Die Stadt setzt ihre 2013 beschlossene Wohnbauoffensive um: Fast jede zweite neue bis 2023 geplante Wohnung soll in der Barockstadt zu einem reduzierten Mietpreis zu haben sein.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Die Stadt Ludwigsburg wird sich in den kommenden acht Jahren verstärkt im Bau von Mietwohnungen engagieren. So sollen fast 1000 Wohnungen entstehen. Dazu wird die Stadt in einem ersten Schritt ein Konzept vorlegen, wie acht Flächen für den Wohnbau erschlossen werden können. Dafür hat der Verwaltungsausschuss am Dienstag mit zwei Gegenstimmen den Weg geebnet. Allein die Gebiete Ost/Oßweil und „Unter dem Hohen Rain“ in Neckarweihingen umfassen 80 Prozent der vorgesehenen Flächen.

 

Die städtischen Pläne gehen nun weiter als in der im November beschlossenen Wohnbauoffensive. Damals hatten sich die Gemeinderatsfraktionen geeinigt, zehn bis 20 Prozent der neuen Wohnungen an die Wohnungsbau Ludwigsburg (WBL) zu geben. Jetzt sollen es rund 30 Prozent sein. Um die Zahl der Wohnungen mit gedeckelten Mieten zu erhöhen, wird die WBL die projektierten Wohnungen zudem anders weitervermarkten als bislang.

Wohnbau wird mehr günstige Wohnungen vermarkten

Im Moment verkauft sie ein Drittel auf dem freien Markt, ein Drittel vermietet sie, das verbleibende Drittel vergibt sie nach dem Fair-Wohnen-Modell zu einen reduzierten Mietpreis. Zukünftig verzichtet die WBL auf den Verkauf und vermarktet die Wohnungen ausschließlich als Miet- oder Fair-Wohnen-Wohnungen. Dazu sollen noch einmal zehn bis 15 Prozent der entstehenden Wohnungen von anderen Investoren über das Landeswohnraumförderungsprogramm angeboten werden.

Damit hätten zwischen 40 und 45 Prozent der entstehenden Wohnungen preisgedämpfte Mieten, sagt Thomas Hugger, der Leiter des Liegenschaftsamts. Im günstigsten Fall entstünden so in den nächsten acht Jahren zwischen 210 und 300 preiswertere WBL-Wohnungen. Ein Konzept, wie der Verzicht der WBL auf den Verkauf von Wohnungen finanziell kompensiert werden kann, will die Verwaltung den Gremien demnächst vorliegen.

Konsens war nicht sofort da

Obwohl alle Fraktionen die Wohnungsnot in Ludwigsburg als drängendes Thema erkannt haben, sah es am Dienstagabend zwischenzeitlich allerdings so aus, als sei die Vorlage, für welche die Verwaltung in Klausuren, Informationsveranstaltungen und an Runden Tischen geworben hatte, doch nicht mehrheitsfähig.

Die Sorge, in der nächsten Dekade alle frei verfügbaren Flächen zu verbauen und keine Reserven für nachfolgende Generationen zu haben, trieb CDU und Freie Wähler um. Reinhardt Weiss (FW) forderte die befristete Erhöhung des Wohnungsanteils für die WBL auf fünf Jahre. „Wir brauchen, allein um den Bestand zu halten, 200 Wohnungen jährlich“, konterte der Oberbürgermeister Werner Spec. Die restlichen Fraktionen befürworteten – bis auf Zweifel an einzelnen Flächen – die Pläne. Als die Diskussion sich im Kreis zu drehen begann, forderte Spec: „Wir müssen jetzt einfach mal springen.“ Das tat das Gremium dann.