder der Straßenbande um sich schart, um eine „internationale Bruderschaft“ zu gründen, wird derweil selbst von den Osmanen bedroht. Erst mit WhatsApp-Nachrichten wie „Wir kriegen dich“, vor einer Woche wurde dann eine Freundin entführt. Mehr als 100 Polizisten waren im Einsatz, nach 24 Stunden tauchte die Freundin leicht verletzt wieder auf, wie die Zeitung berichtet. Ein nächtlicher Aufmarsch bewaffneter Bandenmitglieder ist ebenso berichtet worden.

Seine Aussage wird am Montag erwartet

Was der Mann konkret zum Fall in Ludwigburg sagen kann, wurde am Freitag nicht klar. Der Aussteiger sei auf einen Artikel in der Stuttgarter Zeitung aufmerksam geworden, in dem über die Aussage der Freundin eines der Opfer berichtet wird. Er ist der Meinung, dass die Frau lüge und von den Osmanen dafür Geld bekomme. Der Wuppertaler Journalist vermittelte den aussagewilligen Aussteiger schließlich über die Kripo Böblingen ans Landgericht. Dort soll er nun am Montag aussagen.