Das Hamburger Unternehmen ECE will das marode Einkaufszentrum retten – und hat offenbar bereits einen Ankermieter gefunden. Die Stadträte haben den Plan abgesegnet. Der Umbau könnte 2016 abgeschlossen sein.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Der Ludwigsburger Gemeinderat hat am Dienstagabend den Plänen der Stadtverwaltung zur Wiederbelebung des Marstall-Centers zugestimmt. Obwohl die Debatte hinter verschlossenen Türen stattfand, ist das Ergebnis kein Geheimnis. „Die ECE hat den Auftrag bekommen, das Projekt zu entwickeln“, sagt der Oberbürgermeister Werner Spec. Die dazu notwendigen Beschlüsse seien einstimmig oder mit großer Mehrheit gefällt worden. Erstmals äußert sich jetzt auch das Hamburger Unternehmen selbst zu dem Vorhaben, wenn auch zurückhaltend. „Wir sind dran“, sagt ein Pressesprecher. „Aber es ist noch nicht in trockenen Tüchern.“ Aus diesem Grund wolle er den Stand der Dinge aktuell nicht weiter kommentieren.

 

Das Hamburger Unternehmen ECE soll das Center retten

Die Grundzüge dieses Projekts sind längst bekannt. Die ECE, die in Deutschland als Marktführer beim Betrieb von innerstädtischen Einkaufszentren gilt, hat nun mindestens bis März Zeit, Investoren und neue Mieter für das marode und derzeit nahezu leer stehende Marstall-Center zu gewinnen. Wenn dies gelingt, und davon gehen alle Beteiligten aus, wird der Vertrag zwischen der Stadt und dem Unternehmen rechtskräftig – und der Umbau kann vorbereitet werden. Ein Projektmanager aus Hamburg gewährte den Stadträten am Dienstag bereits einen ersten Einblick in die Vorstellungen der ECE. Demnach soll das Gebäude in einzelnen Bauabschnitten erneuert werden, damit es während der Sanierungsphase zumindest teilweise geöffnet bleiben kann. Als denkbaren Termin für die Fertigstellung nannte der ECE-Mann das Jahr 2016.

Inzwischen sind weitere Details öffentlich geworden. So ist vorgesehen, dass der Saturn-Elektromarkt seine Filiale am Ludwigsburger Bahnhof aufgibt und stattdessen in das dann runderneuerte Marstall-Center umzieht. Diese Lösung sei „sehr wahrscheinlich“, räumt Spec auf Nachfrage ein. Obwohl damit am Bahnhof ein erheblicher Leerstand entstehe, sehe die Verwaltung diese Variante durchaus positiv, weil damit auch eine große Chance verbunden sei: auf eine Umgestaltung des Bahnhofsgebäudes, das in Ludwigsburg ebenfalls schon lange als Schandfleck gilt.

Saturn könnte als Ankermieter dienen

Im Marstall-Center würde Saturn als der viel beschworene Ankermieter dienen, der die Kundenmassen anlockt – auf dass diese dann auch die kleineren Geschäfte besuchen. Das Gerücht, dass die ECE bereits mit einem großen Lebensmittel-Vollsortimenter verhandelt, hat sich ebenfalls erhärtet. Auch die Drogeriemarktkette DM bekundet Interesse an Ladenflächen im Marstall-Center.

Darüber hinaus planen die Hamburger Projektmanager mit Geschäften, die sich eindeutig vom Breuningerland am Ludwigsburger Stadtrand unterscheiden sollen. Während Breuninger sich zunehmend zum Anbieter von „Top-Premiummarken“ entwickelt habe, so Spec, solle das Marstall-Center „qualitativ gute Waren auch für preisbewusste Käufer“ bieten. „Uns als Stadt ist das sehr wichtig.“

Ein Insider warnt, die ECE bekomme zu viel Macht in der Stadt

Die ECE wiederum muss ihrerseits ein Interesse daran haben, dass sich die zwei Einkaufszentren nicht gegenseitig Konkurrenz machen, weil die Hamburger auch das Breuningerland betreiben.

Bislang ist der Einstieg der ECE ins Marstall-Projekt und die damit verbundene Expansion der Hamburger in Ludwigsburg weitgehend unumstritten, nur hinter vorgehaltener Hand wird leise Kritik geäußert. Natürlich sei ECE eine gute Wahl, denn das Unternehmen verfüge über enorme Erfahrung in der Projektentwicklung, sagt ein Insider. Aber: „Man muss auch aufpassen, dass die hier nicht zu mächtig werden.“ Als Betreiber der beiden mit Abstand größten Ludwigsburger Einkaufszentren rücke die ECE in eine Position, aus der heraus sie nicht nur Druck auf die Verwaltung ausüben, sondern auch direkten Einfluss auf die Stadtpolitik nehmen könne. Der Oberbürgermeister wisse um diese Gefahr, aber letztlich habe die Stadt keine andere Option gehabt. „Die Alternative wäre gewesen, dass Marstall-Center verrotten zu lassen – und das kann auch keiner wollen.“