Die Ludwigsburger Stadträte sind in der Zwickmühle – und müssen Millionen für Schulsanierungen bewilligen. Der Nutzen scheint begrenzt.

Ludwigsburg - Zweimal standen kürzlich im Gemeinderat schulische Belange zur Debatte, und beide Male ging es um viel Geld. Die Räte beschlossen Investitionen in Gebäude, die nur noch eine begrenzte Zeit genutzt werden können und womöglich nicht groß genug sind – und ihnen blieb kaum eine andere Wahl, denn sie wähnten sich in einer Zwickmühle. Einmal ging es um die Sanierung und brandschutztechnische Aufrüstung der Silcherschule, die nur interimsweise nötig sein wird. Zum anderen um eine Kostenexplosion beim Umbau der Pestalozzischule zur Gemeinschaftsschule. Wird dieser neue Schultypus ein Erfolgsmodell, so die Kritiker, platzt das Gebäude schon 2019 aus allen Nähten.

 

Kostensteigerung um mehr als 50 Prozent

Als die Sanierung der ehemaligen Pestalozzischule im Jahr 2010 beschlossen wurde, kalkulierten die Planer mit einem Betrag von fünf Millionen Euro. Mittlerweile musste Gabriele Barnert vom Fachbereich Hochbau und Gebäudewirtschaft einräume, dass die Kosten für alle drei Ausschreibungspakete gestiegen sind – auf insgesamt 8,6 Millionen Euro. Jeder Privatier wäre bei einer solchen Kostensteigerung pleite, meinte Reinhold Noz (CDU). Schützenhilfe bekam der Fachbereich von den Grünen. Viele Probleme der zwei Gebäudeteile aus den Jahren 1933 und 1963 seien nicht vorhersehbar gewesen, sagte Markus Gericke.

Von Herbst 2015 an soll die Gemeinschaftsschule an den Start gehen. Im Haus gibt es 18 Klassenräume. Wird die neue Schule aber vierzügig, so sind schon ab Klasse 9 insgesamt 20 Klassenzimmer nötig. Gibt es also den Ansturm, den der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried vorhersieht, wird der Platz 2019 knapp.

2015 beginnt auch die Generalsanierung im Goethe-Gymnasium. Einige Klassen werden wohl vorübergehend im ehemaligen Pestalozzigebäude an der Alleenstraße unterkommen. Die Schüler der Justinus-Kerner-Realschule, die momentan ebenfalls im Goethe-Gebäude unterrichtet werden, sollen übergangsweise in die beiden Gebäude der ehemaligen Silcherschule ziehen. Doch auch hier gab es Überraschungen: vor allem das Haus an der Mathildenstraße ist marode, und bevor dort wieder unterrichtet werden darf, muss beim Brandschutz nachgerüstet werden. Die Kosten für den Umbau werden auf 1,2 Millionen Euro geschätzt. Angesichts der Tatsache, dass die Silcherschule ohnehin abgerissen werden soll, sobald die ganzen Schulrochaden in der Innenstadt vorbei sind, finden die Räte diese Ausgabe besonders ärgerlich. Geplant ist, an der Stelle Gebäude für die Stadtverwaltung zu errichten.

Gemeinderat ohne Alternative

In Ermangelung von anderen Ausweichquartieren in der Innenstadt schluckten die Stadträte die bittere Pille. Claus-Dieter Meyer (CDU) sprach von einer „Entscheidung aus der Not“ heraus. Die einzige Alternative wären Fertigbaumodule gewesen, doch die waren schon in einer Vorberatung im Bauausschuss mehrheitlich abgelehnt worden: „Zentral am Schulcampus können wir keine Container aufstellen“, sagte etwa die Grünen-Stadträtin Christine Knoß. „Mit Zähneknirschen müssen wir Ja sagen“, meinte Hubertus von Stackelberg (SPD). Im übrigen bleibe nicht mehr viel Zeit, um die Gebäude in den von der Feuerwehr geforderten Zustand zu versetzen.